0505 - Jagd der Skelette
fand er hier und jetzt.
Er wunderte sich, daß er so leicht mit Sid Amos fertig geworden war, zumal er immer noch den Schmerz in sich spürte, den Ombres Amulett seinem Schatten zugefügt hatte. Er nahm sich vor, beim nächsten Versuch auch gegen Ombre den Dhyarra zu benutzen. Das schien eine erfolgversprechende Methode zu sein.
Nachdenklich betrachtete er die beiden Amulette. Es war für ihn ein großer Schritt vorwärts. Und möglicherweise bekam er in Kürze noch ein drittes Amulett hinzu… das war dann ein Machtfaktor, der nicht unterschätzt werden durfte.
Vor der Rache des Asmodis brauchte er sich nicht zu fürchten. Er wußte jetzt, wie er mit dem einstigen Fürsten der Finsternis fertig werden konnten. Wenn er es schon geschafft hatte, ihn abzuwehren, obgleich er in einem der denkbar ungünstigen Augenblicke überrascht worden war, dann stellte Asmodis jetzt erst recht keine Drohung mehr dar, wo Eysenbeiß vor ihm gewarnt war.
Die Stunden verstrichen. Allmählich ließen die Schmerzen der Nacht nach. Der ERHABENE schlief für kurze Zeit und schöpfte daraus neue Kraft. Die Jagd konnte weitergehen.
***
Es dauerte eine Weile, bis Sid Amos es schaffte, bis zum Straßenrand zu kriechen. Das Feuer in seinem Körper erlosch allmählich. Erschrocken stellte er fest, daß er an Substanz verloren hatte. Das verhängisvolle Gegeneinander von Amulett- und Dhyarra-Magie hatte ihn verbrannt. Er fragte sich, ob Zamorra jemals eine ähnliche Erfahrung gemacht hatte.
Vielleicht reagierte aber auch jedes Amulett ein wenig anders, weil sie sich ja alle ein wenig voneinander unterschieden.
Er setzte sich auf. Sein gesamter Körper fühlte sich leichter an als früher, und auch irgendwie zerbrechlicher, nicht mehr so kräftig-muskulös. »Ich werde wirklich alt«, murmelte er. »Und - vielleicht schon etwas zu menschlich.«
Er hatte Eysenbeiß unterschätzt. Der war viel schneller mit seiner Überraschung fertig geworden, als Amos gedacht hatte. Vielleicht waren es aber auch genau die paar Sekunden, die Amos verschwendet hatte, als er seinen Triumph hinausgeschrien und die Bestrafung angekündigt hatte. Diese wertvollen Sekunden hatten Eysenbeiß geholfen. Amos schalt sich einen Narren. Er hätte sofort verschwinden sollen…
Unwillkürlich griff er zu seiner Brust, tastete ins Leere. Natürlich hatte Eysenbeiß ihm jetzt auch noch das zweite Amulett abgenommen. Eines besaß er noch. Er durfte es nicht mehr leichtfertig aufs Spiel setzen. Und er mußte versuchen, die beiden anderen zurückzugewinnen.
Aber wie er das anstellen sollte, war ihm noch ein Rätsel. Er schaffte es ja nicht einmal, sich aus eigener Kraft zu erheben.
Hinter ihm wurde eine Haustür geöffnet. Ein Schwall dreckigen Putzwassers ergoß sich über den Gehsteig und Sid Amos, dann flog die Tür wieder zu. Die Frühaufsteherin, die um diese Zeit schon Hausputz machte, hatte den am Boden hockenden Amos möglicherweise nicht einmal bemerkt.
Im Osten war der Himmel schon hell. In Kürze würde die Sonne emporsteigen. Sid Amos preßte die Lippen zusammen. Es wäre ihm lieber gewesen, der Sonnenaufgang hätte noch ein paar Stunden auf sich warten lassen. Dann hätte er schneller wieder zu Kräften kommen können.
Aber er mußte sich mit den Gegebenheiten abfinden…
***
»Du bist ja doch schon wach«, staunte Yves Cascal, als er seine Schwester in der kleinen Küche vorfand. Dabei war es schon später Mittag, und sie hatte doch angedeutet, sich sehr gründlich ausschlafen zu wollen…
Das Geldscheinbündel war verschwunden. Sie hatte es sicher untergebracht. Jetzt knallte sie ihm die gefüllte Kaffeetasse auf den Tisch. »Ich verstehe dich nicht«, sagte sie. »Wie kann ein Mensch nach einem solchen Vorfall nur wie ein Murmeltier schlafen? Ich hatte Alpträume und war jede Stunde mindestens einmal wach.«
»Ich dachte, du hättest dich sicher gefühlt, nachdem du all das hier in der Wohnung verteilt und verstreut hast.« Er öffnete die linke Hand und ließ ein paar trockene Kräuter auf den Küchentisch rieseln. »Glaubst du im Ernst, daß das einen Einbrecher fernhält?«
»Du hast es weggenommen? Dann sind wir vor dem Schatten nicht mehr sicher. Yves, es war kein mormaler Einbrecher. Das weißt du so gut wie ich.«
Er lächelte. »Da stehst du auf der einen Seite mit beiden Füßen fest auf dem Teppich der nüchternen Realität und auf der anderen Seite gräbst du die alten Voodoo-Hausmittelchen aus. Wogegen soll dieses Zeugs helfen? Gegen
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