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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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stillen können, und rang mit sich. Warum ging sie nicht einfach weiter, bezwang ihre leise Furcht vor dem Dunkeln?
    Sie lehnte sich an die Hauswand. »Ich habe noch nie Angst vor der Dunkelheit gehabt!« sagte sie halblaut, als könne sie sich damit Mut zusprechen. »Wieso jetzt auf einmal?«
    Lag es an der Spinne ?
    Sicher nicht. Sie hatte sich schon immer für diese achtbeinigen Ungeziefer interessiert. Sie hatte sogar schon einmal eine Vogelspinne auf der Hand gehabt. Das war in einem Frachthafen an der Atlantikküste gewesen. Sie selbst war noch ein fünfjähriges Kind gewesen. Ihre Eltern hatten sie mitgenommen, als sie die Fracht eines ihrer Schiffe begutachteten; damals hatte der Comte sich um diese Dinge noch manchmal selbst gekümmert. Heute verließ er sich nur noch auf seine Angestellten.
    Eine große Frachtkiste mit Bananen war geöffnet worden, und die Vogelspinne flitzte heraus und war irgendwie in Anettes Reichweite geraten, ehe einer der Schauerleute sie erschlagen oder zertreten konnte. Was wußte Anette damals schon von der Gefährlichkeit dieses achtbeinigen Wollknäuels? Plötzlich hatte sie die Spinne auf ihrer Hand; die schwarze Madame duckte sich fast zu einer Kugel zusammen - und tat nichts. Anettes Mutter hatte einen hysterischen Schreikrampf bekommen, und ihr Vater hatte beruhigend auf sie eingeredet, sie möge die Spinne ganz vorsichtig auf den Boden setzen. Dabei war Anette doch völlig ruhig gewesen. Die große Spinne interessierte sie einfach. Sie war empört gewesen, als einer der Arbeiter sie schließlich erschlug.
    Erst später begriff Anette, in welcher Gefahr sie sich befunden hatte - ein Erwachsener mochte den Biß der Vogelspinne noch einigermaßen verkraften, aber der Kreislauf eines fünfjährigen Kindes war dafür nicht geschaffen. Irgendwie hatte Anette aber gewußt, daß die Spinne sie nicht beißen würde; daß sie die Ruhe fühlen würde, die von Anette ausging. Aber als sie das sagte, behauptete ihr Vater zum ersten-, aber nicht zum letztenmal, sie sei ja verrückt.
    Nein, Angst oder Ekel vor Spinnen hatte sie nie entwickelt. Auch vor keinem anderen kleinen oder großen Tier. Sie berauschte sich an der Vielfalt der Schöpfung und freute sich über das Schnurren einer Katze ebenso wie über die kraftvolle Eleganz eines Pferdes oder die seltsamen Bewegungen einer Kohlraupe.
    Ihre unterschwellige Furcht, die ganz plötzlich entstanden war, mußte also einen anderen Grund haben.
    Vielleicht die Nähe der Front? Der Gedanke daran, daß sich Deserteure, Marodeure oder Plünderer in der Nähe befinden mochten? Oder daß die Deutschen durchbrachen und vorrückten, ehe jemand eine Warnung geben konnte?
    Sie schüttelte den Kopf und ging zurück zur Front des Hauses, vorbei am Rolls-Royce und ein wenig auf den von uralten, knorrigen Eichen gesäumten Weg zu, der zur Straße führte. Sie sah sich um. Die große Villa lag verdunkelt im Mondschein. Ein schwacher Windhauch kam auf, ließ das Laub der Bäume verhalten rauschen und zupfte auch an dem hauchdünnen, durchscheinenden Nachtgewand, das sie trug. Anette lächelte. Ich bin eine Elfe, dachte sie. Oder eine Dryade. Ich sollte nackt im Mondlicht zwischen den Bäumen tanzen. Es war ein verrückter, aber auch verlockender Gedanke. Sie würde den warmen Nachtwind, die ganze Natur, unmittelbar auf ihrem Körper spüren. Und es sah sie ja niemand. Alles schlief. Vielleicht sollte ich es tatsächlich probieren.
    Sie kicherte leise. Wenn sie jemandem von dieser Idee erzählte, würde man wieder nur sagen, sie sei verrückt. Nicht einmal ein Dutzend Kilometer entfernt starben vielleicht gerade jetzt Menschen, und sie ging solch seltsamen Träumen nach…
    Sie setzte die Lampe auf den Kies und legte die Pistole daneben. »Ich tu’s«, sagte sie entschlossen.
    Im gleichen Moment sah sie den Teufel. Er war ganz nah, und er streckte seine Hände nach ihr aus.
    Mit einem Aufschrei fuhr sie herum und lief zurück zum Haus.
    ***
    »Es funktioniert nicht«, sagte Ted Ewigk.
    »Versuchen Sie es noch einmal«, bat Patricia. »Vielleicht haben Sie eine Silbe falsch betont oder den Ring nicht kräftig genug um den Finger gedreht.«
    Ted sah sie stumm an. Aber sie gab nicht nach. »Niemand ist unfehlbar. Auch Sie nicht, Ted.«
    »Schön, daß Sie das für mich so schnell erkannt haben«, spöttelte der Reporter. »Also gut, ich versuche es noch einmal.«
    »Es klingt, als legten Sie überhaupt keinen Wert darauf, daß es funktioniert«, warf die

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