0501 - Die Mord-Clique
ausgelassen.«
»Bei mir wohnt eine Freundin.«
»Die ich nicht kenne.«
»Nein, es ist eine junge Frau, keine aus unserer Jugend. Sie heißt Jane Collins.«
»Und sie hält es mit dir aus?«
»Sicher. Weshalb nicht?«
»Dann habt ihr bestimmt das gleiche Hobby.«
»Nun ja, ich will mal sagen, daß es Jane nicht abschreckt, womit ich mich beschäftige.«
Ellie Godfrey hatte auf das besondere Hobby der Lady Sarah angesprochen. Es war nicht nur besonders, sondern ausgefallen und außergewöhnlich, denn die alte Dame interessierte sich für alles Okkulte und Unheimliche. Nicht umsonst trug sie den Spitznamen Horror-Oma. Es gab kaum jemand, der auf diesem Gebiet mehr wußte als Lady Sarah. Sie war informiert über Bücher, Filme und bezog zahlreiche Fachzeitschriften, die sich mit diesem Thema auseinandersetzten. Das Dach ihres Hauses war ausgebaut als Video-Raum und gleichzeitig als Grusel-Bibliothek. Aber nicht nur in der Theorie wußte Lady Sarah Bescheid. Zum Leidwesen ihrer Freunde hatte sie oft genug selbst mitgemischt und sich dabei mehrmals in Lebensgefahr begeben. Bisher war alles gutgegangen.
Jane Collins wohnte zwar bei ihr, als Beschützerin im weitesten Sinne konnte man die junge Frau jedoch nicht bezeichnen. Sie, die ehemalige Hexe, war gezeichnet worden. Die schwarzmagische Seite hatte an ihr furchtbare Rache genommen.
Tagsüber hatte Jane Collins kein Gesicht mehr, sondern einen bleichen Totenschädel. Erst bei Anbruch der Dunkelheit wechselte dies, da wurde sie wieder normal.
Aber das sagte Lady Sarah der Bekannten natürlich nicht. Es reichte, wenn die Godfreys über ihr Hobby informiert waren.
»Also, ich würde bei dir Angst bekommen«, gab Ellie zu. Sie schüttelte sich. »Zwischen all diesen Dingen zu wohnen ist wirklich nicht jedermanns Sache.«
»Ich lebe doch normal. Bei mir stehen keine Skelette herum, da stecken keine Kerzen in Totenschädeln, ich fühle mich einfach wohl. Und was mein Hobby angeht, so ist es außergewöhnlich, aber es erhält mich jung, was in unserem Alter natürlich wichtig ist.«
»Da sagst du was, Sarah.«
»Habt ihr denn auch ein Hobby?«
Ellie Godfrey runzelte die Stirn. »Ich möchte mal sagen, nicht direkt. Unser Hobby verteilt sich mehr auf die drei Ehepaare, die hier wohnen. Wir sitzen oft am Abend mit den anderen zusammen und diskutieren. Es hat sich schon zu einer Philosophie gemausert. Wir reden praktisch über alles. Die Vergangenheit, die Gegenwart, und wir machen uns auch Gedanken über die Zukunft.«
»Denkt ihr darüber positiv?«
»Ja.«
»Das ist gut«, sagte Sarah Goldwyn. »Das ist sogar sehr gut. Es gibt nicht viele Menschen unseres Alters, die mir diese Antwort gegeben hätten. Die meisten haben resigniert.«
»Das hätten wir wohl auch, wenn wir nicht eine so nette Gemeinschaft gefunden hätten. Wir verstehen uns ausgezeichnet und fürchten uns auch nicht vor der Zukunft. Wir sprechen oft darüber, was danach kommt.«
»Du meinst nach dem Tod?«
»Ja.«
»Das ist natürlich schwer«, sagte Lady Sarah überlegend. »Es gibt da verschiedene Theorien. Der christliche Glaube…«
Ellie winke fast unwirsch ab. »Nein, diese Philosophie nicht. Eher umgekehrt.«
»Wie meinst du das denn?«
»Ich denke so an die Reinkarnationstheorien, wenn du verstehst, was ich meine?«
»Nur unvollkommen, das gebe ich gern zu.«
»Spielt auch keine Rolle. Es ist eben das Geschwätz alter Menschen, sage ich dir.«
»Nun ja, auch ich habe mich mit diesen Dingen beschäftigt. Ich finde es interessant, was du da sagst. Sehr viel habe ich darüber gelesen, vielleicht könnte ich eure Diskussionsrunde mit meinem Wissen irgendwann einmal befruchten.«
»Das wäre zu überlegen. Ich müßte allerdings erst die anderen Ehepaare fragen, was sie davon halten.«
»Das versteht sich.«
James Godfrey kam mit dem Tee. Er hatte das Getränk in einer alten Kanne gekocht. »Soll ich noch neue Tassen holen?« fragte er, als er die Kanne auf ein Porzellanstövchen stellte, in dem eine Kerze brannte, die den Tee warm hielt.
»Nicht meinetwegen«, erklärte Lady Sarah. »Ich trinke ihn auch aus der benutzten Tasse.«
»Wir ebenfalls.«
»Darf ich dann einschenken?«
»Gern, James.« Lady Sarah kannte die Godfreys schon aus früheren Jahren, als sie noch verheiratet gewesen war. Sie hatte drei Männer überlebt und von ihnen stets ein kleines Vermögen geerbt.
Das Geld war gut angelegt, es brachte Zinsen, doch Lady Sarah hockte nicht auf den Scheinen. Sie
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