0502 - Der Ritter mit dem Flammenschwert

Ohren geflogen."
    Er zog eine flache Metallplatte aus einer Außentasche seines Kampfanzuges.
    „Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich", deklamierte er humorvoll. Allerdings klang seine Stimme nicht heiter, sondern gepreßt.
    Er schob die Metallplatte durch die Öffnung. Es klickte schwach, dann schloß Roi die Klappe wieder. Langsam trat er zurück.
    „Mal sehen, ob die Programmkassette unseren Freund ins Leben zurückruft, Shar."
    Beide Männer hielten den Atem an, als der Ortungskopf des Vario-Roboters sich bewegte. An Rois Kommandoarmband leuchtete eine quadratische Fläche auf.
    „Er tastet unsere Individualausstrahlungen ab", flüsterte Rhodans Sohn.
    Plötzlich bewegten sich jene nadelähnlichen Auswüchse am Ortungskopf, die früher einmal die Mundbewegungen der jeweiligen Kokonmaske gesteuert hatten. Zwischen ihnen entstand eine winzige Öffnung.
    „Identifikation abgeschlossen. Sie wurden als Michael Reginald Rhodan alias Roi Danton und als Sharter Troyonas, Technischer Direktor der Abteilung Instandsetzung der Containtrans-Anlagen, identifiziert.
    Gemäß der neuen Programmierung sind folgende Personen weisungsberechtigt: Perry Rhodan, Michael Reginald Rhodan, Reginald Bull, Julian Tifflor und Atlan. Von diesen Personen ist nur Michael Rhodan anwesend.
    Sir, ich stehe Ihnen zu Diensten."
    „Danke, Majestät", erwiderte Roi freudestrahlend. „Sie beherrschen Ihren Körper allein mit der Positronik?"
    „Das war, dem Tonfall nach, eine Frage. Ja, Sir, die plasmatische Gehirnkomponente ist wirksam isoliert. Welche Befehle haben Sie für mich, Sir?"
    „Handeln Sie gemäß der neuen Programmierung", sagte Roi.
    „Wir brauchen Ihre Hilfe, um so bald wie möglich Ruhe und Ordnung auf Olymp wiederherzustellen. Außerdem muß ich Sie davon unterrichten, daß plündernde Banden Ihren Palast besetzt haben."
    „Ich weiß, Sir. Meine Detektoren haben mich darüber informiert.
    Gegenmaßnahmen wurden eingeleitet. Da Sie mir befahlen, meiner neuen Programmierung gemäß zu handeln, bitte ich Sie, mich für kurze Zeit zu entschuldigen."
    „Einverstanden."
    Roi und Shar sahen dem Roboter nach, wie er eine bisher unsichtbare Tür im Hintergrund des Vorraums der Schaltzentrale öffnete und durch sie verschwand.
    „Was hat er vor?" flüsterte Shar.
    „Lassen wir uns überraschen."
    „Sie wissen es selber nicht?"
    Roi schüttelte den Kopf.
    „Diese geheimste aller Programmierungen Varios ist niemandem bekannt. NATHAN hat sie vor langer Zeit ausgearbeitet und anschließend alle damit zusammenhängenden Daten gelöscht.
    Damit war selbst im Extremfall ein Verrat des Geheimnisses unmöglich."
    Während sie warteten, zündete Shar Troyonas sich eine Zigarette an. Nach wenigen Zügen bekam er einen Hustenanfall und warf den Glimmstengel fort.
    „Sie sollten das Rauchen aufgeben, Shar", sagte Roi. „Was haben Sie schon davon außer Hustenanfällen!"
    Shar erholte sich allmählich und tupfte sich den Mund mit einem Taschentuch ab.
    „Sie haben recht, Roi." In einem, plötzlichen Entschluß nahm er seine noch halbvolle Zigarettenschachtel, ließ sie zu Boden fallen und zerquetschte sie mit dem Absatz.
    Als die Männer kurz danach schwere, von metallischem Klirren begleitete Schritte, Klappern und Schnaufen hörten, wichen sie unwillkürlich zurück und zogen ihre Lähmstrahler.
    Dann öffnete sich rechts von ihnen ein Tor - und heraus trat eine barbarisch anmutende Gestalt, ein Hüne mit wettergegerbtem Gesicht, einer runden, spitz auslaufenden Hirnkappe auf dem Kopf und in eine Ritterrüstung gekleidet. Hals und Oberkörper waren in ein Kettenhemd gehüllt, darüber trug der Hüne einen bleigrau schimmernden Harnisch. Ein breiter Gürtel mit zahlreichen Schaltelementen hielt die ledernen, mit Metallplatten besetzten Beinkleider zusammen. Ein in einer diamantenbesetzten Scheide steckendes Schwert hing dem Ritter bis zu den Knien. Die Hirnkappe war von zwei nach innen gekrümmten Hörnern gekrönt, und Nasensteg und Kieferschützer verdeckten einen großen Teil des Gesichts.
    Noch stärker als diese Erscheinung beeindruckte die beiden Männer das Pferd, das der Ritter am Zügel hinter sich herzog: ein weißer Kaltbluthengst, durch einen terkonitblauen Roßharnisch geschützt. Ein schwerer Sattel mit Flankenblechen lag auf seinem Rücken, und ein Langschild hing an der linken Seite.
    Der Hüne blieb stehen und hob die gepanzerte Faust.
    „Der Graue Ritter entbietet Euch seinen Gruß,