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0517 - Mr. Todds Killerspiele

0517 - Mr. Todds Killerspiele

Titel: 0517 - Mr. Todds Killerspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit den Zehen im dichten Gewebe des Teppichs.
    Allmählich trat auch bei mir die Entspannung ein. Vielleicht lag es auch an den ersten beiden Schlucken, die mir sehr gut getan hatten.
    Der Whisky war von hervorragender Qualität. Er floß seidenweich durch meine Kehle in den Magen und wärmte ihn durch.
    Ich schaute in die Flammen. Vier Kerzen brannten. Mir kam es vor, als würden sie zusammenwachsen. Ich sah alles nur verschwommen.
    Wie schön hätte das Leben sein können, wenn es keine Dämonen oder dämonische Diener gegeben hätte. Eine ruhige Zeit, gerade vor dem Weihnachtsfest, kein Gedanke an einen Mann, der sich selbst als Totmacher bezeichnete.
    Ich ließ den Whisky kreisen, schaute in die Diele, wo ich auch die offenstehende Badezimmertür sah.
    »Bist du okay, Glenda?«
    »Und wie!«
    »Es geht dir also gut.«
    »Ja, ich entspanne mich herrlich.«
    »Ich auch!« rief ich lachend.
    »Mit einem Schluck?«
    »Wer kann da schon nein sagen?«
    »Da hast du auch wieder recht.«
    Ich leerte das Glas und schielte auf die Flasche. Konnte ich mir einen zweiten erlauben? So rasch würde ich Glenda nicht verlassen, also gönnte ich mir den zweiten. Er fiel allerdings kleiner aus als der erste. Es ist fast immer das gleiche. Wenn ich entspannt irgendwo saß, überkam mich auch eine gewisse Müdigkeit. Da wollten die Augen einfach nicht offen bleiben. Wie von selbst kippten sie mir zu, und es würde nicht lange dauern, dann war ich eingeschlafen.
    Sogar das Radio befand sich in Griffweite. Ich war allerdings zu faul, es einzuschalten.
    Meine Gedanken drehten sich um Todd. Immer wieder sah ich ihn vor mir, diesen widerlichen Kerl mit dem Topfhut, unter dessen Rand sich das Gesicht breit abzeichnete.
    Er grinste oft siegessicher und wissend. Dieses Grinsen hatte mich gestört. Auch jetzt, wo ich mir sein Gesicht nur einbildete, wollte es einfach nicht verschwinden.
    Meine Müdigkeit nahm zu. Je stärker sie wurde, um so mehr verschwammen die Gesichtszüge des Chinesen. Sie verliefen in die Breite und kamen mir vor, als würden sie von gewaltigen Nebelwolken aufgesaugt. Statt dessen schoben sich dunkle Schatten heran, die immer denn entstanden, wenn mir die Augen zufielen.
    Ich schlief tatsächlich ein.
    Wie lange ich in diesem Zustand gelegen hatte, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls hörte ich einen Schrei, und der riß mich aus dem Schlummer. Ich sprang hoch. Zu heftig, wie ich sehr schnell merkte, weil mir schwindlig wurde.
    »Glenda?«
    Ich hörte ihre Stimme. Sie wimmerte leise, und mir wurde plötzlich eiskalt.
    Mit Riesenschritten stürmte ich in den Flur, danach ins Bad – und sah Glenda, die halb in der Wanne lag und halb saß. Sie zitterte dabei, sprechen konnte sie nicht. Die Dampfschwaden hatten sich verteilt und überall an den Wänden einen feuchten Film hinterlassen.
    »Was ist denn, Glenda?«
    »John, ich… ich habe ihn gesehen!«
    »Wen?«
    »Den Chinesen mit dem Hut.«
    Ich saß bereits auf dem Wannenrand. »Wo?«
    »Hier im Wasser!«
    Sie hatte die Antwort mit so ernst klingender Stimme gegeben, daß mir das Lächeln auf den Lippen gefror. »Im Wasser? Stimmt das wirklich, Glenda?«
    »Ja, sein Gesicht schwamm auf oder dicht unter der Oberfläche des Wassers. Es waren seine Züge, John. Und er grinste wieder wie ein Teufel. Wie jemand, der genau weiß, was er noch für Pläne hat.«
    »Eine Halluzination?«
    Sie schüttelte so heftig den Kopf, daß sich die Wasserfläche bewegte und Wellen schlug. »Nein, John, so darfst du nicht sprechen. Ich habe ihn gesehen.«
    »Gut, Glenda. Dann würde ich vorschlagen, daß du die Wanne verläßt.« Ich ging zur Heizung und nahm meine Kleidung wieder an mich. Sie war mittlerweile getrocknet.
    Im Wohnzimmer zog ich mich an. Als Glenda kam, trug sie frische Kleidung. Eine grüne Jeans und einen braunen Pullover aus weicher Wolle. Daß sie auf einen BH verzichtet hatte, sah ich, wenn sie sich bewegte. Ihre noch nicht ganz trocken gefönten Haare hielt sie mit einem Stirnband zusammen.
    Das Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen. Sie war nicht so blaß wie auf dem Dach, und die Lippen schimmerten nicht blau.
    »Jetzt könnte ich einen Schluck vertragen.«
    »Whisky?«
    »Nein, Cognac.«
    Sie bekam das Glas, nahm es mir aus der Hand und setzte sich neben mich auf die Sessellehne. »Cheers, John, und darauf, daß wir es überstanden haben und noch leben.«
    Ich leerte auch den Rest im Glas. Meine Müdigkeit war verschwunden. Glendas Entdeckung hatte dafür gesorgt.

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