0517 - Mr. Todds Killerspiele
Die Gedanken arbeiteten klar und scharf, sie beschäftigten sich natürlich mit dem Mann aus San Francisco.
Glenda lehnte sich gegen mich. Ich stellte das Glas zur Seite und umfaßte ihre Hüften. »Warum eigentlich immer nur wir, John? Weshalb läßt man uns nicht in Frieden?«
»Das frage mal die anderen.«
»Manchmal möchte ich einfach weglaufen. Irgendwohin, verstehst du? Einfach fort aus London. Hinein in eine andere Welt, wo man seine Ruhe hat und es keine Dämonen gibt.«
»Da hast du dir leider den falschen Job ausgesucht. Du steckst schon zu tief darin.«
Sie schaute mich an. Auf ihren dunklen Augen lag ein matter Glanz. Die rechte Gesichtshälfte wurde vom Licht der Kerzen getroffen, auf der anderen zeichnete sich ein Schatten ab. »Wenn ich jetzt verschwinden würde, müßtest du mitgehen.« Ihre Hände gingen auf Wanderschaft. Dabei strichen die Fingerspitzen über meine Brust. Ich hatte das Gefühl, von kleinen Stromstößen erwischt zu werden.
Hoi, das ging unter die Haut.
Auch ich streichelte sie. Meine rechte Hand, die bisher auf ihrer Hüfte gelegen hatte, glitt höher, allerdings unter dem Pullover, und ich stellte fest, daß sie tatsächlich keinen BH trug.
»Ja, John, mach weiter.« Glenda flüsterte den Satz und legte ihren Kopf zurück. »Bitte…«
Das hätte ich gern getan, aber da gab es das Telefon, auf das kein moderner Mensch verzichten will. In diesem Fall hätte ich es mit Vergnügen gegen die Wand geschleudert. Was machte ich statt dessen? Ich hob den Hörer ab, meldete mich aber nicht.
Das tat schon Mr. Todd. »Ja, du bist noch da, Sinclair, ich weiß es!«
»Was willst du?«
»Dir sagen, daß unser kleines Spiel weitergeht. Meine Überraschungen sind noch nicht vorbei.«
Ich atmete tief ein. Glenda war aufgestanden und stand jetzt neben dem Sessel. »Ein Vorschlag zur Güte, Todd. Das ist eine Sache, die nur uns beide etwas angeht. Wie wäre es, wenn wir uns treffen und es austragen. Den Ort kannst du bestimmen.«
»Wie im Western?«
»Meinetwegen auch das.«
»Nein, das gefällt mir nicht. Du hast mir zu viele Niederlagen bereitet. Ich denke da nur an meine Diener. Es gibt keinen mehr von ihnen. Dafür wirst du büßen. Ich rechne mit dir ab. Noch leben deine Freunde. Ich frage mich nur, wie lange noch.«
»Hör zu, Todd.«
»Nein, du hörst mir zu, Sinclair. Du wirst bei deiner kleinen Freundin bleiben. Ich rufe wieder an und sage dir, wie es danach weitergeht.« Nach dem letzten Wort legte er auf.
Auch ich ließ den Hörer sinken. »Was hat er gewollt?« fragte Glenda. Todd hatte sehr leise gesprochen. Es war Glenda nicht möglich gewesen, mitzuhören.
»Tja, was hat er gewollt? Eigentlich nichts.«
»Das gibt es nicht.«
»Jedenfalls soll ich bei dir bleiben.« Ich lächelte. »Was ja nicht schlecht ist.«
»Hör auf, John.« Sie rutschte von der Lehne. »Denk doch nicht an so etwas. Wir können dort nicht weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
»Leider.«
Glenda kam wieder zum Thema zurück. »Er hat doch länger gesprochen.« Sie schaute mich an, ihr Gesicht glühte, so rot war es geworden. »Was hat er noch gesagt?«
»Er redete von seiner Rache. Todd kann nicht vergessen, daß ich seine Zombies auf dem Gewissen habe.«
»Dafür will er sich also rächen?«
»So ist es.«
»Und wie?«
»Kannst du dir das nicht denken? Ist doch mehr als einfach. Ich habe seine Freunde auf dem Gewissen, also wird er sich an meine halten.«
»Das habe ich gemerkt. Aber du hast noch mehr Freunde, John. Wenn ich Suko mal ausklammere, bleiben die Conollys, dann Jane Collins und Sarah Goldwyn…«
»Ja, ich weiß.«
»Du solltest sie anrufen, John!«
»Und die Pferde scheu machen?«
»Lieber scheue Pferde als durchbrennende. Daran mußt du auch denken.«
»Wenn ich Bill anrufe, wird er Fragen stellen und nachhaken wollen. Wie ich die Conollys kenne, stecken sie mitten in den Weihnachtsvorbereitungen.«
»Na und?«
Glenda hatte ja so recht. Ich mußte die Familie einfach warnen.
Dieser Todd würde keine Rücksicht kennen. Zu Hause waren sie, denn Sheila, Bills Frau, hob schon nach dem zweiten Klingeln ab.
Ihre Stimme klang leicht gehetzt.
»Hast du gejoggt?« fragte ich zur Begrüßung.
»Du bist es, John.« Sie hatte mich an der Stimme erkannt. »Nein, aber wir sind dabei, die Geschenke einzupacken.«
»Auch für mich?«
»Klar.«
»Was ist es denn?«
Sheila stöhnte auf und lachte gleichzeitig. »Du bist ebenso neugierig wie mein Mann und mein Sohn.
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