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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Kerl diesem Chinesen nicht nur neun Gründeraktien geschenkt, sondern auch die übrigen vierzig zwischen mir und sich gleichmäßig geteilt hatte.«
    »Aber warum ist dann diese eine einzige Aktie für Fing Su so wichtig? Damit kann er doch nicht die Majorität erlangen?«
    Clifford räusperte sich: »Fing Su besitzt außer den neun Gründeraktien aus seines Vaters Besitz noch fünfzehn weitere, die ihm unser alter Freund Joe vor einiger Zeit großzügig überlassen hat. Und wenn Joe nicht die restlichen fünf Aktien glücklicherweise verlegt hätte, so wäre Fing Su jetzt im Besitz von neunundzwanzig Aktien und hätte damit die Gesellschaft in der Hand. So aber hat er vierundzwanzig Aktien, und ich besitze fünfundzwanzig; die verlegten fünf Aktien haben sich wieder eingefunden, und Joe hat sie mir übertragen. Jetzt werden Sie begreifen, was der Besitz einer einzigen Aktie mehr für den Chinesen bedeutet, und daß er alle Mittel einsetzen wird, sie zu bekommen.«
    Jetzt verstand Joan alles. »Was wird er tun?«
    Clifford lächelte bitter.
    »Fing Su hat zwei Möglichkeiten, zu seinem Ziel zu kommen. Entweder wird er mich durch eine bestimmte Maßnahme dazu zwingen, ihm diese Aktie zu übergeben, oder -« Er vollendete den Satz nicht.
    »Oder er wird Sie umbringen«, schloß Joan. Clifford nickte.
    »Er ist jetzt an dem Punkt angekommen, wo alles für ihn auf dem Spiel steht. Wenn er mich in dieser Nacht tötet, würde er natürlich sofort verhaftet werden. Noch wälzt Fing Su große Pläne in seinem Kopf und hält sich für unfehlbar. Er rechnet einfach nicht damit, einen Mißerfolg zu haben.«
    Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her.
    Dann fragte Joan:
    »Und wenn er mich in seine Gewalt brächte - das klingt schrecklich pathetisch! -, was würde das an den Tatsachen ändern?«
    »Ich würde natürlich zahlen«, stellte er ruhig fest, »und Fing Su weiß das.«
    Joan fühlte, daß ihr das Blut in die Wangen schoß, und versuchte, gleichgültig zu erscheinen.
    »Sie sind mir gegenüber durchaus nicht verpflichtet, Mr. Lynne«, erklärte sie leise. »Ich wollte es Ihnen schon lange sagen... jetzt, da Mr. Bray am Leben ist..., daß ich Sie nicht heiraten möchte. Ich hatte es Mr. Narth versprochen, weil nun, weil es für ihn notwendig war.«
    Joan hatte ihre ganze Energie aufbieten müssen, um ihm dies zu sagen. Es war doch viel schwieriger, als sie sich jemals hatte träumen lassen. Diese Entdeckung versetzte sie in nicht geringe Bestürzung. Diese Worte in der Ruhe ihres Zimmers probeweise herzusagen, war sehr einfach gewesen, aber als sie sie nun in Wirklichkeit aussprach, war es ihr, als ob mit jedem Satz ein Teil ihres Lebensglücks entschwand. Sie blickte zu ihm auf, und auch Clifford suchte ihren Blick.
    »Und Sie haben jetzt ja auch keinen Grund mehr«, flüsterte sie und schüttelte den Kopf, als wollte sie seine Antwort vorwegnehmen.
    »Um die Linie der berühmten Familie fortzusetzen - nein«, gab er zu. Ihr Mut sank. »Um die seltsamen Ideen Joe Brays zu erfüllen - nein. Alle diese Gründe gibt es nicht mehr, die mich zu dieser verrückten Reise nach England brachten und die mich veranlaßten, ein langbärtiger Stromer zu werden. Da haben Sie vollkommen recht, Joan. Aber es gibt einen anderen, wichtigen Grund, warum ich Sie heiraten möchte -«
    Clifford legte zärtlich seinen Arm um sie und zog sie an sich, aber noch küßte er sie nicht. Seine ernsten Augen hielten die ihren fest, und Joan konnte die Worte darin lesen, die er nicht aussprach. Joan bebte am ganzen Körper. Plötzlich tönte ein tiefes Donnergrollen von ferne und zerriß die Stimmung. Erschreckt fuhren sie auf. Mit einem Seufzer trat Cliff zurück und legte seine Hände auf ihre Schultern.
    »Nächsten Freitag wird eine Hochzeit in dieser Familie gefeiert werden«, versicherte er kurz. Dann neigte er sich zu ihr und küßte sie.
    . Die ersten Blitze leuchteten gespenstisch auf und hüllten die Spitzen der Föhren in ein fahles Licht, als Clifford den Fahrweg nach Slaters Cottage zurückging.
    »Es wird eine stürmische Nacht geben, Joe«, rief er heiter, als er das Wohnzimmer betrat.
    Joe verbarg hastig ein Schriftstück, mit dem er beschäftigt war.
    »Machst du ein neues Testament?«
    Mr. Bray hustete verlegen, und seinem Partner kam ein fürchterlicher Verdacht, der schnell zur Gewißheit wurde.
    Vor vielen Jahren einmal hatte Joe ihm mit vielem Räuspern und Stocken eine liebenswürdige Schwäche eingestanden und hatte

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