052 - Invasion der Toten
seinen Zweck erfüllt.
Während draußen der Rückzug vorbereitet wurde, steckte er allerdings in der Falle. Durch den Vordereingang konnte er nicht fliehen, sonst rannte er den Ninjas in die Arme. Nervös sah er sich im Inneren der Gruft um. Hier gab es höchstens Platz für zehn Personen. Es musste noch einen zweiten Zugang geben, durch den die unzähligen Zombies herangeführt wurden.
Vorsichtig tastete er sich an zerborstenen Steinplatten entlang, hinter denen man einst die Verstorbenen aufgebahrt hatte. Särge und Knochenreste hatten schon vor Jahrhunderten lebenden Bewohnern weichen müssen, die hier Schutz vor Regen und Kälte suchten.
Hinter einem Haufen aus Steinschutt entdeckte Aiko ein Loch im Boden, das in die Tiefe führte. Matter Lichtschein zeichnete die Konturen einer primitiven Eisenleiter nach, mehr war nicht in dem Durchstieg zu erkennen.
Draußen trafen die ersten Zombies mit den verprügelten Arbeitern ein.
»Sofort ins Lazarett mit ihnen«, befahl Kashima.
Die Schritte wurden lauter. Jeden Moment würden die ersten von ihnen in die Gruft treten. Aiko blieb keine andere Wahl. Behände schwang er sich über die Leiter in die Tiefe. Hinab ins Unbekannte.
Nicht ahnend, welcher Schrecken ihn dort erwarten sollte.
***
Brina hetzte durch die Nacht, ohne Rücksicht auf Verluste.
Tief hängende Äste schlugen ihr ins Gesicht, aber sie spürte keinen Schmerz.
Alle Sinne waren nur darauf ausgerichtet, den bedrohten Gefährten zur Hilfe zu eilen. Ärgerlich drängte sie die Stimme in ihrem Ohr beiseite, die davor warnte, sich sehenden Auges ins Unglück zu stürzen. Brina hatte schon viele aussichtslose Situationen überstanden, weil sie dem Gegner furchtlos entgegen getreten war. So würde es auch diesmal sein.
Fahler Mondschein tauchte das frische Gräberfeld in ein unwirkliches Licht, als sie zwischen wild wucherndem Gestrüpp hervorbrach. Matte Reflexe funkelten wie Irrlichter über den Hügel. Sie stammten von blanken Klingen, mit denen die Zombies Jagd auf Raiker und seine Freunde machten.
Brina packte die Schwerter fester, ohne im Lauf innezuhalten. Sie durfte gar nicht erst damit beginnen, ihre Chancen auszurechnen, sonst verließ sie noch der Mut. Mit langen Sätzen verkleinerte sie den Abstand zwischen sich und den Untoten, die ihr den Rücken zukehrten.
Gellende Laute hallten durch die Nacht. Sie klangen nicht menschlich, und doch meinte sie die Stimme von Wulfgar zu erkennen. So schrie nur jemand in höchster Todesangst. Keuchend hetzte Brina weiter, verzweifelt bemüht, einen der Gefährten zu entdecken. Doch alles was sie sehen konnte, waren Zombies.
»Da! Da ist noch eine von ihnen!« Ein am Boden liegender Leichendieb, der in ihre Richtung deutete, stieß den Ruf aus.
»Packt sie doch.«
Einige Zombies drehten sich tatsächlich zu ihr um, stießen ein kehliges Grunzen aus und kamen näher. Brina wirbelte ihre Schwerter in einer genau abgestimmten Bewegung durch die Luft. Flirrender Glanz umgab sie, doch die Untoten ließen sich von der Demonstration nicht einschüchtern. Sie hatten keine Angst vor Verletzungen, Schmerzen oder dem Tod. Mit den üblichen Drohgebärden war ihnen nicht beizukommen.
Brina rannte weiter. Sie durfte sich auf kein zeitraubendes Scharmützel einlassen, wenn sie ihren Freunden helfen wollte.
Als sie Raiker endlich entdeckte, blieb ihr glatt das Herz stehen. Er hing im Würgegriff eines muskelbepackten Gegners, dessen wuchtiger Oberkörper nur von einer ärmellosen Lederweste bedeckt wurde. Ruß und Brandflecken, die auch die ausgestellte Lederhose zierten, ließen auf einen Schmied schließen. Zumindest hatte er diesen Beruf ausgeübt, als er noch lebte. Jetzt war er nicht mehr als eine mordlüsterne Bestie, erfüllt von widernatürlichem Bewegungsdrang.
Raiker bebte am ganzen Leib, wie von Krämpfen geschüttelt. Seine Abwehr erlahmte.
Er schien zu ersticken.
Aus dem Stand heraus schnellte Brina los. Halt durch, dachte sie zwischen zwei Atemzügen, gleich bin ich bei dir.
Raikers Gesichtsfarbe näherte sich bereits dem blauen Teint des Zombies an, doch Brina war sicher, den Wettlauf zu gewinnen. Bis der Zombie seinen zerfressenem Armstumpf hob. Der daraus hervorstehende Knochen war nicht weniger gefährlich als ein Speer oder Dolch.
Brina verdoppelte ihre Anstrengungen, doch ihre Beine schienen plötzlich wie aus Blei gegossen. Schneller ging es einfach nicht. Hilflos musste sie mit ansehen, wie die Knochenspitze nach vorne schnellte. Zwei
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