0507 - Die Lady mit dem Schädeltick
wie immer sein Glas mit kohlensäurefreiem Wasser in der Hand. Er sah uns, stutzte für einen Moment und sonderte sich von der Gruppe ab. Völlig harmlos schlenderte er uns entgegen.
Ich nickte. »Schick sehen Sie aus, Sir.«
»Hören Sie auf. Alles glatt gegangen?«
»Ja«, antwortete ich.
»Hier auch.«
»Nichts Außergewöhnliches passiert, Sir?« fragte Suko.
»Ich weiß nicht. Mir ist nur aufgefallen, daß die Dame des Hauses nicht dabei ist. Eleonore Brent fühlt sich nicht wohl, heißt es. Der Umschwung muß sehr plötzlich gekommen sein.«
»Haben Sie denn mit Sir Lucius darüber gesprochen?«
»Versucht. Er ging nicht auf das Thema ein. Zudem schien er mir nervöser zu sein als sonst.«
»Über uns ist er informiert?«
»Natürlich.«
»Sollen wir uns trotzdem mit ihm zusammensetzen und über den Fall reden. Wir müßten ihm noch mitteilen, daß er möglicherweise ungebetenen Besuch bekommt.«
»Wer denn?«
»Gideon Brent, sein Neffe, der auch Tiger genannt wird und eine Rockergruppe führt. Wir haben die Burschen kennengelernt. Das sind harte Brocken.«
»Die Sicherheitskräfte werden sie schon stoppen.«
»Aber doch nicht mit Kugeln, Sir!« rief Suko.
»Das wird nicht unser Problem sein«, wich der Superintendent aus. »Diese Person haben Sie nicht gesehen – oder?«
»Nein. Sie denn die Conollys?«
»Ja, ich traf sie im Zelt. Wo die beiden sich jetzt allerdings aufhalten, ist mir unbekannt.«
»Kann man auch in das Haus?« fragte Suko.
»Selbstverständlich. Dort sind ebenfalls Räume vorbereitet worden. Nur läßt man die Gäste nicht überall hin. Verständlich, wie ich meine.«
Wir gaben unserem Chef recht, der uns noch erklärte, daß wir ihn hier draußen finden könnten.
Der Weg bis zum Zelt betrug nur mehr einige Schritte. Hinter dem offenen, breiten Eingang begann bereits das Büfett. Ein Konditor und Bäcker hatten wahre Kunstwerke an Torten, Süßigkeiten und Kleinigkeiten geschaffen, die allesamt stark auf die Figur schlugen.
Da die meisten Gäste sich schon gesättigt zeigten, kümmerten sich gleich drei weißgekleidete Konditoren um uns.
Auch Ober erschienen im Zelt und holten gefüllte Teller für die Gäste draußen ab.
Ich entschied mich für einen Obstkuchen, nahm auch Schlagsahne dazu, während Suko noch ein zweites Stück neben seine kantige Marzipanschnitte stellte.
»Hast du aber einen Hunger!«
Wir hatten den Mann nicht kommen gehört, schraken dennoch nicht zusammen, da wir seine Stimme gut kannten. Es war Bill Conolly, der hinter uns stand und lachte, als wir uns umdrehten.
»So trifft man sich also wieder, Freunde.«
»Wieder nüchtern?« fragte ich.
»Ich war nie betrunken.«
»Ha, ha…«
Suko schlug vor, daß wir uns setzten. Im Park fanden wir noch drei Plätze an einem runden Tisch. »Wo steckt eigentlich Sheila?« erkundigte ich mich.
Bill, auch im Smoking, winkte ab.
»Die hat Bekannte getroffen und sich mit ihnen ins Haus zurückgezogen.«
Ich aß ein Stück Torte. »Weiß sie, daß wir hier sind?«
»Sie rechnet damit.« Da ich auch weiterhin aß, wandte sich der Reporter an Suko. »Jetzt sag mal, ob wir hier bald Action erwarten können. Ihr seid doch bestimmt nicht ohne Grund hier erschienen oder nur, weil ihr euch satt essen wollt.«
»Nein, das auf keinen Fall.«
Bill beugte sich gespannt vor. »Sondern?«
»Wir behalten die Familie Brent im Auge.«
»Dienstlich?«
»Privat bestimmt nicht.«
»Suko, sag endlich, weshalb ihr euch in die alten Fetzen gezwängt habt.« Da Suko keine Antwort gab, wandte sich Bill Conolly an mich. Von mir bekam er die Erklärung, zudem hatte ich das Stück Torte bereits verputzt. Mein Freund hörte gespannt zu und nickte auch einige Male. Nach meiner Aufklärung lehnte er sich zurück.
»Das ist allerdings ein starkes Stück. Ihr rechnet also damit, daß eine Ahnherrin der Brents als Zombie hier erscheint und einiges durcheinanderbringt?«
»So ist es.«
»Kann sie nicht schon hier sein?«
»Möglich.«
»Und dann?«
Ich hob die Schultern. »Bisher haben wir noch keine Spur von ihr gefunden. Es sei denn, man nimmt die Abwesenheit der Lady Brent als Hinweis. Das weiß ich aber nicht.«
»Habt ihr schon mit Sir Lucius gesprochen?«
»Nein.«
»Das wäre aber gut.«
»Siehst du ihn?«
Bill stand auf. »Ich werde ihn holen. Keine Sorge, wir beide kennen uns gut.«
»Okay.«
Der Reporter verschwand. Suko aß seinen Teller leer, der sofort, ebenso wie meiner, vom engagierten Personal
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