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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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einen Herrn namens Grahame St. Clay?« fragte er.
    Blitzartig erinnerte sich Stephen Narth. »Ach ja, ich kenne Mr. St. Clay, das heißt, nicht persönlich, aber einer meiner Geschäftspartner ist mit ihm befreundet.«
    Clifford Lynne zog die Augenbrauen hoch.
    »Aha«, meinte er ruhig. »Aber gesehen haben Sie ihn noch nicht?«
    Mr. Narth schüttelte den Kopf.
    »Sie können mir morgen abend erzählen, was Sie von ihm halten.«
    »Aber ich werde ihn wirklich nicht treffen«, wehrte Mr. Narth ab.
    »O doch, Sie werden ihn bestimmt sehen«, behauptete Clifford, und ein Schein von Mißtrauen zeigte sich in seinen klaren, grauen Augen.
    Im nächsten Augenblick war er fort und schlug die Haustür hinter sich zu. Er war wirklich ein Mann mit heftigen Gewohnheiten, stellte Mr. Narth fest.
    »Gott sei Dank, daß ich ihn nicht heirate«, stieß Mabel hervor, und Letty, die sich noch kaum von ihrem Anfall erholt hatte, stimmte ihr zu.
    Joan sagte nichts. Sie war ziemlich verwirrt, sehr interessiert und hatte nicht die geringste Furcht.

6
    Am Ende der Auffahrt, die von der Straße zum Hause führte, stand Mr. Lynnes Wagen. ›Wagen‹ war vielleicht ein etwas zu ehrenvoller Ausdruck für das Gefährt, das er einige Tage vorher für fünfunddreißig Pfund gekauft hatte. Clifford ließ den Motor stets laufen, da er dahintergekommen war, daß er ohne diese Vorsichtsmaßnahme eine halbe Stunde brauchte, die Maschine wieder in Gang zu bringen. Unter Rattern und Stoßen, Quietschen und Knarren brachte er das Auto auf die Straße und fuhr unter großem Getöse etwa hundert Meter weit, dann bog er in einen Waldweg ein.
    Am Ende dieses Weges stand das graue Steingebäude Slaters Cottage. Vor einigen Jahrzehnten hatte ein Besitzer, der höher hinaus wollte, einen kleinen Säulenvorbau errichten lassen, der sich jetzt in der Mitte stark gesenkt hatte. Mehrere Dutzend Ziegel fehlten auf dem Dach und alle Fensterscheiben waren zerbrochen. Das einstöckige Gebäude bot em Bild der Vernachlässigung und Verwüstung.
    Vor dem Haustor standen drei Männer. Clifford kam gerade in dem Augenblick an, als sie sich einig geworden waren. Einer der Leute ging auf ihn zu, als er aus dem Wagen sprang.
    »Mit diesem Trümmerhaufen hier können Sie nichts anfangen«, erklärte er. Wie man aus dem Zollstock ersehen konnte, der aus seiner Hosentasche hervorguckte, gehörte er dem Baugewerbe an. »Die Fußböden sind verfault, das Haus braucht ein neues Dach, und außerdem muß eine neue Wasserleitung und Kanalisation gelegt werden.«
    Ohne ein Wort zu verlieren, ging Lynne an ihm vorbei in das Gebäude. Vom Mittelgang aus, den er jetzt betrat, gingen zwei Räume ab. Am Ende der Halle war eine kleine Küche, in der ein verrosteter Herd stand. Daran schloß sich eine Spülküche. Durch die zerbrochenen Fenster an der Rückseite sah man einen verwitterten Schuppen, der aber repariert war und dadurch das Glanzstück des ganzen Anwesens bildete.
    Der Fußboden ächzte und krachte unter seinen Schritten. An einer Stelle war er ganz verfault und ein großes Loch gähnte Lynne entgegen. Die alten Tapeten hingen in zerrissenen, farblosen Fetzen von den Wänden, und die Decke konnte man vor Spinnweben kaum erkennen.
    Clifford kam wieder zu der Gruppe vor der Haustür. Umständlich stopfte er seine Pfeife aus einem großen Tabaksbeutel, den er aus der Tasche hervorgeholt hatte.
    »Sind Sie Baumeister oder Märchenerzähler?« fragte er den Mann mit dem Zollstock. Der Baumeister grinste.
    »Ich verstehe etwas vom Bauen«, meinte er, »aber ich bin kein Zauberer. Um dieses Haus in einer Woche herzurichten, brauchte ich Aladins Wunderlampe.«
    Clifford steckte seine Pfeife in den Mund und zündete sie gemächlich an.
    »Wenn wir nun von der Möglichkeit absehen, den Geist aus Aladins Lampe zu engagieren, wie viele Leute brauchten Sie dann, um die Reparaturen durchzuführen?,«
    »Die Frage ist nicht, wie viele Leute ich anstellen kann, die Frage ist, was es kosten wird«, antwortete der Baumeister. »Sicher kann in einer Woche alles fertig sein, aber das würde Sie beinahe tausend Pfund kosten. So viel ist ja das ganze Haus nicht wert.«
    Clifford paffte eine Rauchwolke in die Luft und beobachtete aufmerksam, wie sie sich zerteilte.
    »Stellen Sie so viele Leute ein, wie Sie wollen und lassen Sie sie in achtstündigen Schichten Tag und Nacht arbeiten. Noch heute abend können Sie den Fußboden aufreißen. Holen Sie so viele Lastwagen, wie Sie brauchen, und lassen Sie

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