0502 - Der Ritter mit dem Flammenschwert
auch sagen sollen! Er wußte ja nicht, warum es ihn in gewissen Abständen immer wieder aus dem Zauberschloß ins Freie zog.
Auf dem Weg zur Tür hielt er noch einmal inne und wandte sich um.
„Es kann diesmal länger dauern. Ich will nach Traci gehen."
„Und was willst du in Traci?" fragte Doreen.
Bossa gab keine Antwort und ging.
Diesmal war es früher Nachmittag, als er das Zauberschloß verließ. Bossa Cova marschierte in Richtung Norden. Er begegnete keinem Menschen, bis er an die Peripherie der Stadt kam. Dort traf er auf eine Gruppe verwahrloster Männer, Frauen und Kinder, die ein Magazin geplündert hatten. Sie verteilten die Beute, unter der sich zahlreiche Gegenstände befanden, deren Verwendungszweck sowohl ihnen als auch Bossa unklar war.
Der einsame Mann kümmerte sich nicht darum, sondern setzte seinen Weg fort. Er mußte eine Unterkunft für die Nacht finden, denn die rote Sonne stand bereits dicht über dem Ende der Welt.
Bald würde sie im unendlichen Meer der Träume versinken, um am nächsten Morgen ausgeruht und strahlend am anderen Ufer der Welt wieder auf zutauchen.
Bossa Cova entschied sich schließlich für ein achtstöckiges Haus, dessen beide oberen Stockwerke durch eine Explosion verwüstet waren. Hinter der Tür mußte er über den Kadaver eines großen zottigen Hundes steigen, dem jemand den Schädel zerschmettert hatte. Das konnte noch nicht lange her sein, denn der Körper war noch warm.
Bossa überlegte, ob er den Kadaver abhäuten und sich ein Stück Fleisch herausschneiden sollte. Da er genügend Lebensmittel bei sich führte, ließ er es jedoch bleiben.
Er stieg eine gewendelte Treppe bis zum vierten Stock hinauf und durchsuchte systematisch die Räume, um sich vor unliebsamen Überraschungen zu bewahren.
Plötzlich stieg ihm ein vertrauter Geruch in die Nase.
Menschen!
Irgendwo in den anliegenden Räumen waren Menschen Bossa nahm die Axt in die rechte Hand, nachdem er festgestellt hatte, aus welcher Richtung der Geruch kam. Er ging langsam auf die betreffende Tür zu, doch sie öffnete sich nicht von selbst.
Lange stand Bossa nachdenklich davor, dann trat ein Glitzern in seine Augen. Vage erinnerte er sich daran, wie sich die Tür unter dem Dämonenauge geöffnet hatte. Man mußte bestimmte magische Bewegungen ausführen.
Er legte seine Handfläche gegen das kalte Metall der Tür und strich nach unten. Ohne Erfolg. Bossa dachte angestrengt nach.
Wenn hinter der Tür Menschen waren, mußten sie irgendwie hineingekommen sein. Vielleicht gab es einen zweiten Eingang.
Bossa Cova ging zur Treppe und stieg ein Stockwerk höher. Er verharrte schweigend, als unten auf der Straße eine lärmende Horde vorüberzog. Danach setzte er seine Suche fort. Er grinste, als er über dem bewußten Zimmer ein großes Loch im Fußboden entdeckte. Das war also der zweite Eingang! Nicht schlecht. Fast fühlte er Sympathie den Menschen gegenüber, die sich dieses Versteck ausgesucht hatten. Doch er konnte nicht dulden, daß andere Menschen im gleichen Haus wie er übernachteten. Sie hätten ihn überfallen und töten können, während er schlief.
Bossa zog den Schild dicht an seinen Körper und sprang.
Er landete federnd auf dem Boden des darunterliegenden Zimmers und drehte sich schnell im Kreis, um einen Angriff von hinten zu vermelden.
In einer Ecke des Zimmers hockte mit angezogenen Knien ein etwa zehnjähriges Mädchen. Neben ihr stand ein Junge, vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre alt. Er hielt ein Messer in der Hand und schien entschlossen zu sein, zu kämpfen.
Bossa Cova ließ die erhobene Axt sinken und sagte: „Bossa kämpft nicht gegen Kinder. Du kannst dein Messer wegstecken, Junge."
„Gehen Sie fort!" rief der Junge mit schriller Stimme. „Hier wohnen wir!"
Bossa schüttelte den Kopf.
„Ich will euch nicht vertreiben. Ich dachte, hier hätten sich Plünderer versteckt, und ich wollte sichergehen, daß sie mich nicht im Schlaf umbringen. Wer seid ihr?"
„Ich bin lo, und das ist mein Bruder Sarkh", sagte das Mädchen.
„Sei still!" fuhr Sarkh sie an. „Jeder Fremde ist ein Feind."
„Mein Name ist Bossa Cova", sagte Bossa.
„Gehen Sie!" sagte der Junge. „Lassen Sie uns allein!"
Bossa musterte den mageren Knaben. Er trug einen Lendenschurz und darüber ein viel zu großes Hemd. Seine Füße waren nackt und schmutzig, das Haar wirr und offenbar mit einem Messer mehr schlecht als recht gestutzt.
Dann betrachtete Bossa das Mädchen. Auch sie war mager,
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