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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihm zur kritischen Begutachtung ein Schreibheft voller eigener poetischer Ergüsse überreicht.
    »Joe, du schreibst doch nicht etwa wieder Gedichte?« rief Clifford entsetzt.
    »Nein, das tue ich nicht!« protestierte Joe laut. »Unsinn! Was du dir einbildest!«
    Ein Donnerschlag in unmittelbarer Nähe ließ das kleine Haus erzittern, und flackernde blaue Blitze fuhren über die schwarzen Bäume.
    »Der ganze Himmel steht in Flammen«, sagte Joe poetisch.
    »Heute bist du an der Reihe, die Würste zu braten«, erwiderte sein praktisch veranlagter Freund, und sie gingen gemeinsam in die kleine Küche, um das Abendessen zu bereiten.
    Der Sturm tobte eine Stunde lang, aber er war nur der Vorläufer des schweren Unwetters, das sich später entlud. Um neun Uhr war es so dunkel wie in einer Winternacht. Clifford hatte die eisernen Fensterläden verriegelt, und vier Gewehre lagen schußbereit auf dem Sofa.
    »Das erinnert mich an die Stürme, die du oben auf dem großen See mitgemacht hast - und an das furchtbare Unwetter, das ich einmal in Charbin erlebt habe, aber da warst du noch ein Grünschnabel!« sinnierte Joe vor sich hin.
    Dann blickte er zum Schreibtisch hinüber, wo er sich literarisch betätigt hatte, und seufzte tief auf.
    »Soweit ich feststellen kann, ist sie eine Kusine dritten Grades von mir. Die Schwester ihres Vaters hat den Sohn meiner Tante geheiratet.«
    »Wovon, zum Teufel, redest du denn?« staunte Clifford.
    »Von ihr!« antwortete Joe kurz.
    Offensichtlich hatte Mabel einen sehr tiefen Eindruck auf dieses empfindsame Herz gemacht.
    »Ich hoffe, daß der Sturm sie nicht zu sehr erschrecken wird! Mädchen haben immer Angst bei Gewitter...«
    »Ich habe das Unwetter lieber heute als morgen«, stellte Clifford fest. »Wenn wir schon ersäuft werden sollen, so wäre es mir lieber bei Mondlicht.«
    Joe fragte nervös: »Was ist das wieder für ein Gerede vom Ersäuftwerden? Wo gehen wir denn hin?«
    »In einem Schiff auf die weite See hinaus!« war die rätselhafte Antwort.

25
    Miss Mabel gehörte nicht zu den Mädchen, die sich vor Gewittern fürchten. Während ihre sensiblere Schwester sich im Kohlenkeller versteckt hatte, saß Mabel eifrig strickend im Wohnzimmer und erzählte Joan ihr Abenteuer von heute morgen.
    »Mancher würde vielleicht sagen, er sei alt - aber ich finde, daß er eine männlich markante Erscheinung ist. Außerdem ist er sagenhaft reich, liebe Joan.«
    Mabel war jetzt fünfundzwanzig Jahre alt. Sie hatte eine gedrungene Gestalt und war nicht gerade sehr beliebt bei den jungen Leuten, die zwar mit ihr tanzten, Tennis spielten und manchmal zu Abend speisten, aber ängstlich vermieden, die eine, so wichtige Frage zu stellen. In ihrem Leben hatte sie bisher nur zwei Heiratsanträge bekommen: den einen von einem unmöglichen jungen Gentleman, der ihr auf einem Ball vorgestellt worden war und von dem es sich später ergab, daß er nur ein kleiner Provinzschauspieler war; und den anderen Antrag erhielt sie von einem Geschäftsfreund ihres Vaters, der noch Trauer um seine verstorbene zweite Frau trug, als er schon schüchtern bei ihr anfragte, ob sie wohl die dritte werden wollte.
    »Ich mag Männer, die sich schon die Hörner abgestoßen haben, Joan«, behauptete Mabel und kniff die Augen zusammen, weil ein greller Blitz sie blendete. »Zieh doch bitte die Vorhänge vor, Liebes!«
    Joan hatte sie noch nie so zugänglich erlebt, und sie war neugierig, wer wohl der Fremde sein mochte, der einen so tiefen Eindruck auf das Mädchen gemacht hatte.
    »Jungen Männern kannst du niemals trauen, sie sind so oberflächlich. Aber ein reifer Mann... und er ist wahnsinnig reich. Er hat mir erzählt, daß er versuchen will, Lord Knowesleys Besitz zu kaufen. Außerdem verhandelt er wegen eines Hauses in Park Lane. Und er hat drei Rolls-Royces, meine Liebe - stell dir vor, gleich drei!«
    »Aber wer ist es denn, Mabel?«
    Hier war Mabel in Verlegenheit, denn in ihrer mädchenhaften Bescheidenheit hatte sie nicht gewagt, die Identität ihrer liebenswürdigen Bekanntschaft herauszubringen.
    »Er wohnt irgendwo hier in der Nähe, ich glaube, daß er in Sunmngdale ein Haus gemietet hat.«
    »Und wie alt ist er wohl?«
    Mabel überlegte.
    »Um die fünfzig herum«, sagte sie dann und unterstützte damit unbewußt Mr. Brays falsche Altersangabe. »Was für ein Sturm! Schau doch bitte mal im Kohlenkeller nach, wie es dem dummen Kind da unten geht!«
    Joan fand das ›dumme Kind‹ in einen Korbsessel

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