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052 - Invasion der Toten

052 - Invasion der Toten

Titel: 052 - Invasion der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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mal einen halben Tag alt. Womöglich hatte sie die Leichendiebe nur knapp verpasst.
    Im Licht des aufsteigenden Mondes ließen sich Spuren in dem frischen Sand ausmachen. Scharfe Konturen, aber kleine Füße.
    Leise Stimmen rissen Jiina aus den Gedanken. Sie drangen zwischen den Zypressen hervor und wurden langsam lauter. Die Leichendiebe kehren zurück!
    Jiina wirbelte auf dem Absatz herum und rannte davon. Dreißig Schritte weit, dann blieb sie stehen.
    Nein, fliehen war feige. Das würde sie sich später nie verzeihen. Sie musste herausbekommen, was mit den Leichen geschehen war. Das war sie Noak schuldig.
    Sie verbarg den Dolch unter ihrem Umhang, damit kein Lichtreflex sie verraten konnte. Ein verwitterter Grabstein, der noch aufrecht stand, versprach gute Deckung. Sie hockte sich dahinter und harrte der Dinge, die da kommen mochten.
    Die fremden Stimmen schwollen an, aber sie konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. Es musste ein fremde Sprache sein, die in El'ay nicht sonderlich geläufig war.
    Jiina zeichnete nervös die auf dem Grabstein eingemeißelten Buchstaben mit den Fingerkuppen nach. TOM SAVINI entzifferte sie mühsam. Sie hatte den Namen noch nie im Leben gehört.
    An den offenen Gräbern tauchten mit Schaufeln bewaffnete Männer auf, die sich sofort an die Arbeit machten. In kürzester Zeit schütteten sie alle offenen Gruben wieder zu. Danach sah das Gräberfeld so aus wie zuvor. Bis zum nächsten Begräbnis an dieser Stelle würde niemand mehr wissen, wer hier eigentlich verscharrt sein musste.
    Kalte Wut stieg in Jiina auf. Was auch immer die Kerle da trieben, es ekelte sie an. Den Dolchgriff fest umklammert wartete sie, bis die Leichendiebe zwischen den Zypressen verschwanden.
    Dann nahm sie die Verfolgung auf.
    Das Mondlicht reichte gerade aus, um den vor ihr liegenden Weg zu erkennen, aber mehr brauchte sie auch nicht. Bevor der Pfad die Bäume passierte, schlug sie sich seitlich in die Büsche. Nesselstauden, mit jackengroßen Blättern versperrten ihr den Weg. Sie warf die Kapuze über und verbarg ihre Hände unter dem Umhang. Derart geschützt bahnte sie sich den Weg. Als doch eine der fingerlangen Dornen zu ihr durchdrang, ignorierte sie einfach den brennenden Schmerz.
    Jiina trat gerade rechtzeitig aus dem Gebüsch, um zu sehen, wie die Leichendiebe in einer der Steingrüfte verschwanden.
    Nachdem sich die Tür überraschend lautlos geschlossen hatte, waren sie wie vom Erdboden verschwunden.
    Fragte sich nur, was sie in dem engen Loch wollten?
    Angst und Wissbegier zerrissen Jiina schier die Brust. Wäre es nicht um Noak gegangen, hätte sie sich längst aus dem Staub gemacht. So aber nahm sie all ihren Mut zusammen und schlich näher heran. In der Gruft gab es keine Fenster, also konnte sie auch niemand bemerken.
    Dachte sie.
    Sie war noch zehn Schritte von der Gruft entfernt, als die Tür plötzlich wieder aufschwang. Jiina erstarrte beim Anblick der wankenden Gestalten, die ins Freie quollen. Verdammt, damit hatte sie nicht gerechnet!
    Gehetzt sah sie sich um. Wohin sollte sie fliehen?
    Ehe sie zu einer Entscheidung gelangt war, kamen ihr schon acht Gestalten entgegen.
    Jede von ihnen trug einen sackähnlichen Umhang, der den Körper bis zum Hals verhüllte. Die Horde erinnerten an einen Zug von Leprakranken, und das erklärte vielleicht auch den üblen Verwesungsgestank, der ihnen voraus eilte. Jiina schlug angeekelt die Hand vor den Mund. Endlich fand sie die Kraft zur Flucht. Wie von Taratzen gehetzt rannte sie davon, doch die Panik machte sie blind. Sie übersah einen halb in der Erde versunkenen Grabstein und schlug lang hin.
    Schmerz tobte durch ihren Körper, trotzdem rollte sie auf den Rücken und reckte den Dolch drohend in die Höhe.
    Bereit, ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
    Die Kuttenträger näherte sich ihr auf breiter Front. Eine vielfache Übermacht, gegen die sie sich keine Chance ausrechnete. Besonders als ihre starren, von Fäulnis befallenen Gesichter vom Mondlicht beschienen wurden. Jiina stockte der Atem. Was da auf sie zu wankte, konnte, durfte ganz einfach nicht mehr leben. Blanker Knochen schimmerte unter zerfressenen Wangen hervor. Einigen Gesichtern fehlten Nasen und Ohren, anderen der komplette Unterkiefer.
    So sahen Menschen aus, die schon Tage oder Wochen in der Erde gelegen hatten.
    Leichen, die eigentlich starr und steif sein sollten, wandelten wieder unter den Lebenden!
    Jiina fühlte sich wie gelähmt. Nicht einmal der

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