0501 - Die Mord-Clique
deiner Freundin gehört hast. Wir gehen jetzt in den Keller. Es ist nicht weit«, sagte Godfrey. »Und denke immer daran, daß ich hinter dir bin und die Läufe der Schrotflinte auf dich gerichtet habe.«
»Ja.«
»Dann weißt du ja Bescheid.« Er hielt Jane an der Schulter fest.
»Noch etwas, welche Waffen besitzt du?«
»Keine.«
»Taste sie ab, Mable.«
Und Mable kam. Sie drehte sich um Jane herum. Ihre Hände waren sehr genau, und sie schien regelrecht enttäuscht zu sein, als sie bei der jungen Frau keine Waffe fand. »Nichts.«
»Das ist gut. Du kannst weitergehen.«
Es wurde Jane immer gesagt, wohin sie ihre Schritte zu lenken hatte. Quer durch die Halle mußte sie schreiten. Im Hintergrund sah sie mehrere Türen. Eine davon visierte sie an.
Jane durfte sie auch aufziehen. Jemand machte Licht. Sie sah vor sich eine Kellertreppe, die in eine völlig andere Welt führte. Da waren die Wände verhangen. Auf dem Stoff sah sie mehr als einmal die Fratze des Teufels, und die Treppe stieß vor in ein Reich, das ihr unheimlich war.
Jane spürte für einen Moment den Druck der beiden Mündungen in ihrem Rücken. »Geh schon weiter.«
Sie blieb noch stehen. »Wo finde ich Sarah Goldwyn?«
»Unten.«
»Ja.« Sie hielt sich nicht am Geländer fest. Auch dieser Handlauf war mit Stoff überzogen. Jane hielt sich in der Stufenmitte. Hinter ihr gingen die sechs alten Leute in Reih und Glied. Sie freuten sich auf das Kommende und sahen sich schon jetzt am Ziel ihrer Wünsche.
Jane überlegte, wie sie der Falle entwischen konnte. Eine klare Lösung hatte sie bisher nicht gefunden. So stieg sie tiefer und versuchte, etwas von der Atmosphäre wahrzunehmen, die sich im Keller ausgebreitet hatte.
Sie war eine andere als oben in der Halle. Jane spürte genau das unheimliche Fluidum, das den Keller beherrschte. Hier lauerte etwas zwischen den Wänden. Etwas sehr Dichtes, aber Unsichtbares.
Da hatte der Satan ausgeatmet, ohne daß sein Atem sichtbar geworden wäre, obwohl er die Räume erfüllte.
Am Fuß der Treppe mußte Jane stehenbleiben. James Godfrey legte ihr das Ende des Flintenlaufs auf die linke Schulter und drückte etwas härter zu.
»Siehst du den Gang dort links? Er ist nur sehr schmal, die Lampe gibt nicht viel Licht. Da geh hinein und bleibe vor der Tür stehen. Verstanden?«
»Natürlich.«
Godfrey blieb hinter ihr. Seine Waffe reichte aus. Die anderen fünf Personen blieben im Gang zurück. Nur Ezra Wouk ging noch ein Stück vor und blickte ihnen nach.
Die Tür war nicht zu übersehen. Auch Jane hatte durch einen raschen Blick über ihre Schulter festgestellt, daß nur Godfrey hinter ihr war. Sollte sie es versuchen? Er war alt, sie wesentlich jünger, konnte sich auch schneller bewegen und kannte einige Tricks. Zudem schien nur Godfrey mit einer Schußwaffe ausgerüstet. Sichtbar trugen die anderen keine. Und wenn sie Godfrey als Geisel nahm…
»Woran denkst du?« fragte er.
»An Sarah Goldwyn.«
James Godfrey nahm ihr die Lüge glücklicherweise ab. »Du brauchst nicht mehr an sie zu denken, du kannst sogar mit ihr sprechen. Sie befindet sich hinter der Tür.«
»Darf ich hinein?«
»Natürlich nicht. Aber rede mit ihr, damit du erkennst, daß wir Wort gehalten haben.« Godfrey lehnte an der Wand. Er hatte eine fast lässige Haltung eingenommen, aber Jane ließ sich davon nicht täuschen. Bei dem kleinsten Fehler ihrerseits würde der Aufpasser reagieren wie ein Wachhund und eiskalt abdrücken.
Sie ballte die rechte Hand zur Faust und drosch sie zweimal hart gegen die Tür. In das Echo hinein klang bereits Sarah Goldwyns Stimme. »Bist du es wirklich, Jane? Ich habe deine Stimme gehört. Sag doch etwas, bitte.«
»Ja, ich bin hier.« Jane vernahm einen schluchzenden, aber auch erleichtert klingenden Laut, dann stand Lady Sarah dicht bei ihr, nur durch die Tür getrennt.
»Wie geht es dir, Sarah?«
»Ich lebe.«
»Hat man dich gefoltert?«
»Nein, nicht, aber hier liegen zwei Tote. Ein junges Mädchen und ein kleiner Mensch…«
Jane drehte den Kopf und blickte auf Godfrey, der nach Sarahs Worten gegrinst hatte. Also stimmte es. Jane war klargeworden, daß sie es tatsächlich mit Mördern zu tun hatte.
»Es waren die Zeugen«, sagte Godfrey flüsternd. »Sie haben eben Pech gehabt.«
»Was geschieht jetzt weiter?« hörte Jane die Frage aus dem alten Kellerverlies.
»Ich weiß nicht genau, aber sie wollten eigentlich mich, nicht dich. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Jane
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