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0505 - Der japanische Geist

0505 - Der japanische Geist

Titel: 0505 - Der japanische Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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grüner Streifen, ein farbiges Nebeltuch, das vom Fußboden bis zur Decke reichte und in der Höhe so etwas wie einen Kopf bildete. Allerdings ohne ein Gesicht.
    Sahen so Geister und Gespenster aus?
    Dr. Madson erinnerte sich an seine eigene Jugendzeit, wo er Gespenster-Geschichten gelesen hatte. Wenn in diesen Stories Geister auftauchten, so waren sie ähnlich beschrieben worden wie diese feinstoffliche Gestalt, die ihm gegenüberstand.
    Früher hatte er sich gefürchtet und auch mal darüber gelacht.
    Heute bekam er Angst, denn dieser Geist, der da vor ihm stand, hatte bereits gemordet.
    Es interessierte ihn nicht, wie das Gespenst es geschafft hatte, seine Wohnung zu betreten, wahrscheinlich gab es für Geister keine Hindernisse, er glaubte daran, daß es gekommen war, um mit einem Zeugen abzurechnen. Vielleicht auch mehr, um diesen Zeugen zu töten.
    Der Geist tat nichts. Er stand da und schraubte sich als feinstofflicher Streif an der Wand hoch. Manchmal vibrierte sein Inneres, es verdichtete sich dabei, ohne allerdings die Verwandlung in eine Festgestalt einzugehen.
    Dr. Madson konnte auf die Tür schauen. Trotzdem wollte er nicht fliehen. Er wagte es einfach nicht, einen Schritt nach vorn zu gehen.
    Statt dessen bewegte er sich zurück. Er schleifte mit den Sohlen über den weichen Teppich. Unter dem Fenster, am Kopf der schmalen Seite des Zimmers, stand der Schreibtisch des Arztes. Auf der Platte lagen einige Papiere und Arbeitsunterlagen verteilt. Sie waren mit einem Brieföffner beschwert worden, der aussah wie ein goldenes Messer. Dr. Madson nahm ihn in die Hand.
    Eigentlich kam er sich lächerlich vor, mit dem Brieföffner auf einen Geist loszugehen, dennoch gab ihm diese Waffe eine gewisse Sicherheit. Er fühlte sich nicht mehr ganz so leer und ängstlich wie sonst.
    Die Waffe hielt er so, daß die Spitze auf den Nebelstreif zeigte, der noch immer fahnengleich vom Fußboden hoch bis zur Decke reichte. Doch er bewegte sich plötzlich.
    Es war kein Laut zu hören, als er durch das Zimmer glitt und auch in die Nähe des Arztes kam, ohne ihn allerdings zu berühren. Dr. Madson spürte trotzdem seine Nähe. Etwas streifte über seine Haut.
    Es war ein kühler Luftzug, als würden eiskalte Totenfinger mit ihren Kuppen über seine Haut streichen.
    Der grüne Geist bewegte sich vor ihm, als würde er nach Melodien tanzen, die nur für ihn hörbar waren.
    Was wollte er?
    Noch tat er dem Arzt nichts. Dr. Madson kam sich fast wie ein Spielball vor. Dieser Geist tanzte, bewegte sich, vielleicht amüsierte er sich auch über die Angst des Menschen.
    Sein Verhalten änderte sich schlagartig.
    Plötzlich wich er zurück. Wurde dabei zu einem rasenden Wirbel, der um die eigene Achse tanzte, so daß Einzelheiten nicht mehr auszumachen waren.
    Aber er blähte sich auf.
    Massig und wuchtig kam er Jack Madson vor. Er nahm Gestalt an, den Körperumfang eines sehr dicken Menschen. Gleichzeitig war ihm auch ein Kopf gewachsen, ein gewaltiger Schädel, viel größer als ein Ballon, giftgrün in der Farbe, mit einem großen Maul, aber ohne Augen, dafür mit einer dicken Nase und langgezogenen Ohren.
    Er bot vom Anblick her eine lächerliche Figur. Nur hütete sich der Arzt, zu lachen. Sein Blick galt nur dem Kopf. Der wie aufgepumpt wirkende grüne Körper interessierte ihn nicht, denn auf der breiten Stirn schob sich die grüne Masse an einer bestimmten Stelle zur Seite, damit das sichtbar wurde, was sie bisher verborgen gehalten hatte.
    Es war ein Auge!
    Eine dunkelrote Pupille mit einer sie umgebenden helleren Netzhaut. Der Geist war ein Zyklop!
    Jack Madson war fasziniert. Er konnte sich nicht von der Stelle rühren, mußte einfach nur schauen und wartete darauf, daß sich der Zyklop bewegte.
    Das tat der auch. Er beugte den Kopf nach vorn. Dabei nahm das Auge an Größe zu. Es war jetzt starr auf Jack Madson gerichtet, als wollte es mit seinem Blick dessen Seele bis in den hintersten Winkel durchbohren.
    Wieder kehrte die Angst zurück. Madson spürte den Schweiß jetzt überall. Er wünschte sich, weit weg zu sein, da er in diesem einen Auge so etwas wie eine Morddrohung las.
    Sein Tod war darin angekündigt worden!
    Unwillkürlich faßte er den Griff des Brieföffners fester. Zwischen ihm und der Handfläche lag ein feuchter Film aus Schweiß, die Klinge würde ihm leicht aus den Fingern rutschen.
    Der Geist handelte.
    Abrupt brachen die Gedanken des jungen Arztes ab. Plötzlich war das Wesen über ihm.
    Es kam wie eine

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