0508 - Morganas wilde Meute
Riemen einige Male und schüttelte den Kopf. »Keine Restmagie mehr«, erklärte er. »Jedenfalls spüre ich nichts davon.«
Wir waren oft mit magischen Phänomenen konfrontiert worden, dieses hier gehörte zu den rätselhaftesten. Wie war es möglich, daß vier Wölfe so mir nichts dir nichts verschwanden? Wenn sie unter Morgana Lytons Einfluß standen, mußte sie die treibende Kraft im Hintergrund gewesen und auch gestärkt worden sein. Ich konnte mich daran erinnern, daß sie zu früheren Zeiten diese Art von Spielchen nicht durchgeführt hatte. Sie war stark geworden. Möglicherweise durch die Hilfe des Götterwolfs oder durch die der Königin von Saba.
Es wäre ja irre gewesen, hätte sie gewußt, wo sich das Grab der Königin befand, nach dem Jenna Jensen so verzweifelt suchte.
Ich versuchte es mit dem Kreuz. Mein Talisman reagierte ebenfalls auf magische Strömungen. Mit keinem Leuchten zeigte er an, daß sich hier etwas abgespielt hatte.
Suko hob die Schultern. Es war eine Geste, die anzeigte, wie unbehaglich sich mein Freund fühlte. Auch ihm paßte es nicht, daß wir an der Nase herumgeführt worden waren.
»Morgana ist stärker, als wir bisher angenommen haben«, sagte er und schwieg sofort, als sich eine der Gangtüren öffnete. Ein Mann und eine Frau verließen die Wohnung.
Sie schauten uns etwas irritiert an, da wir wie bestellt und nicht abgeholt herumstanden. Dann aber gingen sie auf eine der beiden Lifttüren zu.
Ich dachte daran, daß es für sie hätte gefährlich werden können, wären sie zwei Minuten früher erschienen.
Wölfe in unserem Haus. Zudem noch welche, die sich an verschiedenen Stellen wie Blitze aus heiterem Himmel materialisieren konnten, das war schon mehr als hart.
Der Lift kam, die Tür schwang auf, es war alles normal. Der Mann ließ der Frau den Vortritt, die plötzlich schrill aufschrie.
Gleichzeitig passierte noch etwas.
Mit einem lauten Knall fiel hinter uns meine Wohnungstür ins Schloß!
***
Suko und ich waren gleich schnell. Nur erreichte ich den Lift früher, weil Suko erst noch den Mitbewohner zur Seite drängen mußte, um freie Sicht zu haben.
Was er und ich zu sehen bekamen, versetzte uns einen Schock. Die Frau lehnte an der hinteren Wand der Kabine. Sie hatte sich mit dem Rücken fest gegen die Verkleidung gepreßt. Vor ihr stand ein mächtiger, grauer Wolf auf seinen beiden Hinterläufen und hatte die starken Vorderpfoten auf die Schultern der Frau gelegt.
Sie kam nicht mehr weg. Der Wolf hielt sie fest. Sein Maul stand offen. Er blies ihr seinen heißen Raubtieratem ins Gesicht, das einen versteinerten Schrecken zeigte.
Ohne Hilfe kam sie nicht weg. Ihr Mann konnte auch nichts tun.
Ich hörte ihn hinter uns keuchen.
Suko wollte es machen. Er drängte mich zur Seite. »Laß mich!« sagte er, denn die Peitsche hielt er noch in der Rechten.
Ich kümmerte mich um den Mann, der zwar seinen ersten Schrecken überwunden hatte, mir aber so aussah, als wollte er eine furchtbare Dummheit begehen und sich auf den Wolf stürzen.
Ich umklammerte ihn in dem Augenblick, als Suko zuschlug. Er hätte den Wolf einfach treffen müssen, die Distanz zwischen den beiden konnte man als lächerlich gering bezeichnen.
Die Bestie oder deren Magie war schneller.
Sie verschwand wie ausradiert. Suko konnte seinen Schlag nicht mehr stoppen. Einer der Riemen, der an der äußeren rechten Seite, erwischte noch die Schulter der angestarrten Mitbewohnerin, die nicht begreifen konnte, was vorgefallen war, denn einen Wolf sah sie nicht mehr. Sie verzog nur schmerzvoll das Gesicht, weil der Treffer doch hart gewesen war.
Suko entschuldigte sich und wandte sich an mich. »Verdammt, John, das gibt es doch nicht!«
»Du hast es aber selbst gesehen.«
»Sicher.«
Die Frau wischte über ihre Augen. Sie rannte aus der Kabine und wurde von ihrem Mann aufgefangen, als sie sich in dessen Arme warf. Der Mitbewohner schaute uns an.
»Was war das, verdammt?« fragte er keuchend. »Sie… Sie sind mir eine Erklärung schuldig, zum Teufel!«
Die Wahrheit wußten wir selbst nicht genau. Zudem wollte ich einem Fremden nichts von unseren Vermutungen mitteilen.
»Nehmen Sie es als eine Halluzination hin«, erwiderte ich. »Sie haben sich etwas eingebildet, das es nicht gegeben hat.«
»Und meine Frau auch?«
»Sicher!«
»Das will ich nicht glauben, Mr. Sinclair. Man hört einiges von Ihnen. Sie haben einen ungewöhnlichen Job. Sie kommen mit so komischen Dingen in Berührung, man redet
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