0502 - Der Ritter mit dem Flammenschwert
damit zufrieden, daß du deine Maske verloren hast. Ich will dich für immer stillegen. Töte mich, und du bist frei!"
Der rechte Arm des Vario-Roboters zitterte leicht, bewegte sich einige Zentimeter nach oben und kam wieder zum Stillstand.
Ypteron beobachtete den Vorgang wachsam; er wußte von Koslow, daß sich im hohlen rechten Arm des Roboters ein Thermo-Intervallnadler befand, mit dem in der Sekunde dreißig Schuß abgegeben werden konnten. Im linken Arm befand sich ein Desintegrator.
Als Varios rechter Arm anhielt, lächelte Ypteron zufrieden.
„Du kannst mich nicht töten, nicht wahr? Weil das erste Gesetz der Robotik dich daran hindert. ,Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.' Das stimmt doch, oder?"
„Das ist richtig", entgegnete Vario. „Aber in meinem Falle stimmt es nur, solange ich meine plasmatische Gehirnkomponente blockiere."
„Nicht ganz", erwiderte Ypteron spöttisch. „Deine positronische Gehirnkomponente hat eine Sonderschaltung. Du kannst einen einzelnen Menschen töten, wenn du dadurch eine große Anzahl anderer Menschen rettest.
Nun, das trifft zu, jedenfalls im Sinne deiner Programmgestalter.
Perry Rhodan wollte, daß du für eine Zivilisation technischer Superlative eintrittst, für eine Menschheit, deren gigantische Raumschiffe ganze Sonnensysteme vernichten können, kurzum für eine aggressiv-expansive Menschheit.
Ich will eine solche Menschheit nicht. Ich werde dafür sorgen, daß auf allen von Menschen bewohnten Planeten die Atomkraftwerke, Raumschiffswerften, Waffenfabriken und andere der aggressiven Expansion dienenden Instrumente zerstört werden. Am Ende wird die Herrschaft des Homo superior stehen, werden die Menschen sich mit den Welten zufrieden geben, auf denen sie geboren sind, wird die Vergewaltigung der Natur aufhören. Die Menschheit wird von uns dazu erzogen werden, in Frieden und Harmonie mit der natürlichen Umwelt und dem Kosmos zu leben."
„Das sind Phantastereien", widersprach der Roboter. „Zumindest auf den dicht besiedelten Welten können die Menschen ohne Atomkraftwerke und andere technische Anlagen nicht existieren.
Außerdem braucht die Menschheit die Raumfahrt, wenn sie nicht in Stagnation verfallen will, die dann unweigerlich zu Dekadenz und Degeneration führt. Und sie braucht ihre Kampfmittel, weil es immer wieder andere Zivilisationen gibt, die sie unterwerfen oder sonstwie schädigen wollen."
„Eine Zivilisation, wie wir sie anstreben, stellt für keine andere eine Konkurrenz oder gar Bedrohung dar", entgegnete Ypteron.
„Man wird uns in Ruhe lassen."
„Ihre Argumente stehen in eklatantem Widerspruch zur tatsächlichen Lage und entbehren daher der Logik. Damit werden Sie und Ihre Organisation zu einer ernsten Gefahr für den Bestand der gesamten Menschheit. Sie haben sich selbst zum Tode verurteilt." Varios beide Waffenarme hoben sich.
Ypteron hob die Hand. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen.
Er war bereit, sich notfalls für die Zukunft des Homo superior zu opfern, aber nur, wenn dadurch der Vario-Roboter ausgeschaltet wurde. Da Argyris diese Maßnahme nur selbst durchführen konnte, mußte er in einen echten robotischen Konflikt gestürzt werden.
„Nicht so schnell!" rief er. „Bedenke, Roboter, daß ich nicht allein bin. Auf Olymp - und auf anderen von Menschen bewohnten Planeten -gibt es Millionen Individuen des Homo superior. Du kannst die Entwicklung nicht aufhalten, wenn du mich tötest."
Vario 500 schwieg. Die bloßliegenden Mündungen seiner Waffenarme zeigten auf Ypteron, doch er schoß nicht.
Rocus Ypteron atmete auf. Vielleicht brauchte er sich doch nicht zu opfern. Vielleicht zwang der für eine Positronik unlösbare Konflikt den Roboter dazu, sich selbst zu zerstören. Eine solche Anlage existierte in dem eiförmigen Rumpf, wie er von Koslow wußte.
Plötzlich knackte es laut im Körper des Roboters. Ein schwaches Summen ertönte, dann senkten sich die Waffenarme.
Ypteron wandte sich um.
„Sheldon!"
Ein schwarzhäutiger junger Mann trat vor. Er hielt in der rechten Hand ein kastenförmiges Gerät. Damit ging er langsam um den Vario-Roboter herum, die Vorderseite des Geräts in gleicher Höhe mit dem Rumpf des Roboters.
Nach kurzer Zeit ließ er das Gerät sinken und nickte Ypteron zu.
„Tot. Der Roboter hat alle Systeme abgeschaltet. Er ist nichts mehr als das stählerne Denkmal einer barbarischen Epoche."
Hinter Ypteron brachen die Männer und
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