0519 - Das Auge von Atlantis
umrundete er die Kühlerfront es Wagens, um sich von Willys Tod zu überzeugen.
Daran glaubte Suko wiederum nicht.
»Bleiben Sie weg!« brüllte er den Mann an. »Keinen Schritt weiter! Sie wissen nicht, ob er tot ist.«
»Ich habe ihn dreimal erwischt!«
»Trotzdem!«
Da sich der Chauffeur nicht beirren ließ, mußte Suko eingreifen.
Bevor der Mann Willy erreichen konnte, war der Inspektor bei ihm und schleuderte ihn in die entgegengesetzte Richtung, wo der Knabe Mühe hatte, sich wieder zu fangen.
Suko streckte ihm die linke Hand entgegen. »Keinen Schritt mehr weiter, hörst du?«
»Der ist verrückt!« schrie der Fahrer. »Der ist einfach verrückt!«
»Tun Sie, was er gesagt hat!« rief Sir James.
Neben ihm standen die beiden anderen Männer. Sicherlich hatten sie zahlreiche Fragen, nur beantwortete Sir James keine von ihnen, denn das andere Geschehen nahm seine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch.
Das wurde von Suko diktiert. Er hatte seine Erfahrungen mit dem Killer sammeln können.
Gegen Kugeln war er immun. Selbst das geweihte Silbergeschoß hatte ihm nichts anhaben können. Aber Suko besaß auch noch andere Waffen. Zum Beispiel die Dämonenpeitsche.
Willy war einmal ein normaler Mensch gewesen, wenn auch mit mörderischen Anlagen. Jetzt sah er nur noch aus wie ein Mensch. Innerlich steckte er voll mit Magie, die ihn zwanzig Jahre lang beschützt hatte.
Glücklicherweise wollte der Chauffeur nicht mehr den Helden spielen. Er blieb zurück, und Suko hatte freie Bahn.
Das Zücken der Peitsche, der einmal geschlagene Kreis und das Herausrutschenlassen der drei Riemen war schon zur Routine für ihn geworden. Suko brauchte erst gar nicht hinzuschauen, das klappte alles wie am Schnürchen.
Willy hatte die Treffer überstanden. Abermals kam er hoch. Er stemmte sich dabei ab, drehte sich noch einmal im Kreis und stand breitbeinig vor Suko.
Noch immer strömte der Regen aus den niedrig hängenden Wolken. In wahren Bindfäden klatschte er auf die einsamen Gestalten nieder und näßte sie bis auf die Haut.
Trotz der miesen Lichtverhältnisse konnte Suko die Kugellöcher in der Kleidung des Mannes sehen.
Willy grinste ihn an.
Es war ein widerliches, ein triumphierendes Grinsen, das dem Gesicht einen wölfischen Ausdruck gab.
»Keiner!« sagte er rauh. »Keiner kann mich töten!« Wieder bewegte er seine Hände mit den überlangen Fingernägeln kreuzförmig vor seinem Körper hin und her.
»Tatsächlich?« fragte Suko. Er hielt die Peitsche locker. »Diesmal bist du an der Reihe, Willy. Auf dein Konto gehen einfach zu viele Menschenleben. Du wirst…«
»Ja, er wird!«
Die harte Stimme des Superintendenten unterbrach Sukos Rede.
Er hatte seinen Chef nicht kommen sehen. Wie eine phantomhafte Gestalt war er aus den grauen Regenschleiern erschienen.
»Bitte, Sir, Sie…«
»Nein, Inspektor. Der Killer Willy ist allein zu meiner Angelegenheit geworden. Das bin ich Rick Malone schuldig. Geben Sie mir Ihre Peitsche, Suko.«
»Sir, ich…«
»Das ist ein dienstlicher Befehl, Inspektor!« Die Stimme des Superintendenten klirrte.
Suko wußte, daß er sich nicht sträuben konnte. Er ging einen kleinen Schritt zurück, bis er mit Sir James auf einer Höhe stand.
Der hatte bereits seinen Arm ausgestreckt. »Die Peitsche, Suko!«
Der Chinese drückte sie in die rechte Hand seines Chefs. Sir James umschloß den Griff sehr hart. »Und jetzt gehen Sie bitte zur Seite, Inspektor«, verlangte er.
Auch das tat Suko.
Der Killer begann zu lachen. »Du willst mich töten, alter Mann?« höhnte er, »du?«
»Ja, ich.«
»Weshalb?«
»Weil ich noch eine Rechnung offen habe. Du hast Rick Malone vernichtet, du hast ihm alle Chancen genommen. Deshalb werde ich dir auch keine Chance lassen!«
Willy lachte – und griff an.
»Vorsicht, Sir!«
Suko warnte seinen Chef, denn Willy war verdammt schnell, und er bekam Sir James auch zu packen. Plötzlich hämmerte er mit seinen überlangen Nägeln zu. Er zog sie durch die Kleidung des Mannes, riß sie an einigen Stellen auf, so daß nur mehr nasse Fetzen nach unten hingen, aber Sir James hatte auch zugeschlagen und getroffen.
Drei Riemen besaß die Peitsche. Und drei Riemen erwischten den unheimlichen Mörder auch.
Sie hämmerten die widerlichen Hände zur Seite und trafen den oberen Teil der Killer-Gestalt.
Willy war sich seiner Sache einfach zu sicher gewesen. Jetzt wurde er voll erwischt.
Sein Schrei veränderte sich zu einem fürchterlichen Brüllen, als er
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