0517 - Mr. Todds Killerspiele
Karton, dann endlich konnte er sehen, was man ihm geschickt hatte.
Es war keine Höllenmaschine, auch kein weicher, knetgummiartiger Plastiksprengstoff.
Etwas ganz anderes lag vor seinen Augen.
Ein Dolch, der die Form einer Sense besaß!
***
Damit konnte der Reporter überhaupt nichts anfangen. Wer schickte ihm einen Dolch?
Sosehr Bill auch überlegte, er kannte niemanden, dem er das zugetraut hätte.
Eine Verwechslung war es nicht. Seine Anschrift hatte sich auf dem Päckchen befunden, nur der Absender fehlte. Aber dieses ›Geschenk‹ mußte auch eine Bedeutung haben.
Leider kannte sich Bill nicht genug in diesem Fall aus, sonst hätte er gewußt, daß genau dieser Dolch einem Mann gehörte, der sich die ganze Zeit über schon in der Nähe des Hauses befand und im Garten der Conollys gelauert hatte.
Es war Mr. Todd!
Davon ahnte der Reporter nichts. Er war zu sehr damit beschäftigt, sich die ungewöhnliche Waffe anzusehen. Bill hob den Dolch nicht hervor. Dafür prüfte er mit der Fingerkuppe seine Schneide und fand heraus, daß die Waffe beidseitig geschliffen war. Seiner Meinung nach auch etwas Einmaliges.
Todd aber bewegte sich weiter. Er hatte am Rande des Grundstücks gelauert. Daß sich Bill zwischen die Tannen begeben hatte, war ein Vorteil, so konnte er sich dem Mann fast ungesehen nähern.
Der teuflische Chinese mied auch den Lichtschein. Er schlug einen Bogen, erreichte die Tannen dort, wo zwei von ihnen so dicht standen, daß sich ihre Zweige berührten, und schaute durch eine Lücke über sie hinweg.
Er sah auf den Rücken des Reporters.
Bill hatte sich noch nicht entschließen können, die Waffe hervorzuholen. Er rechnete noch immer mit einem Trick. Schließlich gab er sich einen Ruck, seine Rechte tauchte in das kleine Päckchen, er wollte den Griff umklammern, als Todd eingriff.
»Laß es sein!«
Bill schrak zusammen. Mit diesem plötzlichen Befehl hatte er nicht gerechnet.
Er gehorchte sogar, zog die Hand zurück, drehte sich in der Hocke und sah, wie Todd kam.
Er schob die Tannenzweige zur Seite und ging nur einen Schritt vor.
Auf dem Kopf trug er den ungewöhnlich geformten Hut. Unter dessen Rand schimmerte das Gesicht, und der breite Mund war zu einem bösen Grinsen verzogen.
»Sie sind es!« keuchte Bill.
»Ja, ich!«
»Und was wollen Sie?«
»Meine Waffe, die ich Ihnen geschickt habe. Ich will sie nämlich zurückhaben.«
Bill lachte. »Weshalb?«
»Um dich zu töten!« Im gleichen Augenblick trat Mr. Todd zu!
***
Nitroglyzerin in Totenschädeln!
So etwas konnte sich auch nur ein teuflisches Gehirn ausdenken.
Ein Mensch, der Freude daran fand, andere zu quälen oder ihnen seine Macht zu beweisen.
Suko hatte noch keinen der Schädel an sich genommen. Sein Chef wollte ihm noch Fragen stellen. »Welchen Weg werden Sie nehmen?«
»Zum hinteren Ausgang müßte ich…«
»Das ist weit.«
»Ich weiß, Sir.«
Der Superintendent hob die Augenbrauen an und legte die Stirn in Falten. »Da käme möglicherweise noch das Fenster in Betracht«, sagte er. »Es ist vielleicht besser.«
Suko schaute hinüber. »Ja, der Weg ist näher.«
»Öffnen Sie es ruhig.«
Der Inspektor bewunderte Sir James Powell, wie gelassen dieser Mensch trotz aller Widrigkeiten war. Er befand sich permanent in Lebensgefahr, doch er kümmerte sich darum nicht. Er nahm es so, wie es kam.
Suko fand eine Kordel zwischen den Falten des Vorhangs. Er zog sie nach rechts und schaute zu, wie der Vorhang die Fensterfläche freilegte. Ein übergroßes Fenster, mehr hoch als lang und noch mit einem altmodischen Riegel in der Mitte gesichert.
Nicht weit entfernt befanden sich die Uferauen der Themse.
Eigentlich ein idealer Platz, um eine Nitrobombe in die Luft gehen zu lassen.
»Was sagen Sie, Suko?«
»Nicht schlecht.«
»Wollen Sie es durch das Fenster versuchen?«
»Ja!«
»Der Meinung bin ich auch. Drücken wir uns beide die Daumen.«
Sir James lächelte knapp und schaute dem Inspektor entgegen, der sich mit behutsam gesetzten Schritten seinem Chef näherte. »Sie haben tatsächlich die Maxime gegeben, nicht gestört zu werden, Sir?«
»Das habe ich. Sie kennen es ja.«
»Ich dachte nur. Wenn jetzt jemand das Zimmer betritt, kann alles umsonst gewesen sein.«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Suko. Bitte, ich will endlich die hochexplosiven Schädel loswerden.«
Suko bewies Humor. Er deutete eine Verbeugung an. »Sir, das kann ich sehr gut verstehen.«
Der Superintendent gestattete
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