0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

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laufen lassen?« Und dann antwortet die ganze Bande natürlich mit dröhnendem Gelächter. Kollegen sind das!
    »Tut mir ja furchtbar leid, Sheriff«, sagte ich. »Aber Sie wollten mir ja nicht glauben, daß diese Äußerung am Telefon nur ein Scherz war.«
    »Sollte sich heraussteilen, daß es keiner war, würdest du es noch bereuen, mein Junge«, brummte Sheriff Joe mit seinem mächtigen Baß. »Was hast du jetzt vor?«
    »Wenn ich mein Geld wiederkriege, würde ich gern frühstücken gehen«, sagte ich.
    Der Sheriff zeigte auf den Schreibtisch, wo alle meine Reichtümer bereits auf mich warteten.
    »Und was geschieht nach dem Frühstück?« fragte er.
    Ich zuckte mit den Achseln, während ich meine Habseligkeiten in den Taschen verstaute. Wenn ich ihm sagte, daß ich auf einen guten Zug warten und aufspringen würde, hätte er sich vielleicht verpflichtet gefühlt, den Bahnhof zu überwachen, und diese Mühe wollte ich ihm nicht machen.
    »Was ist mit ,Tramp’s Lane‘?« brummte der Sheriff.
    Ich dachte einen Augenblick darüber nach, dann entschied ich mich für die direkte Methode. Manchmal bringt einem Frechheit was ein, wenn man Glück hat. Also fragte ich:
    »Was wissen Sie denn davon?«
    »Was man halt so davon redet. Das' alljährliche Treffen von euch Tramps. Dieses Jahr soll es in den Höhlen bei Eagleness stattfinden, heißt es. Ist das richtig?«
    »Na ja«, sagte ich und grinste. »Jetzt ist immer noch die Frage: Was für ein Eagleness? Es gibt eins in Wyoming, eins in Ohio —«
    Ich hatte den Namen zum erstenmal gehört, und es konnte gar keine Rede davon sein, daß es diese Nester in den von mir wahllos aufgeführten Bundesstaaten auch tatsächlich geben mußte, aber Sheriff Joe tat mir den Gefallen und fiel mir mit der Bemerkung ins Wort:
    »Natürlich ist von Eagleness in Arizona die Rede. Wenn es dem Winter zugeht, zieht ihr doch alle nach Süden, nicht nach Norden.«
    »Sie merken aber auch wirklich alles«, sagte ich und war einigermaßen zufrieden. Eagleness in Arizona, das mußte sich finden lassen. Ich unterschrieb die Quittung, daß ich mein Eigentum »vollzählig, unbeschädigt und ohne Einschränkung zurückerhalten« hatte und verabschiedete mich von dem Sheriff und seinem Assistenten. Sie mochten vielleicht keine überragenden Genies sein, aber sie waren verträgliche Leute gewesen und hatten Tony und mich anständig behandelt, und das ist schon fast mehr, als ein Tramp erwarten kann.
    Als ich die Raststätte neben der Tankstelle betrat, bekam die Frau hinter der Theke einen roten Kopf. Es war klar, daß sie mir vorgestern den Sheriff auf den Hals gehetzt hatte, als ich telefoniert hatte, aber ich konnte es ihr nicht übelnehmen. In aller Freundlichkeit sagte ich:
    »Guten Morgen. Kann ich bitte ein Kännchen Kaffee und zwei Sandwiches haben?«
    Ich setzte mich in eine Ecke ans Fenster und sah hinaus auf die Straße, während ich frühstückte. Drei andere G-men mußten jetzt irgendwo in der Weite dieses riesigen Landes in einer ähnlichen Aufmachung wie ich in einer ungefähr ähnlichen Lage sein. Und doch hatten wir nichts erreicht. Meine Idee war vielleicht doch nicht so erfolgversprechend, wie ich es anfangs gedacht hatte.
    Vielleicht konnte es nicht schaden, wenn ich noch einmal mit Phil telefonierte. Möglicherweise hatte sich in den zwei Tagen, die sie mich eingesperrt hatten, etwas Neues ergeben. Ich stellte mich also in die Telefonzelle, warf meinen Nickel ein, wählte die Decknummer, die zwar dem FBI in New York gehört, die aber nie mit FBI gemeldet wird, und bat um Rückruf. Kurz darauf war Phil an der Strippe.
    »Also hör mal«, sagte er. »Was hast du jetzt wieder angestellt? Wie soll ich das bloß deiner Tochter beibringen, daß du dauernd in Schwierigkeiten sitzt? Dieser Sheriff Sowieso schlägt Alarm, daß sich die Zentrale in Washington mit dir beschäftigen muß! Was soll das nun wieder bedeuten?«
    »Du hast mir zuviel von Zyankali und vergifteten Pralinen . erzählt, als wir das letzte Mal miteinander sprachen. Der Sheriff stand hinter mir und bekam einiges davon mit und nahm es wörtlich.«
    Phils Prusten drang durch die Leitung wie das Schnaufen eines Flußpferdes. Wenn man in einem sauberen Hemd sauber gewaschen in einem sauberen Büro sitzt und einen unantastbaren FBI-Ausweis in der Tasche hat, kann man leicht lachen.
    »Und jetzt hat er dich wieder laufen lassen?« erkundigte sich mein Freund, nachdem er sich von seiner Heiterkeit erholt hatte.
    »Ja, mit