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0505 - Der japanische Geist

0505 - Der japanische Geist

Titel: 0505 - Der japanische Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgeklungen.
    Glenda und Suko wußten schon, wer kam. Sie kannten die Tritte sehr genau. Sir James betrat das Büro und wünschte einen »Guten Morgen«. Dann wandte er sich an Suko. »Sie habe ich sprechen wollen.«
    Suko stand auf. »Worum geht es, Sir?«
    »Bleiben Sie bitte sitzen.«
    Glenda wußte, daß es dienstlich geworden war und zog sich in ihr Reich zurück. »Kann ich Ihnen ein Glas kohlensäurefreies Wasser anbieten, Sir?«
    »Nein, danke, Glenda, jetzt nicht.«
    Als die dunkelhaarige Sekretärin die Tür hinter sich geschlossen hatte, kam der Superintendent zum Kern des Problems. Er griff in seine Innentasche und holte einen Briefumschlag hervor. »Den fand ich auf meinem Schreibtisch, weiß aber nicht, wie er dorthin gekommen ist. Niemand konnte mir darüber Auskunft geben.«
    »Ist der Brief für mich, Sir?«
    »Ja.«
    Suko brauchte ihn nicht zu öffnen, weil er schon aufgeschlitzt worden war. Mit spitzen Fingern holte er das weiße Blatt hervor und faltete es auseinander.
    Es war nur ein Satz mit schwarzer Tinte darauf geschrieben worden.
    Suko las ihn halblaut vor. »Der japanische Geist ist zurück!«
    Sir James nickte. »Das habe ich auch gelesen, Suko. Kennen Sie auch die Schrift? Ich meine, sie schon mal gesehen zu haben…«
    Die Hände des Inspektors zitterten leicht. Er, der nicht so leicht aus der Fassung zu bringen war, hatte plötzlich Schweiß auf der Stirn und mußte sich räuspern, bevor er eine Antwort geben konnte.
    »Die Schrift«, flüsterte er, »ich kenne sie. Ich kenne sie genau. Sie gehört Shao…«
    ***
    Jetzt war es heraus, und Sir James Powell nickte nach den Worten des Inspektors. »Genauso habe ich auch gedacht«, sagte er leise. »Es tut mir leid.«
    Suko hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt. Er wischte mit einer fahrigen Bewegung über seine Stirn. Die Lippen zuckten, dann drehte er den Kopf und schaute aus dem Fenster.
    Sir James ließ ihn in Ruhe. Er war Psychologe genug, um einzusehen, was in Sukos Innern vorging. Damit hatte der Inspektor nicht gerechnet. Sir James wußte auch, wie sehr Suko unter der Trennung von Shao gelitten hatte. Aber sie war nicht tot. Sie hatte sich nur einer anderen Aufgabe widmen müssen, denn sie war die letzte Person in der langen Ahnenreihe der Sonnengöttin Amaterasu, und damit war sie auch gewissen Gesetzen unterworfen. Wehren hatte sie sich gegen diese Aufgabe nicht können.
    Suko griff zur Teetasse. Seine Finger zitterten nicht mehr so stark.
    Er nahm einen Schluck und räusperte sich die Kehle frei. »Entschuldigen Sie, Sir, das war etwas viel in dieser Morgenstunde.«
    »Geht es Ihnen jetzt besser?«
    »Sicher.«
    Sir James beugte sich vor. »Die Nachricht an uns, Suko, ist nicht ohne Grund abgeschickt worden. Dahinter muß ein handfestes Motiv stecken, verstehen Sie?«
    »Sehr gut sogar.« Suko schaute wieder auf den Zettel. »Aber welches, bitte schön?«
    »Der japanische Geist ist zurück. Was können Sie mit diesem Begriff anfangen?«
    »Nichts, Sir.«
    Der Superintendent hob die Schultern. »Sie sind kein Kenner der japanischen Mythologie?«
    »Nur sehr bescheiden. Aber dieser Satz kann alles bedeuten. Der japanische Geist ist irgendwer oder kann irgendwer sein. Vielleicht ein guter Geist oder ein böser…«
    »Ich tippe eher auf den letzteren.«
    »Ja, davon gehe ich auch aus. Sonst hätte uns Shao diese Warnung wohl nicht geschickt.«
    »Ich sehe es eher als eine Information an und überlege, wo wir den Hebel ansetzen können.«
    »Das müssen Sie erledigen, Suko.« Sir James gestattete sich ein Lächeln. »Haben Sie nicht überall Ihre Vettern wohnen?«
    »Ja, Chinesen.«
    »Vielleicht haben die etwas gehört?« Sir James erhob sich. »Ich an Ihrer Stelle würde in diese Richtung hin forschen.«
    »Das versuche ich auch.«
    Sir James blieb hinter dem Stuhl stehen und legte seine Hände auf die Lehne. »Ich vermisse hier jemand.«
    Auch Suko hatte sich erhoben. »Sir, John Sinclair fühlte sich nicht wohl.«
    Die Augen hinter den Brillengläsern weiteten sich. »Wieso? Was ist mit ihm?«
    »Meiner Ansicht nach deutet einiges auf eine Grippe hin. Das begann gestern abend schon.«
    »Dann soll er mal im Bett bleiben.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt. Ich werde ihn gegen Mittag anrufen und fragen, wie es ihm geht.«
    »Bestellen Sie ihm Grüße.« Sir James verließ das Büro. Suko blieb allein zurück.
    Er nahm wieder Platz, stemmte die Ellbogen auf die Schreibtischplatte und vergrub sein Gesicht in beide Hände.

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