0507 - Die Lady mit dem Schädeltick
weggeräumt wurde.
Dann erschien jemand mit Kaffee und Kognak.
Ich nahm beides, Suko bestellte Tee, den er ebenfalls serviert bekam. Dann erschien Bill mit dem Gastgeber. Der Reporter hatte noch einen Stuhl mitgebracht.
Wir erhoben uns und lernten endlich einen der reichsten Männer der Insel kennen.
Sir Lucius Brent war schon eine imponierende Persönlichkeit. Die Augen hinter seinen dicken Brillengläsern wirkten scharf und irgendwie fordernd. Im Gegensatz zu vielen seiner Gäste wirkte er nicht arrogant. »Seien Sie willkommen«, erklärte er. »Ihr Vorgesetzter, Sir James, hat Sie mir sehr ans Herz gelegt.« Er nickte Bill dankend zu, der ihm den Stuhl zurechtgerückt hatte. Sir Lucius setzte sich und schaute kurz in die Runde. »Bisher ist nichts Außergewöhnliches passiert. Ich habe zudem das Sicherheitspersonal noch verstärken lassen. Ungeladene und ungebetene Gäste werden hier nicht erscheinen.«
»Das hoffen wir auch, aber wir können es nicht versprechen, Sir Lucius«, sagte ich.
»Haben Sie einen Verdacht?«
»Wir trafen auf der Fahrt einen gewissen Gideon…«
Er winkte ab. »Ja, mein Neffe. Er ist das Schwarze Schaf in der Familie. Ein Rocker, der mal Musiker werden will. Ich glaube nicht, daß er uns besuchen wird.«
»Wenn, dann erscheint er gleich mit seinen Freunden«, bemerkte Suko.
Sir Lucius lächelte. »Die kommen nicht durch, wirklich nicht.«
»Wir werden sehen«, sagte ich und wechselte das Thema. »Ihre Frau fühlt sich nicht wohl, hörte ich?«
»So ist es.« Die Antwort war knapp gegeben worden. Ich bekam den Eindruck, als würde uns Sir Lucius etwas verheimlichen.
Deshalb hakte ich nach. »Was ist es denn?«
»Es war einfach nur ein Schwächeanfall. Die Vorbereitungen des Festes haben Nerven gekostet. Sie hat sich hingelegt. Am Abend wird sie jedoch erscheinen.«
»Tatsächlich nur ein Anfall von Schwäche?«
Sir Lucius schaute mich an. »Sie glauben mir nicht?«
»So will ich das nicht gesagt haben. Den Anfall nehme ich Ihnen ab. Er könnte aber auch einen anderen Grund gehabt haben, wie ich meine. Oder sehe ich das falsch?«
»Nein!«
Suko, Bill und mich überraschte die ehrliche Antwort des Industriellen. »Dann steckt doch mehr dahinter?« fragte der Reporter.
Sir Lucius hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Außerdem traue ich den Berichten meiner Frau nicht so ganz.«
»Was ist ihr denn widerfahren?«
»Sehen Sie, Mr. Sinclair, wir fanden sie ohnmächtig auf dem Gang liegend. Und direkt vor einem Bild. Es zeigt das Porträt einer Vorfahrin, Madeline Brent, die schöne Bestie, und meine Frau hat geglaubt, daß ihr genau diese Person in natura begegnet ist. Das heißt, sie müßte all die lange Zeit, ohne verwest zu sein, überlebt haben und sich nun hier im Schloß befinden.«
Obwohl Sir Lucius nach seinen Worten lächelte, blieben wir mit starren Gesichtern sitzen. »Was ist denn?« fragte er. »Glauben Sie mir nicht oder…?«
»Würden Sie bitte genau erzählen, Sir. Ich denke da an Einzelheiten.«
»Wenn Sie wollen, Mr. Sinclair.«
Wir bekamen einen Bericht, und der hörte sich nicht sehr gut an.
Wenn alles so stimmte, wie Eleonore Brent es erlebt hatte, dann befand sich die Untote, die schöne Bestie oder der weibliche Zombie bereits im Haus und konnte verdammt großen Schaden anrichten.
»Ich entnehme Ihren Reaktionen, daß Sie meiner Frau sehr wohl Glauben schenken.«
»Das ist auch so«, erklärte Suko.
»Dann müssen Sie mir sagen, wie so etwas möglich ist. Das widerspricht den Gesetzen der Natur.«
»Stimmt, Sir, aber es gibt da einen Begriff, der bei uns zu einem geflügelten Worte geworden ist. Schwarze Magie, Sie verstehen?«
»Nein.«
»Durch Schwarze Magie ist vieles möglich. Da kann der Tod überwunden werden.«
»Zudem hat sie anders ausgesehen, wie ihre Frau berichtete«, warf ich ein. »In ihrem Körper oder unter der Haut zeichneten sich bei Madeline vier Köpfe ab.«
»Ja.«
»Welchen Grund hatte das?« fragte Bill.
Sir Lucius wischte sich mit einem Tuch den dünnen Schweißfilm von der Stirn. »Jetzt nehmen Sie mich aber ganz schön hart in die Mangel, meine Herren. Ich will Ihnen sagen, was die Familienchronik berichtet.« Er steckte das Tuch wieder weg. »Diese Madeline Brent war tatsächlich ein teuflischer Engel. Sie sah wunderbar aus, jedes Männerherz muß bei ihrem Anblick höher geschlagen haben. Aber sie selbst besaß kein Herz, ihr Inneres hat einer Hölle geglichen. Sie hat ihre Freier oder Liebhaber,
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