052 - Sie wollten meine Seele fressen
meine einzige Chance, zu entkommen.
Meine Gedanken eilten der Zeit voraus. Ich überlegte mir, wie es weitergehen sollte, wenn mir die Flucht tatsächlich gelang. Sollte ich dann meine Kampfgefährten suchen oder mich allein zum schwarzen Tempel durchschlagen?
Es hatte wohl wenig Sinn, Boram und Mr. Silver wiederfinden zu wollen. Zumal der schwarze Tempel ein Ziel war, das auch sie ansteuern würden.
Dort mußte ich sie wieder treffen. Doch der Weg zum Tempel würde mit Gefahren gespickt sein. Ich konnte abermals in Gefangenschaft geraten oder diesmal sofort getötet werden…
Du bist ja noch nicht einmal frei! sagte ich mir dann jedoch und kam in die Wirklichkeit zurück. Es war besser, erst einmal abzuwarten und dann die Entscheidungen zu treffen. Langfristige Pläne waren in meiner jetzigen Situation sinnlos. Es lag zuviel Ungewisses in der Zukunft.
Immer wieder zog ich die Fesseln über die scharfe Kante des Lavasteins. Geduld ist nicht gerade meine stärkste Seite, aber ich zwang mich dazu.
Wenn der Paviandämon den Kopf wandte, spielte ich den Regungslosen, der längst resigniert hat. Doch sobald er wegschaute, nahm ich meine Arbeit wieder auf.
Ab und zu drangen Geräusche an mein Ohr, die der in der Nähe lagernde Affentrupp verursachte. Aber da war noch etwas anderes. Ein stetes, dumpfes Rauschen. Befanden wir uns in der Nähe eines Flusses, der die Tiefe einer Schlucht durchrauschte?
Ich spürte plötzlich einen Ruck, und mein Herz machte einen Freudensprung. Meine Beharrlichkeit zeitigte den ersten Erfolg! Ich konnte meine Hände, die vorher fest aufeinandergepreßt waren, ein kleines Stück bewegen.
Der Affenkrieger blickte plötzlich zu mir herüber - und ich erstarrte. Hoffentlich kam ihm nicht in den Sinn, sich meine Fesseln anzusehen.
Der Pavian lehnte seinen Speer neben sich. Er drehte sich dabei von mir weg. Ich atmete auf und setzte mein Befreiungswerk augenblicklich fort.
Je besser ich mich bewegen konnte, desto wilder trommelte mein Herz gegen die Rippen.
Und dann war ich frei!
Der Affenkrieger hatte nichts bemerkt. Ich löste mich von dem Felsen und hob vorsichtig die Hände. Der Pavian nahm wieder seine ursprüngliche Sitzhaltung ein - und sah, daß ich frei war!
Ich stürzte mich sofort auf ihn. Es gelang ihm, aufzuspringen. Er wollte mich mit seinen Krallen verletzen, doch mein Faustschlag warf ihn gegen den Felsen, an dem sein Speer lehnte.
Ich war auf einen weiteren Angriff gefaßt, aber er reagierte völlig unerwartet und stieß einen lauten Warnruf aus. Er blieb nicht ungehört, denn aus dem nahen Lager drangen sofort die aufgeregten Schreie der Paviandämonen zu mir herüber.
Das Getrappel ihrer Füße wurde mit beängstigender Schnelligkeit lauter.
Ich wirbelte herum und verschwand zwischen den Lavafelsen. Die Paviandämonen folgten mir schreiend. Ihr Anführer war der Schnellste, denn er hatte das größte Interesse daran, mich wieder einzufangen. Er wollte meine Seele!
Sie schleuderten ihre Speere nach mir. Die Wurfgeschosse klirrten und klapperten über die Felsen. Ich duckte mich und hetzte durch die engen Zwischenräume, änderte immer wieder die Richtung.
Einige Affenkrieger sprangen oben von Felsen zu Felsen und versuchten, mir den Weg abzuschneiden. Sie riefen den andern immer wieder zu, wo ich mich befand.
Mir war klar, daß ich nur eine geringe Chance besaß. Es waren zu viele Gegner. Ich konnte nicht mit allen fertigwerden. Sie würden mir nicht einmal die Zeit lassen, meinen Colt Diamondback nachzuladen.
Weiter! Weiter! trieb ich mich selbst an.
Doch meine Gegner waren schnell und wendig. Sie holten auf. Als ich erkannte, wie sehr mein Vorsprung schon zusammengeschrumpft war, wurde ich zu unvorsichtig.
Ich sprang hinter meiner Deckung hervor und rannte aus dem Felsenlabyrinth heraus, wo sie mich in die Zwickmühle nehmen wollten. Doch dann mußte ich abrupt stoppen.
Da war die Schlucht, deren Nähe ich vermutet hatte. Tief unter mir rauschte der Fluß durch das enge Bett. Großer Gott, das war eine Höhe, bei der einem schwindelig werden konnte.
War meine Flucht zu Ende?
Zu beiden Seiten tauchten die ersten Paviandämonen auf und rückten langsam näher.
Keiner von ihnen schleuderte seinen Speer. In ihren Augen war ich hoffnungslos gefangen und jetzt endgültig meinem Schicksal ausgeliefert. Ihr Anführer erschien hinter mir. Er trat grimmig vor und kam mit hochgezogenen Lefzen und gebleckten Reißern auf mich zu. Triumph glitzerte in seinen
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