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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hause weg. Er ist, wie man so schön sagt, ein Kind der Insel.«
    Unser Kaffee wurde serviert. Bill schaute mich skeptisch an, während Sheila bedrückt zu Boden sah. »Komisch, nicht wahr. Jetzt sind also zwei Jungen verschwunden.«
    Ich nickte. »Das ist bestimmt kein Zufall gewesen. Ich kann mir vorstellen, daß sie gemeinsam etwas unternommen haben und dabei reingefallen sind. Das ist es.«
    »Aber wo sollten sie hin?« rief Sheila.
    »Das müssen wir eben herausfinden.«
    »Ich glaube auch nicht«, sagte Mrs. Miller, »daß die beiden verunglückt sind.«
    »Weshalb nicht?«
    Sie lächelte mir knapp zu. »Das ist ganz einfach, Mr. Sinclair. Benny Burton ist nicht nur ein Kind der Insel. Er kennt sie auch wie seine Westentasche. Natürlich gibt es auf Tresco Gegenden, die, sagen wir mal, gefährlich sind. Ich denke da an die Steilküsten und deren unmittelbare Umgebung. Allerdings werden sie nicht in der Dunkelheit ans Meer gelaufen sein.«
    »Wohin dann?«
    »Das ist eben die Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen.«
    »Jedenfalls haben sie ein Ziel gehabt.« Bill schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ein konkretes Ziel. Sie hatten etwas vor in der letzten Nacht. Wo können zwei Jungen in der Dunkelheit hinlaufen. Wo, zum Teufel?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Sheila leise.
    »Wie steht es mit Ihnen, Mrs. Miller.«
    »Ich möchte nichts herbeireden oder etwas Falsches sagen, aber Sie können die gesamte Insel als eine Art Abenteuerspielplatz bezeichnen, wenn Sie mich richtig verstehen.«
    »Ja, das tue ich.«
    »Es gibt da viele Orte, wo sich zwei Freunde in diesem Alter wohl fühlen können. Wo es ihnen großen Spaß macht, mal etwas zu entdecken.«
    »Gibt es hier Höhlen?« fragte ich.
    »Nicht daß ich wüßte.«
    Bill nahm den Faden auf. »Wälder, Verstecke, Seen…«
    Mrs. Miller nickte heftig. »Ja, die Insel ist ideal, ein phantastischer Ort für Jungen. Ich… ich habe auch überlegt, ob eine Suchaktion Erfolg haben würde. Ich meine …« Sie geriet etwas ins Stottern. »Eine Suchaktion im großen Stil.«
    »Nein!« sagte ich sofort und ziemlich laut, so daß mich die anderen anstarrten.
    »Weshalb nicht?«
    Ich lächelte knapp. »Sheila, ich kann verstehen, daß du dir wahnsinnige Sorgen machst. Wie lange dauert es, bis eine Hundertschaft Polizisten hier ist? Ich finde, wir sollten unseren Plan auf nur, sagen wir, eine Person stützen. Nadine!«
    Die Wölfin hatte ihren Namen gehört und schaute zu uns hoch.
    Sheila nickte. »Richtig.«
    »Wir haben sie auch deshalb mitgebracht. Sie kann die Aufgabe eines Suchhundes übernehmen. Außerdem hat sie gespürt, daß sich ihr Schützling in Gefahr befindet.«
    »Das habe ich genau bemerkt«, erklärte Bill.
    »Da haben wir’s.«
    Nur Mrs. Miller schaute etwas skeptisch. »Ist das tatsächlich eine Wölfin?«
    »Natürlich.«
    »Sie ist auch zahm?«
    »Wollen Sie Nadine streicheln?«
    »Ich weiß nicht so recht. Eigentlich bin ich ja tierlieb, aber eine Wölfin…«
    »Keine Sorge, sie tut ihnen nichts. Da seien Sie mal ganz beruhigt.«
    Wir tranken die Tassen leer. Bill beglich die Rechnung, dann verließen wir das kleine Lokal, begleitet von den staunenden Blicken des Wirts, der wohl nicht einmal die Hälfte verstanden hatte.
    Der warme Südwestwind wehte über die Insel. Mrs. Miller, die einen weit geschnittenen Mantel trug, deutete auf einen japanischen Geländewagen, der am Straßenrand stand. »In ihn passen wir alle hinein, auch die Wölfin.«
    Dagegen war nichts zu sagen.
    Christiane Miller fuhr selbst. Neben ihr hatte ich meinen Platz gefunden. Die beiden Conollys saßen auf der hinteren Bank. Sheila hatte sich gegen Bills Schulter gedrückt. Ihr Gesicht war totenblaß.
    Der Weg führte in Richtung Süden. Wir lernten auf der Fahrt einiges von der Insel kennen. Die Straßen glichen Pisten. So ähnlich waren sie auch in den schottischen Highlands angelegt.
    Felsen, Täler, Hügel wechselten sich ab. Relativ wenig Wald bekamen wir zu Gesicht, bis wir in ein weit geschwungenes Tal hineinfuhren und an einem großen See entlangrollten, der den Namen Great Pool trug.
    »In der Nähe wohne ich«, erklärte Mrs. Miller.
    »Steht Ihr Haus allein?«
    »Ja, der nächste Nachbar wohnt fast eine viertel Meile entfernt.«
    »Und das sind die Burtons?«
    »So ist es.«
    »Wie verstehen Sie sich mit der Frau?«
    »Es geht. Sie ist anders, verschlossener. Will wenig mit den Menschen zu tun haben. Ich bin der Meinung, dass sie über den Tod ihres

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