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051 - Im Orbit

051 - Im Orbit

Titel: 051 - Im Orbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zu sehen, aber ihr war klar, wer dort den Pfad entlang kam: der falsche Gott Maddrax, den sie durch Baloors Magie für ihren Freund gehalten hatte.
    Sie hob das Schwert. »Komm nur«, murmelte sie.
    Nebelschwaden verhüllten den Pfad und das Gestrüpp. Die Stimme, die nach ihr rief, rückte näher. »Komm nur, Verräter. Mein Schwert wird dich fressen.«
    ***
    Wasserlöcher dampften, ein Meer von Schilfgras bog sich im Ostwind, Baumstümpfe ragten aus dem Morast, Kröten hockten darauf und blähten sich auf. Tiefe Nacht herrschte. Seine Stiefel versanken im Moorboden; nur mit Mühe konnte er sie aus der Umklammerung des sumpfigen Untergrundes ziehen, um weiter zu gehen. Der Lichtkegel aus Me- lanies Brustscheinwerfer bohrte sich durch die Finsternis einer Wildnis, die Hollyday von Minute zu Minute unwirtlicher und fremder erschien. Nein, hier war er nie gewesen.
    In seinem Schädel nörgelte Mac herum.
    Kein Wunder, sagte er jetzt gerade, du bildest dir nämlich nur ein, durch einen Sumpf zu pirschen. In Wahrheit läufst du durch die Ruinen Baltimores… Mit solchen und ähnlichen Verrücktheiten versuchte Mac seine Euphorie zu verderben. Zum Beispiel verlangte er ständig umzukehren und Mickey mitzunehmen. Hollyday ignorierte ihn, und das gelang ihm erstaunlich gut.
    Melanie zeigte nicht die Spur von Unsicherheit. Zielstrebig stapfte sie durch das Schilf, an Sumpflöchern vorbei, über Baumleichen und durch dichtes Gestrüpp.
    Hollyday hatte keine Ahnung, woher sie die Metallstange hatte, mit der sie Schilf und Gestrüpp zur Seite bog oder schlug. Es war ihm gleichgültig; er fühlte sich glücklich, hinter ihr her wanken zu dürfen.
    Von Zeit zu Zeit drehte sie sich um und richtete ihren Scheinwerferstrahl auf ihn.
    Dann kniff er die Augen zusammen, und statt zu murren, weil sie ihn blendete, grinste er selig oder sagte irgendetwas, das seine Bewunderung ausdrückte. Etwa:
    »Wie du dich auskennst! Wie mutig du bist!« Oder: »Selbst die Krokodile gehen dir aus dem Weg.« Oder: »Führe mich, wohin du willst, ich folge dir.« Sie quittierte seine Komplimente mit einem sphinxhaften Lächeln, das er als Verheißung interpretierte.
    Meist sah er sie als grauen Schemen vor sich, selten so nah, dass er seine Hände nach ihr ausstrecken konnte. Der Lichtkegel ihres Scheinwerfers erleuchtete lediglich den Pfad durch den Sumpf. Manchmal aber riss der Himmel auf und ein unglaublich großer Mond strahlte auf sie herab, und wenn sie sich in einem solchen Augenblick umdrehte, zerschmolz er unter dem Blick ihrer dunklen Augen und bebte vor Verlangen, ihr edles Gesicht zwischen seine Hände zu nehmen, sie zu streicheln und zu küssen.
    Weil seine Fantasie kochte, sah er sie bald nicht mehr als Gestalt in einem weißgrauen, unförmigen Anzug mit kugelartigem Helm, sondern als nackte Grazie, deren Muskulatur unter der Haut ihres Rückens, ihres Gesäßes, ihrer Schenkel tanzte. Was für eine Frau, welch ein Hintern, was für ein göttlicher Rücken…!
    Macs Genörgel verkam mehr und mehr zu einem bedeutungslosen Hintergrundrauschen. Gegen die Hormonflut in seinem Wirtskörper hatte das fremde Bewusstsein keine Chance. Die Erektion erschwerte Hollyday das Gehen.
    Irgendwann blieb Melanie stehen, drehte sich um und leuchtete ihn an. Hollyday wunderte sich, weil es noch immer Nacht war. Nach seinem Zeitgefühl hätte längst der Morgen grauen müssen.
    »Du stammst nicht aus Waashton«, sagte er. »Du musst hier zu Hause sein, du gehörst zu uns.« Er sah sich um: Grasboden statt Morast, Buschwerk verhüllte die Oase ringsum vor unerwünschten Blicken. »Ein guter Ort, Melanie, Herzchen. Zieh dich aus, komm zu mir.«'
    Sie lächelte. »Gleich, Phil«, sagte sie.
    »Hab noch einen Augenblick Geduld.«
    Sie drehte sich um und hantierte am Stamm eines kahlen Baumes.
    Phil… So ähnlich fühlte man sich wohl, wenn einen der Blitz getroffen hatte. Phil…
    »Weißt du, wovon ich seit Wochen träume?«, fragte er. Sie zuckte mit den Schultern, ohne sich umzudrehen. »Dass du mich einmal Phil nennst, nur ein einziges Mal.« Etwas raschelte und scharrte, eine Art Portal öffnete sich. Melanie wandte sich um und lächelte.
    »Ständig dieses Professor McKenzie oder Dave… Endlich hast du mich bei meinem richtigen Namen genannt.« Er war so selig, er hätte schreien können vor Glück.
    Melanie zog ihn zwischen knorrigen Weidenstämmen hindurch in einen Raum ohne Schilf, Morast und Gebüsch. Ihre Eisenstange verursachte jedes Mal ein

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