0519 - Das Auge von Atlantis
rief sie schrill.
»Das Auge verdichtet sich.«
»Und was bedeutete das für uns?«
»Das wir zerquetscht werden können. Diese Welt steht unter einem fürchterlichen Druck, der alles vernichtet. Ich weiß nicht, ob wir noch eine Chance haben.«
Die Horror-Oma behielt auch angesichts dieser prekären Lage die Nerven. »Wie lange noch?«
»Keine Ahnung.«
»Kann sie uns helfen?«
Damit hatte Sarah Goldwyn Sandra gemeint, über deren Schicksal wir noch immer nichts wußten.
»Keine Ahnung.«
Da hörten wir die Schreie!
Furchtbare Laute, manchmal ein Stöhnen, dann wieder ein häßliches Kreischen, dazwischen schrille Töne.
Es waren die Monstren, die so furchtbar schrien. Wir schauten automatisch zum Eingang. Dort tauchte zufällig ein Skelett auf. Es ging mit marionettenhaft wirkenden Bewegungen und hatte den kahlen Schädel vorgebeugt, als läge ein schweres Gewicht auf der blanken Platte.
Einen Schritt ging es vor, einen zweiten, ungemein mühsamen. Da brach es schon ein, und gleichzeitig vernahmen wir das Knacken der Knochen.
Der Knöcherne zerbrach!
Nicht nur seine Glieder konnten der Belastung nicht widerstehen, auch der Schädel bekam den Druck zu spüren. Er begann zu splittern. Wir erkannten die ersten Risse auf der Platte, die sich wie ein Spinnenetz ausbreiteten, dann hielten die Reste des Schädels der Belastung nicht mehr stand.
Er zerknackte!
Gleichzeitig zerbrachen auch die Beine des Knöchernen, als wären sie von einer gewaltigen Pranke einfach weggefegt worden. Die Splitter und Stücke wirbelten in alle Richtungen davon. Sogar durch den Eingang flogen sie und blieben dicht vor unseren Füßen liegen.
»Der Druck!« keuchte ich und geriet allmählich ins Schwitzen. »Irgendwann erwischt er uns auch.«
Die Horror-Oma hatte verstanden. Sie verdrehte die Augen und richtete den Blick gegen die Decke.
Noch hielt sie…
»Weißt du Bescheid, John? Hast du schon einen Plan?«
»Kaum, Sarah. Ich denke nur an das Tor. Es könnte uns möglicherweise retten.«
»Meinst du?«
»Ja! Wir müssen es versuchen, wir…«
Sie sprach aus einem guten Grund nicht mehr weiter. Wieder hatten wir ein Knacken vernommen.
Diesmal nicht von draußen. Kein zweites Skelett war vernichtet worden. Das Geräusch war in der Höhle aufgeklungen, und die Decke zeigte die ersten Risse…
Noch etwas anderes hörten wir. Ein leises, hämisches und wissendes Lachen.
Sandra hatte es ausgestoßen. Sie lag nicht mehr am Boden und hatte sich halb aufgerichtet. Mit der rechten Hand stützte sie sich ab.
»Ihr habt den Bogen überspannt«, sagte sie. »Überspannt. Ihr kennt die Magie nicht. Aber ich kenne sie, aber ich! Sie kann Leben geben und töten. Das wird sie auch tun…«
***
Suko stand im strömenden Regen, hatte die Combat-Haltung eingenommen und zielte auf den Rücken des Killers, der im Begriff war, einen weiteren Mord zu begehen.
Er schoß.
Willy zuckte zusammen. Das geweihte Silbergeschoß hatte den rechten Oberschenkel getroffen und den Mörder durch seine Aufprallwucht herumgerissen.
Die Hände mit den langen Nägeln rutschten vom Körper des Chauffeurs ab, wobei sie gleichzeitig noch Stücke aus der Kleidung rissen, so scharf waren sie.
Willy drehte sich.
Aus dem Wagen sprangen zwei in dunkle Mäntel gekleidete Männer, die von Sir James angesprochen wurden.
Das alles kümmerte Suko nicht. Er konzentrierte sich voll und ganz auf Willy.
Der Chauffeur war über die Motorhaube hinweggerutscht und vor ihr zu Boden gefallen.
Jetzt schnellte er wieder hoch.
In der rechten Hand hielt er eine Waffe. Über die Haube hinweg zielte er auf Willy.
»Dich mach’ ich fertig!« brüllte er. »Dich pumpe ich mit Blei voll!«
Suko wollte noch dagegen schreien, der Mann aber war wie von Sinnen. Mehrere Male hintereinander drückte er ab. Vor der Mündung entstanden blasse Feuerblumen, die sofort wieder verschwanden, als hätte sie der Regen weggewischt.
In seiner Panik streute der Chauffeur viel zu sehr. Auch Suko geriet in Gefahr, von einer Kugel erwischt zu werden. Er tauchte zu Boden, rollte sich durch die Nässe, blieb mit schußbereiter Waffe liegen und bekam mit, daß Willy mehrmals getroffen wurde.
Der Killer brach zusammen. Ungefähr in der Mitte zwischen dem Wagen und dem Straßengraben.
Sein Mörder aber lachte auf. Er schüttelte dabei den Kopf. Selbst den Glanz in seinen Augen konnte Suko erkennen. Dieser Mensch hatte gewonnen, und er wollte sich davon überzeugen. Mit steifen Schritten
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