0505 - Der japanische Geist
hochrotem Kopf herum und stürmte in mein Krankenzimmer.
»Was ist?« fragte ich.
»Eine Unverschämtheit, Mr. Sinclair. Sie machen ja die Leute hier verrückt!«
»Ich? Das gibt’s doch nicht. Ich liege hier völlig harmlos im Bett und denke an nichts Böses.«
Sie streckte den Arm aus und deutete auf die Tür. »Passen Sie mal auf, wer gleich kommt.«
Ja, sie kamen auch. Selbst ich wurde blaß, als plötzlich mehr als zehn Sumo-Ringer das Krankenzimmer betraten und Mühe hatten, sich durch die Tür zu quetschen und dann noch im Zimmer einen Platz zu finden. Sie hatten auch Geschenke mitgebracht. Vom japanischen Tee bis hin zu den Dickmachern aus Schokolade. Auch Flaschen mit Reiswein brachten sie alle mit.
Auch Mr. Makoi war dabei. Er stand verlegen vor meinem Bett und wußte nicht, was er sagen sollte.
»Danke!« preßte er schließlich hervor. »Danke.«
Die Ringer stellten die Geschenke ab, dann verzogen sie sich, um Suko Platz zu machen. Ich mußte lachen, als ich hörte, wie sie auf das Kommando der Oberschwester reagierten.
»Na«, sagte mein Freund, als er auf meiner Bettkante seinen Platz fand.
»Du siehst schlecht aus«, stellte ich fest.
»Ja, es war eine lange Nacht.«
»Mit Shao?«
»Sicher.«
»Und jetzt?«
Suko drehte den Kopf und schaute zum Fenster. »Du kennst ja ihr Schicksal, John, laß uns von etwas anderem reden. Einverstanden?«
»Klar doch«, erwiderte ich und sah, daß selbst ein harter Bursche wie Suko feuchte Augen bekommen hatte.
Irgendwo sind wir doch alle Menschen…
ENDE
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