0502 - Der Ritter mit dem Flammenschwert
der schmächtige Körper von einem Schluchzen erschüttert, die Augen füllten sich mit Tränen.
Bossa zog den Jungen an sich und strich ihm über das strähnige Haar.
„Schon gut, mein Junge", redete er beruhigend auf ihn ein, „schon gut."
Die beiden Männer hinter Koslow hoben ihre Desintegratoren.
Innerhalb weniger Minuten waren die Kokonmasken des Robotkaisers in Gaswolken aufgelöst.
„Und nun zu Vario selbst!" sagte Rocus Ypteron. :Jupiter Koslow wandte sich um und ging wiederum der Gruppe voran. Er glaubte ziemlich genau zu wissen, wo Anson Argyris sich aufhielt. Schließlich hatte er seine Verhaltensweise lange genug studieren können. Da Argyris nicht in die Ereignisse auf dem Freihandelsplaneten eingegriffen hatte, war es ihm nicht gelungen, allein mit der positronischen Gehirnkomponente seinen Körper zu beherrschen. In diesem Fall würde er seine Bewegungsapparatur freiwillig desaktiviert haben, um in seinen schizophrenen Zustand keine verhängnisvollen Fehler zu begehen. Andererseits mußte er darauf bedacht gewesen sein, einen sicheren Ort aufzusuchen, wo er in aller Ruhe versuchen konnte, eine Dominanz seines positronischen Gehirnsektors zu erreichen. Am sichersten aber war er in seiner geheimen Schaltstation. Er konnte ja nicht wissen, daß der ehemalige Kommandeur der Palastwache ein Agent der Superiors war.
Nachdem Koslow den Eingang zur Schaltstation auf die gleiche Weise geöffnet hatte wie den zur Biostation, blieb er stehen und wartete, bis Ypteron ihn eingeholt hatte.
„Ich bitte Sie, äußerst vorsichtig vorzugehen", sagte er. „Wir wissen nicht, ob der Vario-Roboter im Zustand der Passivität völlig von der positronischen Komponente beherrscht wird."
„Sie sagten aber doch, das wäre sehr wahrscheinlich, Koslow."
„Sehr wahrscheinlich ist nicht absolut sicher. Nur wenn Vario allein durch die Positronik und damit von den Robotgesetzen regiert wird, ist er ungefährlich, aber auch nur dann, wenn man die Robotgesetze genau kennt."
„Ich kenne sie auswendig", erklärte Ypteron unwirsch. „Vorwärts!
Der Roboter muß ausgeschaltet sein, bevor Troyonas und seine Stabilen von unserer Aktion erfahren. Diese Barbaren scheuen bestimmt nicht vor brutaler Gewalt zurück, um ihren Robotkaiser zu retten."
Jupiter Koslow nickte.
Er winkte die beiden mit Desintegratoren bewaffneten Männer zu sich heran und sagte: „Sie wissen, daß Sie es mit einem Roboter zu tun haben. Das Atronital-Compositum der Roboterhülle ist mit Desintegratoren nicht zu zerstören, deshalb werden Sie nur die Anson-Argyris-Maske beseitigen können. Aber das ist unbedingt erforderlich, damit alle sehen, daß wir es wirklich nur mit einem Roboter zu tun haben. Handeln Sie also ohne Zögern, sobald wir vor ,Kaiser Argyris stehen!"
Er setzte sich abermals in Bewegung, durchquerte einen röhrenförmigen Gang und öffnete - wiederum mit Hilfe seines Kodegebers - das Panzerschott zur Vorhalle der Schaltzentrale.
Unwillkürlich blieb er stehen, als er den Robotkaiser mitten in der Halle stehen sah. Er war zu lange daran gewöhnt gewesen, den Monarchen als höherstehendes Wesen zu behandeln und ihm zu gehorchen.
Anson Argyris öffnete den Mund.
„Sie hier, Oberst Koslow? Kommen Sie als Freund oder als Feind?"
„Als Freund aller intelligenten Wesen", antwortete Koslow, ohne Argyris mit seinem Titel anzureden. „Meine Freunde und ich wollen eine ,neue, bessere Zukunft aufbauen. Wir gehören einem neuen Menschentypus an, dem Homo superior. Doch Sie stehen einer besseren Zukunft im Wege, und vor allem können wir es nicht zulassen, daß Sie die Menschheit weiterhin über Ihre wahre Natur täuschen."
Er gab den beiden Männern neben ihm ein Zeichen. Aus den spiraligen Läufen der Desintegratoren zuckten blaßgrüne Strahlenbündel, umspielten die reglose Gestalt des Freifahrerkaisers und lösten die Kokonmaske in kurzer Zeit auf.
Vario 500 stand als das da, was er -rein materiell betrachtet - war: als eiförmige Metallkonstruktion mit teleskopartig ausgefahrenen Armen und Beinen und einem Teleskophals, auf dem ein zehn Zentimeter durchmessender runder Ortungskopf saß.
Die beiden Männer stellten das Feuer ein.
„Sie wagen sehr viel, Oberst Koslow", sagte der Vario-Roboter.
„Ich hätte Sie und Ihre Begleiter vernichten können."
Rocus Ypteron schob sich an Koslow vorbei und stellte sich dicht vor den Roboter.
„Warum vernichtest du uns dann nicht, Robot? Warum tötest du nicht mich? Ich gebe mich nicht
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