0505 - Jagd der Skelette
Zombies, Vampire oder andere Viecher? Was ist das überhaupt für ein Unkraut?«
»Ignoranter Stadtmensch«, murmelte sie. Dann ließ sie sich ihm gegenüber am kleinen Tisch nieder und stützte die Ellenbogen auf, setzte das Kinn in die Handflächen. »Yves, du weißt, daß es nie Ruhe geben wird, solange du dieses Amulett hast. Es gibt zwei Möglichkeiten: Sieh zu, daß du es los wirst, oder laß dir vom Professor erzählen, wie du damit umzugehen hast.«
»Das Loswerden ist gut gesagt«, bemerkte er. »Wenn der Dieb wiederkommt, kann er’s gern haben. Ich hätte mich nicht dagegen wehren sollen. Aber vermutlich läuft es darauf hinaus, daß das vertrackte Ding dann trotzdem wieder zu mir zurückkehrt. Ich werde damit leben müssen.«
»Aber ich will nicht damit leben müssen«, sagte Angelique. »Ich möchte klare Verhältnisse. Wenn das Amulett auf Dauer bei dir bleibt, dann laß dir helfen und dich beraten, dann akzeptiere es, daß du es einsetzen mußt, daß es eine ähnliche Berufung für dich darstellt wie für Zamorra und die anderen. Eine Verpflichtung.«
Yves schüttelte den Kopf.
Angelique sah ihn durchdringend an. »Yves, ich will nicht, daß du so wirst wie Julian!«
Da lachte er bitter auf. »Dieser Wahnsinnige, der dich für Monate auf den Himalaya verschleppt hat?«
»Der Junge, den ich zu lieben glaubte«, verbesserte sie leise. Julian Peters, der Wunderknabe mit seinen unglaublichen Fähigkeiten. Der Träumer, der seine Gedanken zwingen konnte, Gestalt anzunehmen. Angelique war ihm nach Tibet gefolgt, hatte einige Zeit mit ihm zusammen in einer kleinen Hütte gelebt, die er selbst gebaut hatte - mit seinen Händen, nicht mit seiner Magie. Aber sie waren beide zu unterschiedlich, und Julian war noch dabei, sich selbst zu finden. Das war keine gute Basis gewesen. Er hatte sie schließlich zu ihren Brüdern nach Baton Rouge zurückgebracht. Er war zwar ein absoluter Egoist und Egozentriker, aber er akzeptierte auch den Willen und die Wünsche anderer. Er hatte bedauert, daß Angelique ging, aber er hatte sie nicht festgehalten. Vielleicht hoffte er, daß sie eines Tages zu ihm zurückkam.
Aber dafür mußte sich einiges an ihm ändern…
»Wie kommst du darauf, daß ich wie er werden könnte?« fragte Yves.
»Weil dich die Magie beherrscht und nicht umgekehrt. Was auch immer sich hinter dieser Magie verbirgt, deren Existenz ich leider nicht leugnen kann.«
»Die Magie beherrscht mich…? Und Julian?«
»Euch beide. Ihr seht den Weg noch nicht. Deshalb laß ihn dir zeigen, oder gib das Amulett auf, falls das möglich sein sollte. Hast du schon mal versucht, es ihm klarzumachen?«
»Wie meinst du das denn?« stieß er verblüfft hervor. »Soll ich etwa mit dieser Silberscheibe reden wie mit einem Menschen? Na schön, beschimpft habe ich sie schon oft genug. Aber es hilft nichts. Sie kommt immer wieder zurück, wie ein Bumerang.«
»Dann bleibt dir nur die Möglichkeit des Lernens«, sagte sie. »Und dabei kann dir niemand besser helfen als Professor Zamorra«
Aber Yves schüttelte den Kopf. »Es ist nicht meine Welt«, sagte er. »Sie wird es auch nie werden. Ist es denn so schwer zu verstehen, daß ich nur meine Ruhe haben will?«
»Ich glaube, das hat keiner von uns beiden zu bestimmen«, erwiderte Angelique. »Mit der Zeit kommst du mir immer verbissener vor. ›Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht‹. Vielleicht bleibt dir gar keine andere Wahl. Vielleicht mußt du es einfach akzeptieren.«
»Aber wieso ausgerechnet ich? Warum nicht irgendein anderer? Ich will mein Leben leben. Ich will nicht, daß Maurice und du in Gefahr geraten. Ich bin kein Kämpfer, ich kann nicht aus meiner Haut. Und ich wäre durch euch erpreßbar.«
»Zamorra fühlt sich nicht erpreßbar, obgleich er auch damit rechnen muß, daß seine Gefährtin oder seine Freunde in Gefahr geraten.«
»Zamorra hat ganz andere Erfahrungen als ich. Er ist seit langen Jahren in diesem… äh… Geschäft.«
»Aber auch er hat einmal ganz klein und unbedarft angefangen«, erwiderte Angelique. »Ich kann und will dich zu nichts zwingen, Bruder. Aber ich bitte dich, all das auch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten und zu bedenken.«
Er zuckte mit den Schultern.
»Ich hoffe, daß der Dieb es noch einmal versucht«, sagte er. »Wer auch immer hinter dem seltsamen, unheimlichen Schatten steckt - wenn er das Amulett haben will, soll er es bekommen!«
Angelique seufzte. »Mit dir hat man es nicht
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