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052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

Titel: 052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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etwas viel jüngeres.«
    Das Ganze klang wie ein Scherz. Viel später sollte Jean Ecole an diese
merkwürdige Episode mit dem grauen Haar wieder erinnert werden.
    Der Bestattungsunternehmer fuhr zuerst zur Leichenhalle. Der Sarg von Edith
Liron war von dem Fahrer des Leichenwagens schon abgeholt und zum Friedhof
gebracht worden.
    Merkwürdig fand Ecole, dass der Wagen seines Freundes und Partners noch immer
auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte.
    Jetzt fing er an, sich langsam Gedanken zu machen. Etwas stimmte hier
nicht. Bevor er jedoch bei der Polizei eine Vermisstenmeldung aufgab und sich
erkundigte, ob Gudeau vielleicht in einer Ausnüchterungszelle lag, rief er in
sämtlichen ihm bekannten Stammkneipen Maurice Gudeaus an. Man hatte ihn in der
letzten Nacht nirgends gesehen.
    Er fuhr nach seinem Besuch im Polizeipräsidium in sein Büro, unterschrieb
ein paar Briefe, erledigte die wichtigsten Telefonate und dachte an Maurice
Gudeau und an Mireille. Der Gedanke an sie tauchte so plötzlich und so stark in
ihm auf, dass er ihn nicht mehr verdrängen konnte. Er nahm sich vor, sein
Mittagessen in der Nähe des Nightclubs einzunehmen und vielleicht dann einen
raschen Blick bei Mireille hineinzuwerfen.
    Sicher schlief sie noch wie tot. Er konnte es kaum erwarten, sie mit seinem
Besuch zu überraschen. Es sollte mehr als eine Überraschung werden.
     
    ●
     
    An diesem Vormittag landeten auf dem Schreibtisch von Kommissar Lecquell
wie jeden Tag bei Dienstantritt zahlreiche Meldungen.
    Da war ein Mord in der Rue Lantiez geschehen, dann ein Raubüberfall mit
schwerer Körperverletzung in der Zweigstelle einer Bank. Ein Betrunkener war in
der Nacht von einer Seinebrücke gesprungen. Er hatte das Wasser verfehlt und
war auf ein Boot aufgeschlagen, das gerade unter der Brücke hervorkam. Er hatte
sich schwere Prellungen und einen Knochenbruch zugezogen. Da lag die Meldung
eines Bestattungsunternehmers vor, der seinen Partner vermisste, hier eine
Vermisstenanzeige von einem jungen, zweiundzwanzigjährigen Mädchen, das seit
drei Tagen nicht mehr nach Hause gekommen war.
    Als Larry Brent im Büro Lecquells eintraf, gewann er einen Eindruck von der
Vielfalt der Meldungen.
    »Täglich dasselbe«, sagte Lecquell nur. Er konnte ein Lied davon singen.
    Larrys erste Frage galt dem Befinden der jungen Studentin Michele
Claudette.
    »Es kam zu keinem Zwischenfall«, erklärte der Kommissar. »Unser Mann hat
lediglich bemerkt, dass ein dunkelgrauer Peugeot mehrmals in der Straße auf und
ab fuhr. Leider konnte er das Nummernschild nicht erkennen. Der Wagen fuhr
unbeleuchtet. Eine darauf angesetzte Polizeistreife kam zu spät.«
    X-RAY-3 schürzte die Lippen. »Interessant!« Er studierte nur flüchtig die
Meldungen, die sich auf Lecquells Schreibtisch häuften. Hunderte von
Einzelschicksalen. Und doch gehörte das eine und andere zusammen.
    X-RAY-3, darin geschult, logische Gedanken zu entwickeln und mit der Folgerichtigkeit
eines Computers durchzugehen, stieß zuerst darauf. Er hielt die Suchmeldung
Jean Ecoles in der Hand.
    »Ecole et Gudeau, das Bestattungsunternehmen, nicht wahr?«, bemerkte der
PSA-Agent.
    »Richtig.«
    »Maurice Gudeau als vermisst gemeldet. Und heute Morgen ist die Bestattung
der toten Edith Liron, nicht wahr?« Larry Brent sprach halblaut vor sich hin,
während er die Liste durch die Finger gleiten ließ.
    »Und hier«, fügte er plötzlich hinzu, noch ehe Lecquell eine Bemerkung
machen konnte. »Ein junges Mädchen wird seit drei Tagen vermisst. Sie ist
zweiundzwanzig Jahre alt. Man sollte der Sache nachgehen. Zwischen
zweiundzwanzig und fünfundzwanzig waren die jungen Frauen, deren Leichnam man
stahl, nicht wahr?«
    Er hätte sicher noch einige weitere interessante Vermutungen und
Schlussfolgerungen ausgesprochen, wenn nicht in diesem Augenblick das Telefon
gerasselt hätte.
    Lecquell meldete sich. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich von einem
Augenblick zum anderen.
    »Ich komme sofort«, sagte er nur und sprang schon auf.
    »Ich glaube, die junge Studentin, die uns gestern Abend die
Schauergeschichte von dem Kopf erzählte, hatte nicht so unrecht«, meinte der
Franzose hastig. »Eben werde ich davon unterrichtet, dass man in einem
Schuppen, in dem ein alter Metrowagen abgestellt ist, die Leiche einer Frau
gefunden hat. Eine Leiche ohne Kopf, Monsieur Brent ...«
    »Wenn ich mir für den heutigen Vormittag nicht vorgenommen hätte, die
Beisetzungszeremonie für Edith Liron zu beobachten,

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