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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rüberkam. Da befanden wir uns bereits in Sichtweite der Insel Tresco.
    Ich hielt mich an den genauen Kurs. Die Ostküste von Tresco zeigte zahlreiche Buchten. Manchmal hohe Steilwände, dann wiederum war sie flacher. Besonders dort, wo sich der kleine Hafen befand, in den wir einschipperten.
    Es war fast wie im Bilderbuch oder auf einem Gemälde. Die Sauberkeit mußte den Inselbewohnern in Fleisch und Blut übergegangen sein. Alles strahlte und blitzte. Die weißen Masten der im Hafen liegenden Schiffe, die Häuser, das größte Hotel auf Tresco mit dem Namen Island Hotel, auf dessen Dach zwei Fahnen wehten.
    Die Wellen schoben uns auf den Kai zu. Auch dort zeigte sich eine verblüffende Sauberkeit. Über uns segelten Möwen im lauen Wind und genossen den Auftrieb.
    Ein schwerfällig wirkender Mann kam zu uns. Ich warf ihm die Leine zu. Er dockte uns an.
    »Wir sind verabredet«, sagte Bill, der das Boot zuerst verlassen hatte. »Mein Name ist…«
    »Ich weiß, wer Sie sind. Ihre Frau wartet bereits auf Sie, Mr. Conolly.«
    »Danke.«
    Nicht weit entfernt befand sich ein kleines Restaurant, in dem der fangfrische Fisch serviert wurde. Die vier Tische verteilten sich im Raum. Einer war von zwei Frauen besetzt.
    Sheila mußte durch das Fenster unsere Ankunft bemerkt haben, sie kam zur Tür und fiel Bill um den Hals. »Endlich«, flüsterte sie, »endlich seid ihr gekommen.«
    »Und Johnny?«
    »Keine Spur bisher.«
    »Verdammt auch.«
    Ich stand etwas verloren daneben. Der Wirt hielt sich im Hintergrund auf und schaute aus trüben Augen zu uns rüber.
    Ich schaute mir auch die Person an, mit der Sheila zusammengesessen hatte. Persönlich kannte ich die Dame nicht. Sie war ziemlich korpulent, machte aber einen netten, irgendwie gemütlichen Eindruck. Sie gehörte wohl zu den Menschen, die auch im größten Streß die Ruhe behielten.
    Natürlich wurde auch ich von Sheila begrüßt. Danach machte sie uns bekannt. Wir erfuhren, daß die Frau Christiane Miller hieß und ihr Mann als Inselpilot arbeitete. Sie selbst führte eine winzige Pension, in der Sheila abgestiegen war.
    Der Wirt wollte uns etwas bringen. Wir entschieden uns für Kaffee. Dann bat ich Sheila, zu berichten. Während sie sprach, streichelte sie Nadine. Die Wölfin hatte beim Eintritt etwas Unruhe ausgelöst, die war nun vorbei.
    »Also keine Spur«, sagte ich.
    »Nein, John.«
    »Weshalb ist er aus dem Fenster geklettert?« fragte Bill. »Das muß doch einen Grund gehabt haben.«
    »Vielleicht hat man ihn gelockt.«
    »Und wer?«
    »Keine Ahnung.« Sheila schaute traurig. Ihre Hände befanden sich in permanenter Bewegung. Sie wirkte nervös und hektisch.
    Bill schaute mich an. »Es will mir einfach nicht in den Kopf, daß Johnny so mir nichts dir nichts verschwunden ist. Er ist zwar ein normaler Junge, aber in manchen Dingen vorsichtig. Die Erfahrung hat ihn schließlich Böses gelehrt.«
    Christina Miller mischte sich ein. »Wenn ich einmal etwas sagen darf. Auch mir kommt es sehr seltsam vor, aber vielleicht habe ich eine Erklärung.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Sheila.
    »Lassen Sie mal.«
    »Du weißt also Bescheid?« wandte Bill sich an seine Frau.
    »Wir haben darüber gesprochen.«
    »Es ist so«, erklärte Mrs. Miller. »Ihr Sohn, Mr. Conolly, hat, soviel ich weiß, einen Freund gefunden. Einen Jungen aus der Nachbarschaft. Er heißt Benny Burton.«
    Da keiner von uns etwas sagte und sie nur gespannt anschauten, sprach sie weiter. »Die beiden waren immer zusammen. Sie haben die Umgebung durchstrolcht. Sie fühlten sich glücklich. Wie eben Großstadtkinder auf dem Land. Sie verstehen?«
    »Ja, richtig.« Ich nickte.
    »Und jetzt müßten wir den Jungen finden«, sagte Bill.
    Sheila legte eine Hand auf den Unterarm ihres Mannes. »Das haben Mrs. Miller und ich auch versucht.«
    »Aber…?«
    »Ohne Erfolg, Bill. Wir haben ihn nicht zu Hause angetroffen.«
    »Nur seine Mutter«, erklärte Mrs. Miller. »Ich kenne Eliza Burton recht gut.«
    »Was ist sie für eine Frau?« fragte ich.
    »Sie wohnt mit ihrem Sohn allein. Ihr Mann lebt nicht mehr. Wie er umgekommen ist, weiß niemand so recht. Man sagt, er wäre ertrunken. Jedenfalls haben wir von ihr keine positiven Antworten bekommen. Ihr Sohn Benny war nicht im Haus.«
    »Ist das nicht ungewöhnlich?« fragte Bill. »Er ist doch bestimmt in Johnnys Alter.«
    »Ja, elf Jahre.«
    »Da haben wir es.«
    Christiane Miller winkte ab. »So ungewöhnlich ist das nicht. Billy bleibt öfter mal von zu

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