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0504 - Das Raumschiff des Götzen

Titel: 0504 - Das Raumschiff des Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bot.
    Der Götze... er hatte annähernd humanoide Züge.
    Er kniete auf dem linken Knie und hatte den Unterschenkel hochgezogen. Die drei Zehen der rechten Fußspitze berührten den Sockel an der Vorderkante, und das rechte Knie trug, fast an die spitze Brust des Götzen gepreßt, einen langen Stachel.
    Der Stachel bohrte sich tief in die Brust unterhalb des Halses.
    Die Arme waren leicht angewinkelt.
    Edmond zählte insgesamt neun Finger, fünf rechts, vier links.
    Sie waren ausdrucksvoll nach vorn gerichtet und sahen wie die Fänge eines Raubvogels aus, der sich unmittelbar vor dem Augenblick befand, in dem er sich auf ein Beutetier stürzte. Die Fingerspitzen liefen nadelfein aus.
    Die Adern der Arme traten deutlich als hartes, rundes Netzwerk hervor.
    Aus der spitzen, bugförmigen Brust wuchs ein dünner, kurzer Hals heraus, der einen Schädel von seltsamer Eindringlichkeit trug. Fast oval, mit einem sehr spitzen Kinn und großen, detailliert naturalistisch ausgeformten Augenpartien. Die Nase war völlig gerade und verlief von einem Punkt, wo die Stirn in ein Gewürm von sich schlängelnden, dicken Haaren überging, bis knapp über den Mund.
    Der Mund und die Augen...
    Es war ein grausamer Mund, irgendwie sinnlich, pervers, mit spitzen Zähnen dahinter. Der Mund ließ sich in seiner Stellung mit dem eines Psychopathen vergleichen, der sich gerade auf sein Opfer stürzt. Gleichzeitig wären zwei große Tränen abgebildet, die aus den Augenwinkeln nach unten tropften.
    „Ich werde wahnsinnig", keuchte Pontonac. „Ein Götze in einem Robotschiff."
    Er ging drei Schritte nach links, hob die Kamera und schoß nochmals einige Bilder. Der gelbe Götze rührte sich nicht.
    „Phantastisch!"
    Rings um den Kopf des Götzen, wies eine Gloriole oder ein Sternenkranz, waren in die grünschillernde Wand neun Totenschädel eingelassen. Sie wirkten wie eine Halbplastik.
    Auch sie schienen einer entfernt humanoiden Rasse gehört zu haben, aber wesentliche Merkmale waren anders. Die Kiefer trugen keine Zähne, die Nase bestand aus einer geraden Knochenleiste, und ausnahmslos waren diese Schädel gespalten.
    Man mußte, als diese Wesen noch lebten, ihre' Schädel mit einem axtähnlichen Gegenstand und mit aller Wucht geöffnet haben, alte Knochen splittern auf andere Art als solche, die unter lebendem Gewebe lagen.
    „Erstaunlich, unglaubwürdig... aber in normalen Zeiten hätte ich für diese Photos Hunderttausende von Solar kassieren können. Naja, man kommt immer wieder einmal zu spät...", sagte Edmond. Er mußte versuchen, sich von diesem niederschmetternden Eindruck zu lösen.
    Und gerade, als er sich abwenden wollte, hörte er ein Flüstern. Es war mehr ein Zischen, als würden langwellige Schallemissionen seinen Anzug schütteln.
    Eine Stimme, deren Charakter er nicht erklären oder deuten konnte, sagte: „Das ist der gelbe Götze.
    Es ist Y'Xanthymr, das tötet und dabei rote Steine weint."
    „Träume ich?" fragte Pontonac laut.
    „Haben Sie etwas gesagt?"
    Pontonac atmete durch und beruhigte seine fliegenden Nerven. Dann fragte er langsam und betont: „Leppa?"
    „Ja?"
    „Haben Sie eben eine andere Stimme als meine gehört?"
    „Nein."
    „Danke", sagte der Kommandant. „Das war's."
    Leppa schien sich jetzt ernstliche Sorgen zu machen. Er schrie: „Edmond - gehen Sie dort hinaus, ehe ein Unglück passiert!
    Sie hören schon Stimmen, die es nicht gibt! Raus, Mann, schnell!"
    Edmond erwiderte gequält: „Gut Ding will Weile haben, Kamerad. Wir haben diese Chance nur einmal!"
    Lerinck schaltete sich ein und meldete: „Pontonac - der Manipulator ist in der Nähe der BARACUDA festgehalten. Und als nächstes und vorletztes Schiff ist Ihre GIORDANO BRUNO JUNIOR an der Reihe. Verstanden?"
    Edmond versicherte: „Klar verstanden, Lerinck. Danke. Ich habe hier noch zu tun ... vielleicht verlieren wir den Manipulator unterwegs. Ich höre nicht auf, ehe ich nicht das ganze Ampexband voller Bilder habe."
    Er betrachtete ein letztes Mal den gelben Götzen.
    Der grausame Mund schien eben gelächelt zu haben, aber dies war nur eine optische Täuschung gewesen, hervorgerufen durch Schatten und durch Edmonds Standortwechsel. Die neun schwarzen Schädel - wer hatte schon einmal schwarze, wie polierter Stein wirkende Schädelknochen gesehen? - umgaben den Götzen Y'Xanthymr.
    „Das tötet und dabei rote Steine weint... ein Götze mit individualistischen Zügen. Früher pflegten unsere terranischen Götzen immer höchst zufrieden

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