052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde
würde ich Sie jetzt
begleiten, Kommissar«, sagte Larry Brent. »Aber wir werden über die
Angelegenheit sprechen, sobald ich zurück bin. Die Dinge interessieren mich.
Wir haben einen Kopf – und wir haben einen Körper! Es ist Ihre Aufgabe,
herauszufinden, ob beide zusammenpassen. Wieder erwächst uns die Aufgabe,
herauszufinden, wo Sarde den Kopf hingeschafft hat. Ich beneide Sie nicht um
Ihre Aufgabe, Kommissar. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass da einiges auf Sie
zukommt!«
Die beiden Männer trennten sich vor dem Portal. Sie fuhren in verschiedene
Richtungen davon. Larry trug ein zigarettenpäckchengroßes Funksprechgerät bei
sich. Auch Lecquell war mit einem solchen Gerät ausgerüstet. Wenn die Umstände
es erforderten, konnten sie miteinander zu jedem Zeitpunkt Kontakt aufnehmen.
Larry Brent setzte sich hinter das Steuer seines Leihwagens, eines
dunkelroten Citroêns.
»Dies ist eine persönliche Botschaft von X-RAY-1 an X-RAY-3«, erklang es
aus dem Lautsprecher. Es war die Stimme des Leiters der PSA!
Ein Mittelsmann der Abteilung musste während der Anwesenheit Larry Brents
im Kommissariat das Kassettenband in den Citroên geschmuggelt haben. Mit einem
Universalschlüssel, über den jeder Mitarbeiter der Abteilung verfügte,
bereitete das keine Schwierigkeiten.
Der Amerikaner hörte aufmerksam zu. Er wusste, dass jedes Wort der
Botschaft unwiederbringlich verloren war. Er konnte das Band nicht ein zweites
Mal abhören, wenn er etwas nicht verstand. Während der Bericht ertönte, löschte
es sich automatisch.
Diese spezialpräparierten Bänder wurden von Mittelsmännern der PSA oft
angewandt.
»... auf Grund Ihrer Nachricht haben wir sofort den Computern die
Datenübermittelt. Das Ergebnis ist erstaunlich, und es stützt sich nur zu etwa
dreißig Prozent auf eine Vermutung! Das ist, in Anbetracht der geringen
Hinweise, die wir bisher haben, ein ungewöhnlich hoher Prozentsatz an
Sicherheit. Nach der Beschreibung dieses Dr. Sarde mit dem amerikanischen
Akzent kämen Tausende von Amerikanern in Frage, die derzeit in Paris und
Umgebung weilen. Und doch ist der Kreis der möglichen Verdächtigen scharf
eingegrenzt worden.« X-RAY-1 sprach klar und präzise, wie es seine Art war.
»Ich verzichte hier darauf, die fünf Namen zu erwähnen, die als Tatverdächtige
in Frage kommen könnten. Wir haben uns speziell an den Kreis gehalten, der eventuell
wissenschaftliches Interesse an dem haben könnte, was derzeit in Paris
geschieht. Dabei haben die Computer zwei Namen preisgegeben, die Sie
wahrscheinlich in größtes Erstaunen versetzen werden, X-RAY-3! Sie heißen: Dr. Henry Fond und Dr. Clay Morron !«
X-RAY-3 schluckte. Er hatte plötzlich einen pelzigen Geschmack im Mund.
X-RAY-1 schien geahnt zu haben, dass die Erwähnung dieser beiden Namen
seinen Agenten in Frankreich in diesem Augenblick schwer treffen musste. Die
Pause, die der Leiter der Abteilung einhielt, trug dem Rechnung.
»... unvorstellbar, nicht wahr?«, tönte die Stimme aus dem kleinen
Lautsprecher, während Larry Brent sich wie in Trance auf der nächsten Kreuzung
in den Verkehr einfädelte, um Richtung Cimetière de Montparnasse zu kommen, wo
in knapp dreißig Minuten die Beerdigung Edith Lirons sein sollte.
Larry hatte mit einem Mal tausend Fragen auf dem Herzen, aber er konnte sie
nicht stellen. Doch X-RAY-1 musste sie ihm beantworten, durch seine Hinweise,
durch die Botschaft, die er seinem besten Mann zukommen ließ.
»Nach dem, was sich vor gut vier Wochen in der kleinen schottischen
Ortschaft Alness ereignet hat, dürften die Namen, die ich hier nannte, gar
nicht mehr zur Debatte stehen«, fuhr X-RAY-1 fort. »Die Computer gingen sogar
so weit, noch einmal auf Professor Sanders und seine Experimente hinzuweisen.
Es wurde der Verdacht geäußert, dass das Geschehen in Paris eine Fortsetzung
dessen ist, das in Schottland begann.«
Die Erinnerung an das unheimliche Abenteuer in den Katakomben des Wahnsinns , bei dem die hübsche schwedische Agentin
Morna Ulbrandson mit knapper Not dem Irrsinn entging, war noch ziemlich frisch.
»... es ist anzunehmen, dass Sanders auf keinen Fall das Unglück und die
Feuersbrunst überstanden hat. Er war nur noch Hirn, er konnte für sich selbst
nicht mehr das Geringste tun. Wie aber stand es mit Henry Fond und dem
Gehirnchirurgen Clay Morron? Ihrer Meldung zufolge müssen auch diese beiden
Wissenschaftler in den Flammen umgekommen sein. Nach Ihrer Abreise aus Alness
organisierte die örtliche
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