0519 - Das Auge von Atlantis
mit der Wand…«
»Mit welcher? Der in der Videothek oder der hier?«
»Es ist ein- und dieselbe«, erklärte Sandra. »Sie ist die Verbindung zwischen Zeit und Raum. Ich spürte, daß sie manipuliert wurde. Jemand befindet sich in meiner Videothek…«
»Dann hole sie her!«
»Sei ruhig, Sinclair, hüte nur deine Zunge. Ich lasse euch vierteilen und zermalmen. Ich hetze euch meine Freunde an den Hals, wenn sich herausstellt, daß ihr zu einem miesen Trick gegriffen habt. Das kann ich euch versprechen.«
»Wir haben nichts getrickst. Was geschehen ist, hast du dir selbst zuzuschreiben. Manchmal nimmt man sich eben zuviel vor, Sandra. Dann entgleiten einem die Dinge…«
»Mir nicht! Ich herrsche hier. Ich habe hier immer geherrscht, schon zu Zeiten, als niemand an dich dachte.«
»Aber die Zeiten haben sich geändert. Das solltest du nie vergessen. Sie sind nicht mehr so wie früher. Atlantis ist vorbei, es ist Legende, meinetwegen auch Geschichte.«
»Ich habe überlebt. Seine Kraft hat überlebt. Das solltest du wissen, Sinclair.«
»Möglich. Nur kann sich die Kraft auch verändert haben, das solltest du nicht vergessen.«
Sandra wollte nicht mehr über den Kontinent reden. Sie konzentrierte sich einzig und allein auf die Wand. Dabei trat sie so nahe an sie heran, als wollte sie ihre Lippen dagegendrücken. Doch sie nahm nur die Hände, um zu ertasten und zu spüren, welch eine fremde oder andere Kraft sich darin verbergen konnte.
Lady Sarah schaute mich an und hob gleichzeitig die Schultern.
Auch sie wurde nicht schlau.
»Vielleicht ist es Suko!« hauchte ich ihr zu.
»Meinst du?«
»Kann sein.«
Sandra fuhr herum. Sie duckte sich dabei und zog den Kopf zwischen die Schultern. »Was gibt es da zu reden?« fuhr sie uns an.
»Los, was habt ihr zu bequatschen gehabt?«
»Nichts weiter«, sagte ich.
»Wir machen uns eben auch Gedanken!« fügte Lady Sarah hinzu.
Sandra nickte heftig. »Das könnt ihr auch. Ja, das solltet ihr sogar. Aber macht euch Gedanken über euren Tod, der dicht bevorsteht. Wenn ich nicht herausbekomme, was mit der Wand oder dem Tor geschehen ist, kann ich für nichts garantieren.«
»Steige hinein«, schlug ich vor.
Sie schüttelte den Kopf. »So einfach ist es nicht. Etwas stört mich. Die Magie des atlantischen Auges zeigt sich irritiert. Ich… ich werde es herausfinden.«
Sehr sicher klang mir das nicht. Unsere Spannung wuchs. Sandra konzentrierte sich wieder auf die Wand. Sie hatte uns den Rücken zugedreht, weil sie sich so sicher fühlte. Das konnte sie auch sein, denn mir würde es nicht im Traum einfallen, sie zu überwältigen.
Um hier wegzukommen, brauchten wir einfach ihre Hilfe.
Die Seherin redete mit flüsternden Worten, die intervallweise über ihre Lippen drangen. Was sie sagte, verstand ich nicht. Es handelte sich dabei um eine Sprache, die auf dem alten Kontinent gesprochen wurde. Und wahrscheinlich setzten sich die einzelnen Worte auch zu einer magischen Beschwörungsformel zusammen.
Sandra hatte damit Erfolg. Zudem trugen auch die Bewegungen ihrer Hände dazu bei. Wir vernahmen das schabende Geräusch, als die Handflächen über die Wand glitten, und wir sahen auch, daß sich das Tor veränderte.
Zwar wurde es nicht durchscheinend, aber es hellte sich auf eine gewisse Art und Weise auf, so daß innerhalb der Struktur ein Bild entstehen konnte.
Ich strengte mich an, um das Motiv des Bildes erkennen zu können. Das war zu schwer. Es konnte sich durchaus um eine Gestalt handeln, um einen Menschen.
Der Meinung war auch Lady Sarah. »John, da steht jemand in der Wand, glaub mir.«
»Und wer?«
»Wenn ich das wüßte…«
Sandra unterbrach ihre beschwörenden Worte für einen Moment und drehte den Kopf. »Ihr habt recht, dort ist jemand! Da steckt einer in der Wand, zum Henker. Und ich werde auch herausfinden, um wen es sich dabei handelt. Darauf könnt ihr euch verlassen!«
Mich wunderte es, daß die magische Wand oder das transzendentale Tor so farblos blieb. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, ein Auge zu sehen, bis mir einfiel, daß wir uns in dem Auge befanden.
Aber hatte sich das Auge nicht auch auf der anderen Seite gezeigt?
»John, jetzt wissen wir mehr«, hauchte Sarah Goldwyn. Sie ging einen kleinen Schritt vor, um besser sehen zu können, denn die Wand oder das Tor zeigte sich durchsichtig.
Wir schauten in ein etwas verschmiert wirkendes Fenster, allerdings bis auf die andere Seite.
Und dort erkannten wir einen uns bekannten
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