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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fehlschlag, wie auch immer er zustande gekommen sein mochte?
    Der Gnom beschloß, der Straße zu folgen. Schließlich mußte sie ja irgendwohin führen, wo es Menschen gab. Dann würde er weitersehen. Etwas anderes konnte er momentan ohnehin nicht tun; in der Umgebung nach seinem Gebieter und den anderen zu suchen, war sinnlos.
    Während er am Straßenrand entlangwanderte, hatte er das eigentümliche Gefühl, daß ihm etwas vorausgeeilt war, als die Zeitversetzung erfolgt war. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was das hätte sein können.
    ***
    »Wie kommt die Frau hierher?« hörte Nicole eine Stimme, und fast gleichzeitig eine andere: »Wie kommt der Mann hierher?«
    Anschließend erklangen Worte einer Sprache, bei der Nicole erst überlegen mußte. War das nicht wallonisch? Sie hatte einmal mit dem Gedanken gespielt, es zu erlernen, diesen Gedanken aber bald wieder fallengelassen. Wallonisch sprach kaum noch jemand. Es wurde im südlichen Teil Belgiens gesprochen, während der Norden das Flämische bevorzugte. Es gab in Belgien eine regelrechte Sprachgrenze. Aber da die Schriftsprache französisch war, hatte Nicole entschieden, daß es Wichtigeres für sie gab, als einem Privatinteresse zu folgen und wallonisch zu lernen. Doch was sie von der Sprache wußte, reichte ihr, sie zu erkennen.
    »Vorsicht! Die Frau ist bewaffnet!« stieß der Französischsprechende jetzt hervor. Nicole vernahm das metallische Knacken eines Gewehrverschlusses.
    Natürlich. In der rechten Hand hielt sie die Strahlwaffe, in der linken das Amulett. Sie hatte das Gefühl, er würde zwischen ihren Fingern schmelzen, als sei es aus warmen Wachs.
    »Schießen Sie nicht, ich bin harmlos«, sagte sie.
    »Wer sind Sie? Name, Ausweis! Wie kommen Sie hierher? Stehen Sie auf!«
    Sie folgte dem Befehl vorsichtig und sah sich um. Es war Nacht, und vor ihr standen einige Männer in Uniformen. Aber diese Uniformen waren unüblich. Etwas daran stimmte nicht!
    Und plötzlich wurde ihr klar, wo sie sich befand - genauer gesagt: wann.
    Vor ihr standen französische Soldaten aus dem 1. Weltkrieg. Und daß jemand wallonisch sprach, bedeutete, daß auch Belgier mit von der Partie waren.
    Das hatte ihr gerade noch gefehlt… ihnen allen! Denn die Bemerkung, da sei auch ein Mann, deutete darauf hin, daß auch die anderen hier waren. Sie verwünschte den Gnom und seine Zauberei. Der Kleine mußte schon wieder etwas falsch gemacht haben!
    Nicole ahnte nicht, wie unrecht sie ihm mit diesem Vorwurf tat. Nicht er, sondern etwas völlig anderes hatte für die erneute Zeitversetzung gesorgt…
    Jemand riß ihr den Blaster und das Amulett aus den Händen. Instinktiv wollte sie nachfassen, aber sofort stieß ihr jemand einen Gewehrlauf entgegen.
    »Vorsicht mit der Waffe!« stieß sie hervor. »Fummeln Sie nicht daran herum, sie könnte losgehen!«
    »Natürlich«, lachte der Soldat spöttisch, der ihr die Strahlwaffe abgenommen hatte. »Das haben Waffen so an sich, nicht wahr, Süße?«
    »Ich bin nicht deine Süße«, fuhr sie ihn an und ließ ein Schimpfwort folgen, das absolut nicht zur guten Erziehung einer Klosters chüler in gehörte. Selbst der Frontsoldat, im Mondschein deutlich sichtbar, erblaßte.
    »Oha«, murmelte er nur entgeistert.
    Nicole vergewisserte sich noch mit einem schnellen Blick, daß der Strahler gesichert war. Das fehlte gerade noch, daß jemand aus Versehen auf den Auslöser drückte und damit das Chaos hervorrief…
    »Los, da entlang«, bellte der Soldat und wies Nicole die Richtung. »Und den anderen nehmt auch mit! Verdammt, der ist ja nackt!«
    Zwei Uniformierte packten den bewußtlosen Zamorra und trugen ihn fort. Nicole wurde von »ihrem« Soldaten in die gleiche Richtung gedrängt.
    Ihre Situation hatte sich zwar noch nicht nennenswert verbessert - aber zumindest liefen Zamorra und sie nicht mehr Gefahr, zwischen kämpfenden Römern und Kelten erschlagen zu werden.
    Hier würde man ihnen wenigstens die Chance geben, zu reden.
    Nur - sie würde sich auf die Schnelle eine glaubwürdige Geschichte ausdenken müssen. Daß sie aus einer anderen Zeit kamen, würde ihnen doch niemand abnehmen!
    ***
    In die tiefen Schlagschatten hinter dem Haus traute Anette d’Arcois sich nicht mehr hinein, trotz der Sturmlampe und ihrem beruhigenden Schein.
    Entweder hatte sie sich wirklich getäuscht, oder das, was sich bewegt hatte, war längst wieder fort. Sie bedauerte ein wenig, daß sie ihre Neugierde nun wohl doch nicht würde

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