0501 - Die Mord-Clique
sterben.«
»Sie wird kommen!«
»Ich hoffe es für dich!« sagte der Mann und knallte die Tür zu.
Sarah hörte, wie er abschloß, sie vernahm auch Mables Stimme.
»Wenn es soweit ist, überläßt du sie mir, nicht wahr?«
»Meinetwegen. Aber ob die anderen damit einverstanden sind, weiß ich nicht. Caspar hat auch noch eine Rechnung offen.«
»Wir können sie uns ja teilen.«
Was Godfrey darauf erwiderte, bekam Lady Sarah nicht mehr mit, weil die beiden sich entfernten.
Mit unsicheren Schritten trat sie zur Seite und lehnte sich neben der Tür gegen die Wand. Spinnweben hingen von der Decke. Als dünnes Netz streiften sie ihr Gesicht.
Sie merkte es nicht einmal, weil sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Sie dachte daran, daß Jane und sie ihr Leben verlieren würden. Diese grausame Gruppe kannte kein Pardon, wenn es um ihre ureigenen Ziele ging. Da spielten Menschenleben keine Rolle.
Vor der Wand gegenüber lagen die beiden Toten.
Würde Sarah auch bald dort liegen?
***
Jane Collins hatte sich ein Taxi bestellt. Sie konnte dies riskieren, dennihr Gesicht hatte wieder den normalen Ausdruck angenommen. Kein Knochen- oder Skelettschädel mehr, es sah aus wie immer, als hätte es nie eine Verwandlung gegeben.
Jane wußte es besser. Sie litt darunter, denn tagsüber wagte sie sich nicht auf die Straße.
Der Fahrer war ein schweigsamer Mann jenseits der Fünfzig. Er hatte nur nach dem Ziel gefragt, ansonsten mit Jane nicht mehr gesprochen, was ihr auch angenehm war. So konnte sie sich ganz ihren Gedanken hingeben, die sich natürlich mit der nahen Zukunft beschäftigten. Obwohl John Sinclair Bescheid wußte, spürte Jane ein Gefühl der Angst tief in ihrem Innern. Sie wußte ja, daß man Jagd auf sie machte, die Hölle hatte ihr einen schrecklichen Denkzettel verpaßt und war noch hinter ihr her. Aber der Teufel hätte es auch einfacher haben können, um sie durch Erpressung in ihre Gewalt zu bekommen.
Je mehr Jane darüber nachdachte, um so stärker wurde der Verdacht, daß etwas ganz anderes hinter den Dingen steckte, als nur eine Abrechnung des Satans.
Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, was die anderen Personen von ihr wollten. Darüber spekulieren wollte sie nicht. Es würde ihre Angstgefühle nur noch verstärken.
Über London lag der Abend mit seiner Dunkelheit. Es war kühl geworden, viel zu kalt für den Sommer. Der Wind brachte eine unangenehme Frische mit, es hatte auch geregnet, die Straßen und Gehsteige schimmerten noch naß.
Der Regents Park erschien als dichte, dunkle Insel an der rechten Seite. Es war nicht mehr weit bis zum Ziel. Die Mallory Street lag ein wenig versteckt, zudem war sie eine querlaufende Sackgasse und nur durch eine Zufahrt in der Mitte zu erreichen.
Wenige Häuser säumten die Fahrbahn, dafür viel Grün. Die Baumkronen sahen sehr dunkel und dicht aus. Von den Blättern tropfte Wasser, wenn der Wind durch die Kronen rauschte.
An der linken Fahrbahnseite rollte der Wagen aus. »Wir sind da, Miss«, erklärte der Fahrer.
»Was habe ich zu zahlen?«
Der Driver nannte den Preis, bekam noch ein kleines Trinkgeld, dann stieg Jane aus und schaute dem davonfahrenden Wagen nach, hinter dessen Auspuffrohr die Abgasfahne zerflatterte.
Sie brauchte nicht weit zu gehen, um das Grundstück zu erreichen. Das große Haus sah sie hinter den Bäumen. Hinter einigen Fenstern brannte Licht.
Eine Mauer, hüfthoch, darauf ein Gitter, begrenzte das Grundstück. Das Tor sah zwar verschlossen aus. Als Jane jedoch gegen eine der Stangen drückte, schwang es auf.
Es war gut geölt. Jane hörte nur ihre eigenen Schritte, als sie das Grundstück betrat. Der Weg führte direkt zum Haus. Schnurgerade sah er aus, wie mit einem Lineal gezogen. Das konnte auch an den helleren Kantensteinen liegen, die ihn säumten.
Janes Blick war mißtrauisch auf das Gebäude gerichtet. Ulmen und Platanen standen im Garten. Dazwischen wuchs das Gras wie ein dichter Teppich.
Zur Eingangstür hoch führte eine Treppe aus drei breiten, halbrunden Stufen. Die Tür bestand aus massivem Eichenholz, das außen ein geripptes Muster zeigte.
Janes Knie zitterten, als sie über die Stufen ging. Obwohl sie kein Gesicht sah, hatte sie das Gefühl, aus einigen der zahlreichen Fenstern beobachtet zu werden.
Kalt lief es ihren Rücken hinab. Sie trug einen leichten Mantel.
Der Wind preßte den Stoff gegen ihren Körpers. Er wehte auch Tropfen aus dem Laub der Bäume.
Auf der letzten Stufe – sie war
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