0517 - Mr. Todds Killerspiele
hellen Lichtlanzen stachen durch den Vorhang aus Regen, tasteten über den Weg und streiften gespensterhaft an den nassen Stämmen der Bäume entlang.
Obwohl wir uns mitten in London befanden, in diesem Park kamen wir uns vor wie auf einer einsamen Insel.
Im normalen Tempo rollte ich dem Ausgang entgegen. Regen und Wolken bildeten einen tiefhängenden Schleier, in den wir eintauchten – und plötzlich die Gestalt sahen.
Der Mann stand mitten auf dem Weg, am Beginn einer leichten Rechtskurve.
Er grinste und hatte sich wieder einen neuen Topfhut besorgt.
Ohne den konnte der Totmacher wohl nicht auskommen…
***
Weiterfahren – bremsen?
Ich mußte mich sehr schnell entscheiden und hörte auch Glendas schrill klingende Frage.
»Ist er das?«
»Ja, das ist er!«
»Willst du nicht…?«
Ich wollte nicht auf ihn zuhalten. Todd kümmerte sich nicht um uns. Er hob den rechten Arm, nahm den Hut ab und nickte uns grüßend zu.
Ich stoppte.
»Was ist denn, John?«
»Den hole ich mir!«
»Das kann eine Falle sein!« warnte mich Glenda noch, als ich bereits die Tür aufstieß.
Klar, auch ich rechnete mit einer Falle. Ich dachte auch daran, daß er keinen Helfer mehr zur Verfügung hatte. Deshalb ging ich das kleine Risiko ein.
So langsam er sich vorhin bewegt hatte, als er seinen Hut abnahm, so flink war er jetzt. Die Wagentür war kaum hinter mir zugeschwungen, als er blitzartig zur Seite tauchte und zwischen den Bäumen verschwamm, dabei ein Lachen wie einen Kometenschweif hinterlassend.
Ich sprang ihm nach, wollte ihn nicht entkommen lassen und schaltete die Lampe ein.
Der Strahl geisterte durch den Regen. Sein Licht brach die Tropfen, die einen bunten Schein bekamen. Über mir breitete sich das Geäst der Bäume wie ein Dach aus, ohne allerdings den dichten Regen abhalten zu können.
Nichts war von ihm zu sehen. Er hatte die Chance genutzt und war verschwunden.
Vor Wut ballte ich die Hand zur Faust. Das hatte mir ausgerechnet noch gefehlt. Zum Greifen nahe war dieser verdammte Hundesohn gewesen. Er spielte mit mir Katz und Maus.
Und ich hörte seine Stimme. Das rauhe Organ übertönte selbst das Rauschen des Regens.
»Sinclair, wir werden noch viel Spaß miteinander bekommen, das schwöre ich dir. Du kommst mir nicht davon. Du hast zu viele schwache Stellen. Hörst du?«
»Ja, ich habe dich verstanden.« Aus Sicherheitsgründen löschte ich das Licht und suchte hinter einem Baumstamm Deckung. »Aber ich weiß auch, daß du feige bist. Los, Todd, zeig dich! Wir erledigen es hier. Mann gegen Mann. Ohne deinen komischen Helfer, den es übrigens nicht mehr gibt, wie du sicherlich weißt.«
»Ich habe es gespürt«, erwiderte er. »Ich habe es genau gespürt. Dafür steht noch eine Rechnung offen. Er war wie ein Freund zu mir. Auch du hast Freunde, Sinclair.«
»Wen meinst du damit?«
»Such es dir aus, Geisterjäger. Frisco war nicht das Ende, das schwöre ich dir.« Wieder hörte ich sein rauhes Lachen. Es war sein Abschiedsgeschenk an mich.
Mit dem tropfnassen Ärmel putzte ich durch mein Gesicht, was nicht viel half. Mit ziemlich müden Schritten ging ich zurück zum Wagen, wo Glenda auf mich wartete.
»Du hast ihn nicht bekommen.«
»Nein.«
»Und sonst?«
Ich hob die Schultern. »Was soll schon gewesen sein? Er hat es eben vorgezogen zu verschwinden.« Ich hämmerte wütend die Tür zu. »Aber er hat mir mit meinen Freunden gedroht.« Aus schmalen Augen starrte ich in den Nebel. »Mit meinen Freunden, verstehst du?«
»Das meinte ich vorhin.«
»Ich war ahnungslos, du ebenfalls. Jetzt wissen wir Bescheid, nur Suko nicht. Er war schließlich mit in Frisco.« Ich drehte mich zu ihr um. Wassertropfen wirbelten von meinen Haaren und benetzten ihr Gesicht. »Wir müssen ihn warnen.«
Glenda reichte mir bereits den Hörer des Autotelefons. Ich wußte, daß Suko an diesem Abend zum Training wollte, deshalb kannte ich auch die ungefähren Zeiten. Eigentlich mußte er zurücksein. Nach einem Training ist man immer kaputt. Suko machte da keine Ausnahme. Er legte sich dann zumeist aufs Ohr.
Schon nach dem zweiten Klingeln hob er ab.
»Hallo, Sportsfreund!«
»Verdammt, John, du?«
»Wieso nicht?«
Ich hörte ihn scharf atmen. »Weißt du, wer in der Stadt sein soll?«
Wenn Suko so fragte, konnte es sich nur um eine Person handeln.
»Mr. Todd, der…«
»Du weißt Bescheid?«
»Und wie. Er hätte es bald geschafft, Glenda und mich ins Jenseits zu befördern.«
»Was ist passiert?«
Mein
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