0521 - Kampf um die Sonnenstadt
drückte zu. Sie wollte nach Luft schnappen, aber ihre Atemwege waren wie zugeschnürt, zugeschnürt von einem Zellgebilde, das zu einer muskulösen Ertruserhand geformt war.
Irmina wehrte den Angriff der Zellen ab, drängte sie zurück, entzog den Mitrochondrien die Energien, ließ die Energien in die Zellkerne ableiten, gruppierte die Zellkerne, die Zellen, ja, ganze Zellkulturen um.
Die Hand an ihrem Hals wurde schlaff und quoll schließlich auf zu einem unförmigen Klumpen. Der Ertruser flüchtete schreiend.
Irmina würde diese Schreie nie vergessen. Und auch nicht die Schreie des anderen verdummten Ertrusers, dessen Hals plötzlich anschwoll, sich rötlich verfärbte und schwärende Wunden gebar.
Der Ertruser erstickte. Das hatte Irmina nicht gewollt. Bald darauf mußte sie feststellen, daß es noch weitere Immune auf Last Hope gab. Sie sonderte sich von ihnen jedoch ab, als sie erkannte, daß die Immunen die Gewalt an sich reißen wollten.
Schließlich flüchtete sie auf die Oberfläche, bevor sie noch dazu provoziert werden konnte, ihre parapsychischen Fähigkeiten einzusetzen und noch mehr Menschenleben zu vernichten.
So kam es, daß sie die Sicherheit der Forschungsstation verließ und auf der höllischen Oberfläche Zuflucht suchte.
Wie sie auf den Rücken des Mar-schiere-Viel kam, war auch leicht erklärt. Sie gruppierte an der Seite des Monstrums einfach die Zellen so um, daß sie eine bis zum Boden reichende Treppe bildeten.
Nachdem sie Monate in ihrem freiwillig gewählten Exil zugebracht hatte, erfuhr sie durch Abhören der Funkfrequenzen von Perry Rhodans Eintreffen. Daraufhin kehrte sie in die Forschungsstation zurück und schloß sich der Gruppe des Großadministrators an.
Inzwischen glaubte Irmina, alles über ihre parapsychische Begabung zu wissen. Doch jetzt war ein neuer Aspekt aufgetaucht.
Sie hatte während des Alptraums gegen ihr eigenes Unterbewußtsein gekämpft und sich durch ihre Fähigkeit körperlichen Schaden zugefügt. Sie hatte im Traum, ganz und gar unbewußt, die Zellen ihrer Arme umgruppiert und konnte froh sein, daß sie mit einem relativ harmlosen Hautausschlag davongekommen war.
Aber in ihr tauchte die bange Frage auf, ob sie sich bei nächster Gelegenheit durch die außer Kontrolle geratene Fähigkeit ernsthafter schaden konnte.
4.
Die Hundertsonnenwelt war mit Tausenden von Ortungsstationen und Geschützstellungen bestückt. Für Geof-fry Abel Waringer - aber auch für Rhodan und Atlan - stand es von Anfang an fest, daß nicht einmal ein so kleines Raumschiff wie die acht Meter durchmessende Space-Jet unbemerkt auf der erdähnlichen Posbi-Welt landen konnte.
Dennoch hatten sie dieses Wagnis unternommen, das fast einem Todeskommando gleichkam.
Waringer wußte, daß es von ihm abhing, die Chancen dieses waghalsigen Unternehmens zu verbessern. Ihm oblag es, das Zentralplasma und die unbekannte Macht, von der es beherrscht wurde, von der Space-Jet abzulenken.
Nachdem die Space-Jet ausgeschleust worden war, begab sich Geoffry Waringer in die Funkzentrale.
Dort waren zwei Funker damit beschäftigt, das Zentralplasma und die terranische Bodenstation auf allen gebräuchlichen Frequenzen in Klartext und in verschiedenen Kodes anzurufen.
Sie brauchten dabei nur auf die Empfängergeräte zu achten, denn die Funksprüche wurden durch die vorprogrammierte Automatik in endloser Wiederholung abgegeben.
„Das ist vergebliche Liebesmüh", seufzte einer der beiden Funker. „Wir empfangen von der Hundertsonnenwelt nicht einmal einen Piepser."
„Weitermachen", ordnete Waringer an. Er ging zu dem dritten Funker, der seinen Dienst am Funksprechgerät eben erst angetreten hatte. Waringer nahm neben ihm am Bildsprechgerät Platz.
„Haben Sie die Liste?" fragte er den Funker.
„Jawohl, Sir", antwortete dieser und hob einen Stapel Folien in die Höhe. „Darauf sind fünftausend Namen verzeichnet, die ich herunterleiern soll. Der Name jedes Mannschaftsmitgliedes der Bodenstation. Wissen Sie, wie lange ich brauchen werde, um die ganze Liste durchzugehen, Sir? Ich habe mir ausgerechnet ..."
„Wenn Sie einen trockenen Mund bekommen, dann fordern Sie Ablösung an", unterbrach Waringer ihn lakonisch.
Er rief die Ortungszentrale über Interkom an, um sich die Position der Space-Jet geben zu lassen.
„Sie ist noch knapp 120 Millionen Kilometer von der Hundertsonnenwelt entfernt, Sir."
Also nicht einmal mehr eine Astronomische Einheit, dachte Waringer. Es war Zeit,
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