0517 - Mr. Todds Killerspiele
nicht still. Der Regen hämmerte in einem wahren Trommelfeuer gegen die Scheiben. Ein Rhythmus, der auch in den nächsten Tagen kaum abreißen würde, wenn wir dem Wetterbericht trauen konnten. Das Haus roch muffig und feucht. Unsere nasse Kleidung tat ein übriges dazu. Nein, wohl konnte man sich hier nicht fühlen.
Eine weitere Treppe, diesmal sehr breit und aus Holz, schob sich den unteren Etagen entgegen.
In die einzelnen Räume hinter den Türen schauten wir erst gar nicht hinein. Uns war mittlerweile klargeworden, daß wir uns in einem unbewohnten Haus befanden.
Im Erdgeschoß hörte ich ein tiefes, fast schon stöhnendes Aufatmen meiner Sekretärin, danach ein Lachen.
»Was hast du, Glenda?«
Sie ließ sich gegen mich fallen. »Erst jetzt bin ich froh.« Noch einmal lachte sie. »Sogar in meinen Schuhen befindet sich Wasser. Irgendwie ist das verrückt.«
»Ja, das kannst du wohl sagen.«
»Und weshalb das alles?«
»Das würde ich auch gern wissen. Sagen wir so: Vordergründig steht eine Rache. Suko und ich haben einem gewissen Mr. Todd in Frisco kräftig auf die Zehen getreten. Das hat der Mann nicht vergessen. Er ist uns nach London gefolgt und will sich rächen. So sieht es aus.«
»Du hast vorhin in der Mehrzahl gesprochen. Da könnte Suko ja auch in Gefahr sein.«
»So ist es.«
»Sollten wir ihn nicht so schnell wie möglich anrufen?«
Ich lachte Glenda an, bevor ich einen Arm um ihre Schultern legte.
»Mädchen, du könntest direkt bei der Polizei sein.«
»O danke. Und ich denke auch noch weiter. Wie sieht es zum Beispiel mit den Conollys aus? Sind das nicht ebenfalls deine Freunde?«
»Ja.«
»Wir sollten sie warnen.«
»Wird alles gemacht. Zuerst will ich aus dieser verfluchten Bude rauskommen.«
Wir fanden in der leeren, möbellosen Eingangshalle die breite Ausgangstür, die ebenfalls nicht abgeschlossen war. Ich schaute mir das Schloß genauer an. Wahrscheinlich hatte sich jemand daran zu schaffen gemacht, denn ich sah so etwas wie Kratzer.
Es regnete noch immer in Strömen. Wie graue Bindfäden floß das Wasser aus den Wolken. Kerzengerade klatschte es auf den weichen Boden und hatte das Gras schon plattgewalzt.
»Noch einmal durch«, sagte Glenda. Sie sah nach rechts. »Ach, da steht dein Wagen.«
Gemeinsam hasteten wir los. Ich schloß für Glenda auf und haute mich hinter das Lenkrad. Tief einatmend lehnte sich Glenda auf dem Sitz des Beifahrers zurück. »Geschafft!« stöhnte sie. »Endlich haben wir es hinter uns.«
»Darf ich mal fragen, wie du auf das Dach gekommen bist?«
»Das weißt du doch. Dieser Grünhäutige hat mich gepackt.«
»Aus dem Bett geholt und…«
»Nein, ich wurde plötzlich wach, weil da etwas Fremdes in meinem Kopf war. Es waren Gedanken, die regelrecht explodierten. Furchtbar, kann ich dir sagen.«
»Und weiter?«
»Ich wollte es nicht, aber ich mußte diesen Gedanken einfach gehorchen. Oder der Stimme.«
»Die du natürlich noch nie gehört hast?«
»Nein, John.«
»Wie klang sie denn?«
»Das ist schwer zu sagen. Jedenfalls war es eine rauhe Männerstimme. Ich habe sie noch nie gehört, sie war auf einmal da, verstehst du? So urplötzlich.«
»Ja, natürlich.«
»Kennst du den Sprecher denn?«
»Das kannst du wohl sagen. Es ist Mr. Todd, der Totmacher, der Chinese aus Frisco. Er hat in einem alten Silberstollen aufgehängte Leichen gefunden, sie abgenommen und mit einer Salbe bestrichen, deren Rezept aus den uralten Geheimküchen des Reiches China bestand. Damit bestrich er die Körper, wartete die Wirkung ab und konnte nun mit ansehen, wie diese Toten wieder zum Leben erwachten. Es waren die Grünhäutigen, die als Zombies mit Henkerschlingen umherirrten.«
Glenda schüttelte sich. »Das ist ja furchtbar.«
»Da sagst du was.«
Umweltverschmutzung hin – Umweltverschmutzung her. Einmal kann man sündigen, deshalb lief auch der Motor während unseres Gesprächs und ebenfalls das Gebläse. Es arbeitete mit voller Kraft.
Mittlerweile drang warme Luft aus den Düsen, die nicht nur gegen die Scheibe floß, sondern auch gegen uns.
Zwar trocknete das die Kleidung nicht, aber ihr wurde ein Teil der Nässe genommen. Jetzt klebte sie nur mehr als feuchte Lappen an unseren Körpern.
»Können wir?« fragte ich.
»Meinetwegen«, sagte Glenda, lehnte sich zurück und streckte die Beine aus.
Ich startete und schaltete gleichzeitig die Scheinwerfer ein. Um den Weg zu erreichen, mußte ich drehen. Der Rover beschrieb die Kurve, seine
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