0504 - Das Raumschiff des Götzen
JUNIOR war bereits herangezogen. Sie befand sich im energetischen Schlepptau der BARACUDA, und etwa fünfzig Meter von Lerincks Schiff entfernt, „oberhalb" der Kette aus Schiffen, schwebte der gefesselte Manipulator. Sein Rochenschwanz berührte fast die Bordwand des Schiffes.
„Pontonac an alle", sagte Edmond und drehte sich etwas, nachdem er den Antrieb abgestellt hatte. „Ich habe den Manipulator verlassen und befinde mich im Anflug auf die Schleuse meines Schiffes!"
Leppa sagte: „Endlich. Wir warten auf Sie!"
Edmond erwiderte: „Und auf mich warten meine Männer. Sie dürften aus der Narkose erwacht sein."
„Bleiben Sie in Funkverbindung."
„Natürlich", sagte er. Jetzt sah er das strahlende Rechteck der offenen Hangarschleuse, steuerte darauf zu und befand sich Minuten später auf dem relativ sicheren Boden seines eigenen Schiffes.
Er schloß das äußere Portal, wartete auf den Druckausgleich und öffnete dann die innere kleinere Tür in der wesentlich größeren Platte des Druckschotts. Er stieß sie auf und ging auf den Vorraum hinaus. Dann packte ihn ein tödlicher Schrecken.
Sein erster Griff galt der Waffe. Er hielt sie entsichert in der Hand.
Drei Meter vor ihm lag inmitten einer Blutlache ein verstümmelter menschlicher Körper. Es war nicht mehr zu erkennen, welcher Mann der Besatzung es gewesen war..
Er war erschüttert.
Er nahm den Helm ab, legte ihn mechanisch auf einen Schaltkasten und drehte dann die Sauerstoffversorgung des Anzugs ab. Langsam ging er auf den Leichnam zu, kauerte sich nieder und merkte nicht, daß es noch immer leicht nach dem Narkosegas roch. Nur noch sehr leicht.
„Sabre!" flüsterte er.
Der Tiger hatte seinen ersten Menschen getötet. Das Raubtier schien wieder durchgedrungen zu sein.
Blitzschnell rekonstruierte Edmond die Situation: Als die Männer aus der Narkose erwacht waren, hatten sie sich wieder wie Kinder gefühlt und auch verhalten. Vielleicht hatten sie ihn gesucht. Dann hatten sie die Tür des Tigerkäfigs geöffnet und mit dem Tier gespielt. Das war eine Weile gutgegangen, bis sich das Spiel schließlich zu blutigem Ernst umgekehrt hatte. Vielleicht hatten ihre retardierten Gehirne begriffen, was da passiert war. Jetzt herrschte eine tödliche Ruhe im Schiff. Wahrscheinlich hatten sie begriffen und waren in ihre Kabinen geflohen, in denen sie jetzt zitternd hockten.
Der Tiger war frei.
Er hatte menschliches Blut geschmeckt und war jetzt eine Gefahr.
Wo war er?
Edmond erfuhr es einen Sekundenbruchteil später.
Fünf Zentner Fleisch und Muskeln sprangen ihn von seitlich und rückwärts an, prallten gegen seine linke Schulter und warfen ihn zu Boden. Ein Prankenhieb riß lange Risse in den Raumanzug. Dann war der Tiger über ihm. Pontonacs rechter Arm kam in einer Reflexbewegung durch die Luft, der Kolben der schweren Strahlwaffe traf den Tiger an der Schnauze, und Sabre brüllte auf, daß die Schleusenvorhalle dröhnte.
Dann biß er zu.
Die Reißzähne trafen auf Pontonacs stählerne Finger, und ein stechender Schmerz stach irgendwo neben der Wirbelsäule.
Die Waffe wurde Edmond aus der Hand gerissen, und er schlug um sich, rollte seitwärts unter dem Tiger hervor und roch den stinkenden Raubtieratem, den Sabre ihm ins Gesicht blies.
Dann kam er auf die Füße.
Der Tiger griff an, seine Pranken rutschten knirschend über den glatten Kunststoffbelag des Bodens, und das war es offensichtlich, das Edmond zum zweitenmal das Leben rettete.
Der Tiger traf die Waffe, rutschte abermals mit einer Hinterpranke aus, aber die Waffe wirbelte mindestens dreißig Meter über den Korridor, bis sie in eine Ecke krachte. Sie blieb unerreichbar.
Noch im Sprung seitwärts sah sich Edmond nach einer anderen Waffe um.
Der Tiger fing sich an der Wand ab, sprang herum, aber da hatte Edmond schon den Griff der Axt in der Hand, die hier in den Sicherheitshalterungen hing. Sie war dazu da, im Notfall Schläuche zu kappen, Leitungen auseinanderzutrennen.
Edmond hoffte, daß die Hochleistungszelle noch in Betrieb war.
Als er herumwirbelte, riß seine rechte Hand die Axt aus der federnden Klemme.
„Pontonac, warum kommen Sie nicht in die Zentrale?" fragte eine Stimme über Funk.
Edmond wich einem dritten Angriff aus, schaltete die Vibrationsschneide der Waffe ein und hörte voller Erleichterung, wie das Gerät zu summen begann und wenige Sekunden später das Brummen höher kletterte und im Ultraschallbereich für seine Ohren unhörbar wurde. Breitbeinig, mit
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