Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
nur ein Seil statt deren zwei. Dann wurden Zamorra und Cristofero auf Pferde gehoben und unter den Ast geführt. Zamorras Hoffnung, mit dem Pferd lospreschen zu können, erfüllte sich nicht - erstens sorgten die Landsknechte dafür, daß er die Füße nicht in die Steigbügel brachte, und zum anderen hielten sie »sein« Pferd gleich zu zweit fest, um jeder Überraschung vorzubeugen. Bei Cristofero war es nicht anders.
    »Das werdet ihr bereuen!« schrie Cristofero zornig, als sie ihm die Schlinge um den Hals legten. Im nächsten Moment spürte auch Zamorra den rauhen Hanf am Hals. Es wurde ernst. Wenn die Kerle gleich die Pferde antrieben…
    Er hoffte immer noch, daß es nur ein Bluff war, und wartete auf eine neuerliche Offerte, in der von Richelieu zu den Schweden geschickten Armee zu dienen. Aber diese Offerte kam nicht.
    Statt dessen kam der Schlag, der sein und Cristoferos Pferd antrieb. Die Tiere trabten los. Zamorra und Cristofero wurden von den Henkerschlingen zurückgehalten - und stürzten ins Bodenlose.
    ***
    Nicole ritt wie der Teufel. Aber ihre beiden Verfolger waren auch nicht schlecht, und sie besaßen gute Pferde. Das einzige, was Nicole half, war ihr relativ geringes Gewicht, das es dem Pferd leichter machte, sich schnell zu bewegen.
    Sie galoppierte querfeldein und war froh darüber, daß es in dieser Zeit weder Zäune noch Gräben gab, die übersprungen werden mußten. Allein die Geländeformation mit ihrem unebenen Boden bot gewissen Schwierigkeiten; mehr als einmal drohte ihr Beutepferd zu stolpern. Es gab die Löcher von Karnickelbauten, die dem Pferd durchaus gefährlich werden konnten.
    Nicole durfte sich auch nicht zu weit entfernen. Immerhin hatten Zamorra und Cristofero es noch mit sechs Gegnern zu tun. Und dazu kam das Handicap, daß diese Gegner nicht schwer verletzt oder gar getötet werden durften, ganz gleich, wie rücksichtslos sie selbst angriffen. Einmal vom moralischen Problem des Tötens ganz abgesehen, konnte die komplette Weltgeschichte verändert werden, wenn eine oder mehrere dieser Personen früher als vorgesehen und an einem falschen Ort starben. Vielleicht konnten sie dadurch nicht genug neue Söldner anwerben, eine Schlacht erhielt dadurch einen völlig anderen Verlauf, und der Krieg wurde ganz anders entschieden, als es bisher im Geschichtsbuch stand. Worauf möglicherweise in der Folge keine Revolution stattfinden würde, kein Napoleon Kaiser wurde, völlig andere politische Konstellationen entstanden und im Endeffekt ein wahnsinniger Diktator namens Hitler so vielleicht den 2. Weltkrieg doch gewann -oder sein Ende um ein Jahrzehnt hinauszögerte. Vielleicht fand auch der 1. Weltkrieg nicht oder in ganz anderer Form statt, und die Grundvoraussetzung für die Anwesenheit und Zurückversetzung der Zeitreisenden entfiel - wodurch sie sich bereits in einer klassichen Paradoxon-Schleife befanden, aus der es kein Ausbrechen mehr gab…
    Nicole schob die Gedanken beiseite und sah sich wieder nach ihren Verfolgern um. Die waren endlich zurückgefallen, gaben aber immer noch nicht auf. Pferde waren teuer, sie wollten wohl auf das Tier nicht verzichten. Nicoles wegen hätten sie sicher längst aufgegeben; was für einen Sinn sollte es haben, ihr über eine halbe Stunde lang nachzusetzen, ohne ihr wirklich näher zu kommen! Sie war froh, daß die beiden Verfolger im Reiten nicht schießen konnten. Um die altertümlichen Pistolen abzufeuern, bedurfte es der Ruhe. Und selbst mit modernen Waffen wäre es schwierig gewesen, einen Treffer zu erzielen. Die großen Verfolgungsschießereien des Wilden Westens hatte es nur im Film gegeben, niemals in der Wirklichkeit.
    Nur die hunnischen Steppenreiter mit ihren Reflexbögen hätten es fertiggebracht, auch aus vollem Galopp ihre Pfeile ins Ziel zu schicken…
    Aber diese berittenenn Landsknechte waren keine Hunnen. Deren Zeit war längst vorbei, und ihre Nachfolger vermochten die Welt längst nicht mehr dermaßen in Schrecken zu versetzen, wie es Attilas Horden einst getan hatten.
    Plötzlich sah Nicole ein kleines Dorf vor sich auftauchen. Sie hielt darauf zu. Vielleicht fand sie dort Hilfe. Es wurde Zeit, diese unselige Verfolgungsjagd zu beenden und zurückzukehren, um Zamorra zu helfen.
    Eine Gruppe von Menschen bewegte sich auf das Dorf zu, hatte es fast erreicht. Vornweg bewegten sich Männer mit Knüppeln und Heugabeln, dahinter trottete ein karrenziehender Ochse, neben dem ein Mann in einer Mönchskutte ausschritt. Und auf dem

Weitere Kostenlose Bücher