0513 - Sandra und die Mördermaske
doch nicht heraus.«
»Vielleicht ist sie die Geliebte.«
Suko warf mir einen Seitenblick zu. »Glaube ich nicht. Das ist doch sinnbildlich gemeint worden, das mit der Geliebten.«
»Klar.«
Ich gab dem Achtzylinder Power und ging den Steilhang schräg an. Der Rover schüttelte sich einige Male, bevor er sich fast wütend durchkämpfte. Die Reifen waren wie Reißzähne, die sich in den Untergrund festklammerten. Sie wühlten den Boden auf, fraßen sich weiter, schleuderten Dreck in die Höhe, rissen Löcher, und wir überwanden den Hang trotz aller Schwierigkeiten.
Das Gelände wurde besser. Nicht mehr so steil. Unter uns lag der Ort Gilbin. Vor uns der Wald. Nicht sehr dicht. Er bildete mehr Inseln an der Bergflanke. Ich versuchte, über den Kronen der Bäume etwas zu erkennen.
»Suchst du das Kloster?«
»Richtig.«
»Die Trümmer sind bestimmt gut geschützt.«
»Mal sehen.«
Unsere Fahrt gestaltete sich schwieriger. Der Untergrund war manchmal sehr weich. Einmal hatte ich den Eindruck, auf Marmelade zu fahren. Da wollte mir der Rover wegrutschen.
Ich fing ihn wieder.
Weiter ging es. Baumstämme waren gekippt, lagen im Weg. Die konnte auch der Rover nicht überspringen.
»Sie hat es auch geschafft«, sagte Suko plötzlich.
»Wer?«
»Die Unbekannte. Ich habe Reifenspuren entdeckt. Sehen noch verdammt frisch aus.«
Ich stoppte, stieg aus und untersuchte die Spuren. Die Abdrücke waren schmaler als die unserer Reifen. Auch hatte die Unbekannte einen anderen Weg genommen, wie Suko erklärte, denn die Spuren liefen erst seit einigen Sekunden parallel.
Ich stieg wieder ein. »Auf dem richtigen Weg sind wir jedenfalls.«
Eine Fläche Wald mußten wir umrunden. Der Wagen schaukelte über die Wellen im Boden oder drückte sich in Schlaglöcher hinein.
Ein regelrechtes Hindernisrennen.
Zudem kippte das Gelände noch nach recht ab. Es wurde wieder schwierig. Der Fahrer des Wagens, den wir plötzlich sahen, hatte es nicht geschafft. Das Fahrzeug hatte sich nicht halten können. Es war gekippt und lag auf der Seite.
Wir hielten. Die Reifen des Rover krallten sich fest. Suko war vor mir ausgestiegen. Er schaute sich den Wagen an. »Leer«, rief er zu mir rüber. »Nichts zu machen.«
Ich entdeckte die Fußspuren. Sie führten in den Wald. Die Person, die gegangen war, mußte sehr kleine Füße haben, erkannte ich sehr deutlich. Eine Frau.
»Hier ist sie gegangen«, sagte ich.
»In den Wald.«
Suko deutete auf die Bäume, die das Laub fast verloren hatten. Es lag als dunkelfarbige, meist wellige Schicht auf dem Boden. »Fahren wir weiter oder gehen wir?«
»Weiß ich auch nicht.«
Wir entschieden uns für das Fahren. Auch ich warf noch einen Blick auf das gekippte Fahrzeug, wollte mich schon abwenden, als ich auf der Ladepritsche den dunklen, länglichen Gegenstand entdeckte, der durch die Schräge gegen die Wand gepreßt worden war.
Ich winkte Suko. »Schau dir das an«, sagte ich mit leiser Stimme.
»Hast du das zuvor nicht gesehen?«
»Nein, aber du hast recht, John. Da liegt ein Toter!«
***
Der Fall wurde immer mysteriöser. Zuerst die unbekannte Frau, die sich das Kloster ebenfalls als Ziel ausgesucht hatte, und jetzt lag auf der Ladefläche noch der Tote.
Wir hatten ihn deshalb sehen können, weil beim Kippen des Fahrzeugs die Decke verrutscht war, unter der der Tote verborgen gewesen war. Jetzt lag er fast frei, sein Gesicht allerdings befand sich im Schatten.
»Den sehen wir uns genauer an!« Suko stand schon an der Ladetür und öffnete sie.
Ich wartete, bis Suko die Decke zur Seite gezogen hatte. Dann leuchtete ich in das Fahrzeug.
Der Lichtkegel traf das Gesicht wie ein leuchtender Speer. Züge, die keine waren, Sinnesorgane, die wir nicht entdecken konnten.
Das Gesicht zeigte eine glatte Fläche, als hätte jemand all die Merkmale, die dazugehörten, entfernt oder hineingedrückt.
»Meine Güte«, flüsterte Suko. »Der Mann muß etwas mitgemacht haben.«
»Wie lange könnte er tot sein?« Suko gab sich selbst die Antwort.
»Wenn ich mir die Haut so anschaue, sicherlich einige Tage. Was hältst du davon?«
Ich widersprach nicht.
»Eine Frau und dieser Tote. Der Wagen kippte um. Es kann doch nur bedeuten, daß die Frau mit der Leiche zu Lumluine Abbey unterwegs gewesen ist.«
»Richtig.« Ich räusperte mich. »Jetzt hat sie ihn zurücklassen müssen.«
»Was ist mit dem Gesicht? So etwas habe ich nur selten gesehen. Die… die Merkmale …«
Ich lachte auf, so daß Suko
Weitere Kostenlose Bücher