0507 - Die Lady mit dem Schädeltick
Wir wollen auch mal Champagner schlürfen. Nicht nur ihr, die Reichen, die Satten…« Er unterbrach sich selbst, denn durch die Reihen der Zuschauer hatte sich ein dunkelhaariger Mann geschoben, der schon leicht angeschlagen wirkte.
Guido fing an zu lachen. Er drückte seinen Körper zurück und streckte den Arm aus. Ein Finger wies auf den Mann. »Hallo, Daddy, da bist du ja, wie schön.«
Matthew Brent war nicht mehr nüchtern. »Hau ab, Mensch, wir wollen dich hier nicht haben!«
Guido kümmerte sich nicht um ihn. Er lachte nur, baute sich provozierend auf und hakte seine Daumen in die breiten Gürtelschlaufen. »Ich gehe, wann es mir paßt. Bist du allein hier? Oder liegt meine Stiefmutter schon besoffen in der Ecke?«
Daß der Rocker mit der letzten Bemerkung den Bogen überspannt hatte, war ihm egal. Seinem Vater allerdings nicht. Der stürmte plötzlich vor und schlug zu.
Das heißt, er wollte die flache Hand gegen die Wange seines Sohnes klatschen, hatte aber nicht mit der raschen Reaktion gerechnet. Guido war für ihn viel zu schnell. Bevor die Hand noch traf, fing er den Arm blitzschnell ab. Am Gelenk hielt er ihn umklammert, und er lachte seinem Vater ins Gesicht, der vergeblich versuchte, dem harten Druck zu entkommen und allmählich mit verzerrtem Gesicht in die Knie sackte.
Vor zahlreichen Augen fand die Demütigung statt. Niemand traute sich, einzugreifen. Man zeigte sich zwar empört, war aber selbst zu feige, um etwas zu unternehmen.
Möglicherweise genossen einige der Gäste sogar dieses Skandal.
Nur Suko und Bill dachten anders.
Es war Suko, der plötzlich neben Guido erschien und diesem auf die Schulter tippte. Eine freundliche Warnung, mehr nicht.
Unwillig schüttelte der Rockerchef den Kopf. »Halt du dich da raus, Mann!«
»Laß ihn los«, sprach er in das Keuchen des Matthew Brent hinein.
»Nein, ich…«
Es war nur ein knapper Stoß mit einem Finger, den Suko ansetzte.
Er wollte hier keine spektakuläre Schlägerei haben, die meisten hatten seine Bewegung nicht einmal gesehen, aber er hatte genau dort getroffen, wo es hatte sein müssen.
Plötzlich keuchte der Rocker. Er ließ seinen Vater los, der zur Seite wankte, wurde blaß im Gesicht und beugte sich nach vorn. »O verdammt, du Hundesohn, was…«
»Ich habe dir doch gesagt, du sollst ihn loslassen. Und jetzt setz dich auf deine Maschine und verschwinde!«
»Nein, den holen wir uns!«
Von drei verschiedenen Seiten erschienen plötzlich bewaffnete Männer. Es waren die Aufpasser vom Tor, die ihre schweren Revolver in den Händen hielten und auf die Rocker zielten. Sie hatten sich übertölpeln lassen und wollten die Scharte jetzt ausmerzen.
Da griff Eleonore Brent ein. Sie trat vor und breitete die Arme aus.
»Hier wird nicht geschossen!« erklärte sie mit lauter und scharfer Stimme. »Habt ihr verstanden? Hier fällt kein Schuß. Nicht auf meinem Grundstück und nicht, solange ich hier das Sagen habe und hier stehe. Ist das endlich klar?«
»Aber, Madam«, sagte Rick. »Wir haben…«
»Sie haben versagt. Gehen Sie jetzt! Mit diesen Burschen werden wir auch allein fertig.«
Noch eine Person kam herbei. Es war Susan Brent. Sie hatte sich nicht umgezogen, sah ihren Cousin, ging hin und schlug ihm ins Gesicht. Der nahm den Treffer wehrlos hin, doch als er Susan anschaute, lag in seinen Augen der blanke Haß.
»Hau ab, du Versager!« schrie sie ihn an. »Laß uns endlich in Ruhe! Nimm deine Typen mit und laß dich nie mehr hier sehen. Klar?«
Guido richtete sich auf und nickte. »Ja, du hast laut genug gesprochen. Tut mir leid, Susan. Ich wußte nicht, daß du auch schon so beschissen bist wie die alle hier!«
»Das hat damit nichts zu tun. Ich werde…«
»Da, da!« Plötzlich gellte eine Frauenstimme auf. »Was ist das denn? Da oben!«
Auf einmal waren die Rocker und auch Susan vergessen. Die Gesichter der Partygäste richteten sich gegen den Himmel, aus dessen grauer Dunkelheit etwas herabfiel wie Steine.
Das waren sie nicht.
Es waren drei Schädel, die den Weg in die Tiefe fanden, um die Menschen anzugreifen.
Als direktes Ziel hatten sie sich Lady Eleonore ausgesucht!
***
Ich wartete auf das Pfeifen und überwand mich innerhalb eines Sekundenbruchteils. Mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft warf ich mich nach rechts, hämmerte noch mit der Schulter gegen den Rand des Fensterflügels und rechnete damit, daß mich dieses verdammte Schwert trotzdem erwischte.
Ich spürte keinen Schmerz, mein Kopf
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