0506 - Die Göttin der Symbionten
war.
„Er war in den Krater gestürzt", antwortete Kasom, während er Kosum in seiner Mulde ablud, in seine eigene Mulde kroch und von dort aus den Emotionauten mit einer Hand festhielt.
„Wahrscheinlich hat er eine Gehirnerschütterung davongetragen.
Ein Glück, daß sein Raumanzug hitzefest ist sonst wäre er auch noch geschmort worden." Er wischte sich über das von Ruß und Qualm geschwärzte Gesicht. „Geben Sie Ihrem Tierchen die Sporen, Lesska, sonst explodiert uns der Vulkan noch unter den Füßen!"
Der Kamashite nickte und trieb das Tier an. Er bezweifelte allerdings, daß ihnen das viel nützen würde. Wenn die Flut noch nicht zurückgelaufen war, saßen sie fest. Es sei denn, sie verlegten sich aufs Schwimmen.
Er wurde angenehm enttäuscht.
Als Honey den Kraterrand erreichte, war das Meer zurückgegangen und hatte eine mit zerfetzten Bäumen und Sträuchern vermischte Schlammasse zurückgelassen. Überall lagen aufgedunsene Tierkörper. Weit draußen am Horizont, wo das Meer liegen mußte, stand eine mächtige Rauchsäule.
„Wohin reiten wir jetzt?" fragte Lesska.
Toronar Kasom überlegte, erhob sich und spähte über die kläglichen Überreste des Dschungels. Plötzlich stutzte er.
„Dort steht jemand", sagte er und deutete zu einer Gruppe weißer Felsentürme. „Moment, da schwebt sogar etwas! Es blinkt in der Sonne wie pures Gold. Lesska, dirigieren Sie Honey dorthin!"
Der Kamashite lenkte das Tier auf die Felsengruppe zu.
Dabei musterte er die auf einem der Felsentürme stehende Gestalt. Es konnte sich nur um einen von Tonturst handeln, denn er trug einen ähnlichen geflochtenen Umhang wie die meisten der Eingeborenen, die sie bisher gesehen hatten.
Worum es sich allerdings bei dem goldfarbenen Doppelkegel handelte, der über dem Tonturster in der Luft schwebte, ließ sich nicht erkennen.
Der Eingeborene schaute mit seinem einzigen Auge auf das Tier. Er hatte offenbar Angst, denn er wich schrittweise zurück und wäre abgestürzt, wenn Kasom ihn nicht angerufen und ihm zugewinkt hätte.
„Lenken Sie Honey an den Felsen und halten Sie ihn an, Lesska!" sagte der Ertruser. „Ich werde zu dem Tonturster steigen."
Lesska Lokoshan nickte und sagte: „Wischen Sie sich aber vorher das Gesicht ab, sonst kriegt der Eingeborene einen Schock, wenn Sie ihm gegenübertreten."
Kasom fuhr sich mit einem Finger .ins Gesicht und blickte ihn danach an. Dann holte er ein Papiertaschentuch hervor und rieb sich damit das Gesicht ab. Schließlich begann er mit dem Aufstieg. Das Flugaggregat wollte er vorläufig nicht benutzen, als erfahrener Raumfahrer wußte er, daß man beim ersten Kontakt mit anderen Intelligenzen so sparsam wie möglich mit seinen technischen Mitteln umging.
Bei der für ihn lächerlich geringen Gravitation von knapp Erdnorm bereitete es dem Ertruser keine Mühe, mit desaktiviertem Mikrogravitator auf den Felsturm zu steigen.
Bevor er sich über den Rand der Gipfelplattform zog, setzte Kasom. sein freundlichstes Lächeln auf, wobei er allerdings darauf achtete, daß sein Mund geschlossen blieb. Es gab eine Menge Völker, bei denen das Vorzeigen der Zähne einer Kampfansage gleichkam.
Kasoms Lächeln erlosch jedoch, als er den Fremden aus der Nähe betrachtete, denn der Eingeborene trug unter seinem Umhang einen Raumanzug!
Natürlich dachte der Ertruser dabei sofort an das Landeboot, das sie auf der Sandbank im Fluß gefunden und für das einer amelnischen Expedition gehalten hatten.
Dieser Eingeborene vor ihm war aber eindeutig ein Tonturster; er sah - bis auf den Raumanzug - genauso aus, wie die vielen Tonturster, die sie vor der Landung beobachtet hatten.
Toronar Kasom faßte sich aber schnell wieder. Er zeigte dem Tonturster seine leeren Hände, schlug sich an die Brust und sagte mit gedämpfter Stimme: „Kasom."
Der Tonturster bewegte das halbrunde Sinnesorgan mit seinem nach innen gewölbten Gesicht. Irgendwelche Gefühlsregungen ließen sich nicht erkennen.
Dann öffnete sich oberhalb des Sinnesorgans eine Hautfalte, eine Art grauweißer Membran bewegte sich, und eine breite quarrende Stimme sagte; während eine Knollenhand gegen den Umhang schlug: „Push-Push Mannab Quam Soor Tan." Die Knollenhand zeigte auf den Ertruser. „Qua Soom."
Toronar nickte erfreut.
„Kasom." Er sprach den Namen so deutlich wie möglich aus, dann wies er mit der Hand auf den Tonturster.
„Push-Push Manna ...?"
„Push-Push Mannab Quam Soor Tan", wiederholte der Eingeborene.
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