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052 - Invasion der Toten

052 - Invasion der Toten

Titel: 052 - Invasion der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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vorsichtshalber einen Schutzzauber von ihm anfertigen lassen, eine kleine Figur aus Lehm, Wachs und Stroh, die sie in Noaks Grabhügel verstecken wollte. Angeblich sollte das verhindern, dass andere Leichen über ihm bestattet wurden.
    Früher hätte Jiina über solche Zaubereien nur gelacht, doch nachdem der Liebste so plötzlich von ihrer Seite gerissen wurde, verfolgten die Gedanken an Tod und Wiederauferstehung sie bis in den Schlaf. Sie musste ihren Schmerz einfach kanalisieren, auch wenn die Bax, die sie dem Schamanen zugesteckt hatte, zum Fenster hinaus geschmissen waren.
    Je tiefer sie auf den Friedhof vordrang, desto schummriger wurde es. Hohe Bäume und dichtes Gestrüpp dämpften die ohnehin schwache Helligkeit zu einem matten Zwielicht, in dem die Umgebung wie in Watte versank. Jiina sah noch nicht einmal die schmalen Blätter einer Trauerweide, die plötzlich wie Geisterfinger durch ihr Gesicht strichen. Nach diesem Schrecken waren ihre Sinne aufgekratzt, ja geradezu überempfindlich.
    Der Wind, der um die zerschlagenen Grabsteine pfiff, erschien ihr nun wie das Wispern von Toten, die ihre baldige Rückkehr verkündeten.
    Jiinas Herz schlug schneller. Unwillkürlich umfasste sie den schmalen Dolch unter ihrem Gewand. Der raue Horngriff löste ein beruhigendes Gefühl in ihr aus.
    Sie hätte die Waffe von ihrer Freundin Brina bekommen, damit sie sich gegen allzu zudringliche Kerle in der Toten Taratze
    wehren konnte. Jiina war es zwar gewohnt, aus trunkenen Augen angeglotzt und auch schon mal betatscht zu werden, doch wenn es ihr zu viel wurde, wusste sie sich durchaus zu wehren. Eine Elle kalten Stahls an der Kehle hatte schon manchen Zecher nüchtern gemacht.
    Die Erinnerung an die vielen kleinen Siege, die sie schon davon getragen hatte, ließ neue Zuversicht durch Jiinas Körper strömen. Mit weit ausholenden Schritten ging es weiter.
    Zu ihrer Rechten wuchsen gedrungene Bauten in die Höhe. Alt und verwittert.
    Graue Steingrüfte, in denen sich der Abschaum von El'ay verkroch, wenn er des Nachts keine andere Bleibe fand. Bisher konnte Jiina aber keine zerlumpten Gestalten entdecken. Sie schien ganz alleine auf dem Gelände zu sein. Umso besser.
    Hatte sie also doch den richtigen Zeitpunkt abgepasst.
    Ein Stück weiter links, hinter den Zypressen lag das frisch aufgeworfene Gräberfeld für die Männer und Frauen, die bei der Schlacht um den Microware-Turm umgekommen waren. [2] Noak war einer von ihnen. Jiina hatte ihn noch gewarnt sich einzumischen, aber er wollte nicht abseits stehen, wenn es gegen die Unterdrücker ging.
    Nun war sie allein. Ohne Liebe und ohne Schutz, in dieser brodelnden Stadt, die schon manchen verdorben hatte.
    Traurig ließ Jiina den Blick über die Reihen der Gräber schweifen, doch als sie die Stelle fand, an der Noak lag, krampfte sich ihr Magen zusammen. Genau dort, wo er ruhte, sahen die Erdhügel völlig zerwühlt aus. Irgendetwas stimmte da nicht.
    Instinktiv sah sie sich nach einer lauernden Gefahr um, konnte aber nichts entdecken. Die Neugier trieb Jiina weiter, obwohl sie am liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht hätte. Jeder Schritt, der sie dem Ziel näher brachte, ließ ihren schrecklichen Verdacht wachsen. Trotzdem entfuhr ihr ein unterdrückter Schrei, als vor dem geöffneten Grab stand.
    Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
    Dort, wo Noak liegen sollte, gähnte nur eine leere Grube im Boden. Sein Leichnam war fort.
    Während die Sonne hinter den Türmen von Downtoon versank, kämpfte Jiina mit aufsteigendem Schwindelgefühl. Ihre Knie wurden weich. Sie stolperte. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre in die Grube gestürzt. Mühsam riss sie sich zusammen. Dies war nicht die Zeit für eine Ohnmacht. Sie brauchte all ihre Sinne, um zu überleben. Das spüre sie deutlich.
    Jiina riss den Dolch unter ihrem Umhang hervor, aber so sehr sie auch suchte, weit und breit war kein Leichendieb auszumachen.
    Was hatte das zu bedeuten? Auf diesem Feld lagen nur die Ärmsten verscharrt.
    Niemand, dem die Verwandten reiche Grabbeilagen mit ins Jenseits gaben.
    Und überhaupt! Wer stahl schon einen Toten!? Oder waren hier Guuls am Werk, diese ekelhaften Aasfresser?
    Je länger Jiina nach einer logischen Erklärung suchte, desto mehr klärten sich ihre Sinne. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Noaks Grab von weiteren Löchern flankiert wurde. Sie kniete nieder wie ein Waldläufer, zerrieb etwas von dem Aushub zwischen ihren Fingern und roch daran.
    Frisch aufgeschüttet, nicht

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