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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Immerhin konnte es nun nicht mehr lange dauern - und dieser Gedanke versetzte ihn in bessere Laune -,'bis das große Vermögen Joe Brays in seinen Händen war. Die Wolken, die am Tage zuvor noch den Horizont verdunkelt hatten, zerteilten sich. Jetzt blieb ihm nur noch übrig, die Hochzeit möglichst zu beschleunigen, dann konnte er Joes Reichtümer in Besitz nehmen.
    Narth war wieder heiterster Laune, als er durch den Privateingang in sein Büro kam, und zeigte den beiden Männern, die ihn dort erwarteten, ein zufriedenes Gesicht. Major Spedwell rekelte sich im Sessel, eine Zigarre zwischen den Zähnen, während Mr. Leggat am Fenster stand. Er blickte in den strömenden Regen hinaus, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    »Hallo, Jungens!« rief Narth joviaL »Sie sehen so vergnügt aus wie Leichenträger bei einer Beerdigung.«
    Leggat drehte sich um.
    »Weshalb sind Sie denn so gut aufgelegt?« erkundigte er sich.
    Stephen Narth überlegte noch, ob er seine Kollegen völlig ins Vertrauen ziehen sollte. Denn mit dem Geld von Bray konnte er seine fragwürdigen Bekanntschaften abschütteln und zum Teufel jagen. Mit Geld konnte er auch die Vergehen der Vergangenheit bereinigen und wieder von vorn anfangen.
    »Joe Bray ist tot«, polterte er dann aber doch heraus, »und hat mir den größten Teil seines Vermögens vermacht.«
    Bevor er aber den Satz noch ganz ausgesprochen hatte, bereute er schon seine eigene Dummheit. Doch wenn Stephen erwartet hatte, daß diese Nachricht für die anderen eine Sensation bedeutete, so war er enttäuscht.
    »So, so«, meinte Leggat sarkastisch. »Und wann werden Sie das Geld in die Hand bekommen?«
    »In ein oder zwei Monaten«, antwortete Narth optimistisch.
    »Ein oder zwei Monate bedeuten einen oder zwei Monate zu spät«, erklärte Major Spedwell. Dabei überzog sein dunkles Gesicht ein boshaftes Grinsen. »Ich habe heute morgen mit den Revisoren gesprochen. Unter allen Umständen müssen die fünfzigtausend Pfund bis morgen beigebracht werden.«
    »Tatsächlich«, unterbrach ihn Leggat, »wir sind fertig, Narth. Wir müssen das Geld in den nächsten vierundzwanzig Stunden aufbringen. Wenn das Testament kein Wenn und Aber enthält, können Sie die Summe doch auf Grund der Dokumente leicht leihen. Oder ist eine Bedingung im Testament vorgesehen?«
    Narth runzelte die Stirn. Wußte der andere etwas? Leggat sah ihm unverwandt in die Augen.
    »Ja, es gibt eine Bedingung«, gestand Narth. »Aber die ist praktisch schon erfüllt.« Leggat schüttelte den Kopf.
    »Damit können Sie gar nichts anfangen«, sagte er. »Ist das Testament so abgefaßt, daß Sie morgen fünfzigtausend Pfund darauf leihen können?«
    »Nein«, antwortete Narth kurz. »Ich kenne den tatsächlichen Wert des Vermögens noch nicht, und außerdem ist eine Bedingung -«
    »Das habe ich mir gedacht!« sagte Spedwell. »So also ist die Lage, und sie ist äußerst gefährlich. Sie können nicht einen Penny auf ein Testament bekommen, in dem eine Bedingung enthalten ist, die noch nicht erfüllt wurde, und schon gar nicht auf ein Vermögen, dessen Umfang Sie nicht kennen. Ich wette, Sie haben noch nicht einmal eine Kopie des Testaments.« Stephen Narth kniff die Augen halb zusammen. »Sie reden wie ein Buch, Major«, knurrte er, »irgend jemand hat Ihnen offenbar mehr erzählt als ich selbst weiß.« Major Spedwell drehte sich heftig um.
    »Niemand hat etwas erzählt. Das einzige, was Leggat und mich interessiert, ist, ob Sie bis morgen fünfzigtausend Pfund auftreiben können. Und da wir wissen, daß Sie dazu nicht imstande sind, haben wir einen Ausweg gesucht, der Ihnen viele Unannehmlichkeiten ersparen wird. Wir haben nämlich unseren Freund St. Clay gebeten, hierherzukommen und mit Ihnen zu sprechen.«
    »Ihr Freund St. Clay? Ist das der Mann, von dem Sie gestern sprachen?«
    Plötzlich erinnerte sich Stephen Narth der Worte Clifford Lynnes: »Sie werden ihn morgen sehen.«
    »Hat denn St. Clay so viel Geld, daß er es wegwerfen kann?«
    Spedwell nickte langsam.
    »Ja, er hat so viel Geld, und wenn Sie meinen Tip befolgen, Narth, wird er es sogar an Sie wegwerfen.«
    »Aber ich kenne ihn doch überhaupt nicht. Wo soll ich ihn denn treffen?«
    Spedwell ging auf die Tür zum Hauptbüro zu.
    »Er wartet draußen. Wir wollten erst mit Ihnen sprechen.«
    Stephen Narth sah ihn verwirrt an. Ein Mann, der fünfzigtausend Pfund zu verleihen hatte, wartete auch noch darauf, daß er sie los würde?
    »Er ist hier?« fragte er

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