0506 - Das unheimliche Grab
Pilgergruppe angeschlossen, die auf dem Weg in dieses Land hier war. Sie nahmen ihn auf, sie sahen in ihm nur den frommen Mönch, nicht aber sein wahres Gesicht. So kam er nach Bayern und übernahm sogar die Stelle des Pfarrers.«
Galinka lachte girrend, als sie daran dachte. »Diese armseligen Menschen, diese Narren, sie wußten nicht, was sie sich damit eingebrockt hatten. Der Mönch jedenfalls hatte dem Teufel geschworen, niemals von dem zu lassen, was er einmal begonnen hatte. Deshalb machte er weiter. Gnadenlos schlug er zu. Er war derjenige, der sich die Opfer holte, denn er besaß die Höllensalbe. Wenn er die Toten damit einrieb, verloren sie ihre Haut. Zurück blieben Knochen. Er war trotzdem nicht vorsichtig genug. Sie erwischten ihn, als er ein jungen Mädchen getötet hatte. Sie fielen über ihn her, sie erschlugen ihn, und sie entdeckten die Salbe, mit der sie auch ihn einrieben. Bei ihm geschah das gleiche. Die Haut fiel ab, Gebein blieb zurück, aber sie ahnten nicht, daß sie ihn nicht töten konnten. Als Skelett lebte er weiter…«
»Das hatten Sie alles gewußt?« fragte ich.
»Sicher. Ich habe in Rumänien, meiner Heimat, die Ruinen des Klosters gefunden und auch das alte Buch, das versteckt in einer Höhle lag und nicht verbrannt worden war. Ich las es, war fasziniert und beschloß, dem Mörder-Mönch zu folgen, denn als letzten Hinweis hatte er in seinem Buch die Pilger erwähnt. Mir gelang es, die Salbe herzustellen, denn erst diejenige Person, die in der Lage war, die Höllensalbe zu produzieren, konnte ihn erwecken. Das tat ich.«
»Weshalb wollte er die Fahrer töten? Sie hatten ihm nichts getan.«
Wills Stimme klang scharf.
»Nichts getan?« Wieder lachte sie. »Direkt nicht, aber indirekt, denn sie waren seine Landsleute, die er stark haßte. Ja, er haßte sie bis aufs Blut, er war voll der Rache, und er wollte weitere Opfer. Ich riet ihm davon ab, er aber brauchte den Schrecken und machte es auf diese spektakuläre Art und Weise. Es war ein Fehler, obwohl die meisten nicht glauben wollten, was sie gesehen hatten. Wo gibt es schon ein Skelett, daß plötzlich erscheint und mit seiner Sense zuschlägt? Wo, frage ich euch?«
»Es wird ihn bald nicht mehr geben«, sagte Will.
»Bist du dir sicher, Kommissar?«
»Ganz sicher!«
Sie lachte so schadenfroh, daß wir es als Warnung aufnahmen. Zudem ahnte ich, daß sich irgend etwas in unserer Nähe getan hatte.
Wir drehten uns.
Da stand Rusko, der Mörder-Mönch!
***
Zum erstenmal sahen wir ihn länger und von Angesicht zu Angesicht. Er hielt mit seinen Knochenklauen den Griff der Sense fest, dessen Klinge schräg an ihm vorbeiwies und ein mattes Blinken abgab. In der Finsternis wirkte er noch schauriger. Der leichte Wind spielte mit seiner Kutte, die das gelblichweiße Gebein umwehte wie eine düstere Fahne. Er hatte die Kapuze über den blanken Schädel gestreift. Sein Gesicht bestand nur aus Knochen, der breiten Stirn, den leeren Augenhöhlen und dem Loch, wo einmal die Nase gesessen hatte.
Galinka Bachmann freute sich. »Ein Opfer«, so zischelte sie, »hatte er sich holen wollen. Jetzt werden es drei, und ich schaue zu, wie er euch…«
Sie konnte reden, so lange sie wollte. Ich handelte bereits. Dabei hütete ich mich, auf den Knöchernen zuzulaufen. Wenn er einmal ein normaler Mönch gewesen war, mußte er jetzt vor dem Furcht haben, was ich bei mir trug.
Es war das Kreuz!
Blitzschnell zog ich es unter der Kleidung hervor und streifte die Kette über den Kopf.
Dann hielt ich es in der Hand – und ihm entgegen!
Ich wäre vielleicht auf ihn zugelaufen, aber der Mörder-Mönch reagierte für uns alle überraschend. Er drehte plötzlich seinen Schädel zur Seite, aus seinem Maul drang dunkler Dampf, dann warf er sich herum und floh mit langen Schritten.
Auch wir waren perplex.
Ich wollte die Verfolgung aufnehmen, aber Galinka sprang mir in den Weg. Sie kratzte, sie schlug, ich hatte meine Mühe mit ihr, bekam schließlich ihre Armgelenke zu packen und wuchtete sie herum.
Die Frau war leicht, ich hatte mich kraftvoll eingesetzt und sie auf das offene Grab zugeschleudert.
Plötzlich trat sie mit dem linken Fuß ins Leere. Es folgten der schrille Schrei – und der Aufprall.
»Ich habe sie! Ich habe sie!« hörten wir Dimitrou schreien. Mit zwei Sprüngen waren wir am Grab.
Galinka lag auf dem Rücken, der Fahrer kniete auf ihr und hielt sie eisern fest.
Ich leuchtete in das Grab. Dimitrou wurde geblendet, aber er ließ
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