0523 - Julies schöne Zombie-Schwester
drehte. Die normale Welt um sie herum versank plötzlich. Der Strudel drehte sich immer schneller, und sie spürte kaum, daß der Mann sie auf den Bauch drehte.
»Ja, das ist die beste Lage«, kommentierte er. »So liegst du genau richtig.«
Janine atmete schwer. »Es wird schmerzen«, flüsterte sie. »Es wird bluten und…«
»Das geht vorbei, das geht vorbei…«
Dann zuckte Janine zusammen, als sie den ersten Stich direkt zwischen ihren Schulterblättern spürte. »So, mein schönes Mädchen, ich beginne nun…«
Für Janine begann ein Alptraum aus Schmerzen, Tränen und Pein.
Manchmal stand sie kurz davor, bewußtlos zu werden. Ihr Rücken verwandelte sich in ein einziges Meer aus Flammen, das sie ständig stärker bedrohte.
Zeit war nicht mehr vorhanden. Irgendwann verfiel sie in einen Zustand aus Schlaf und Ohnmacht. Sie spürte auch nicht, wie der Zwerg ihren Rücken mit einer kühlenden Salbe bestrich, die farblos war und die Farben der Tätowierungen nicht überdeckte.
Durch kaltes Wasser brachte Algorian sie wieder zurück in die normale Welt. »He, du mußt aufwachen. Die Gesichter des Teufels haben dich nun gezeichnet. Du gehörst ihm.«
»Ich verstehe das nicht.«
»Das wirst du aber. Steh schon auf, schöne Janine.« Er reichte ihr sogar die Hand, und Janine ließ sich von ihm hochhelfen.
Vor der Liegestatt blieb sie stehen. Sie hatte eine etwas vorgebeugte Haltung angenommen, weil sie sich davor fürchtete, sich gerade und aufrecht hinzustellen.
Das wiederum gefiel Kaspar Algorian überhaupt nicht. »Du mußt dich normal bewegen, Janine.«
»Aber mein Rücken.«
»Es ist nichts, du kannst dich bewegen, du kannst gehen, du kannst tanzen, wenn du willst, aber du bist eine andere geworden. Äußerlich und auch innerlich, denn meine Tätowierungen sind etwas Besonderes.«
Janine glaubte den Worten des Gnoms. Sie streckte ihren Körper – tatsächlich, es ging alles glatt. Bis auf ein leichtes Ziehen im Rücken wies nichts auf die Veränderung hin.
»Nun…?« Algorian hatte seinen Blick verändert. Er war lauernd und neugierig geworden.
Janine schaute ihn an. »Es klappt!« flüsterte sie. »Es… es klappt tatsächlich.«
»Sagte ich doch.«
Janine dehnte ihren Rücken. Es machte ihr auch nichts mehr aus, so gut wie nackt zu sein. Sie schämte sich nicht, sie fühlte sich besser als sonst.
»Na, wie geht es dir?«
»Ich bin stärker«, hauchte sie. »Ich… ich bin viel stärker als früher. Kann das sein?«
»Ja, das kann sein.«
»Und jetzt?«
»Warte, ich werde dir einen Spiegel holen.« Der Bucklige tauchte in eine Ecke des Verlieses, wo kaum Licht hinkam. Dort stand ein von einem Tuch verdeckter Gegenstand. Er lehnte aufrecht an der Wand. Elegant und lässig, wie auf einer Bühne zog Algorian das Tuch zur Seite.
Darunter war ein Spiegel verborgen gewesen. Er mußte ihn mit beiden Händen halten und trug ihn zu seinem neuen Schützling hin.
»Dreh dich zur Seite«, bat er.
Das tat sie. Kaspar Algorian hielt den Spiegel so, daß sie hineinschauen und dabei auch einen Großteil ihres Rückens erkennen konnte. »Siehst du ihn?« fragte er.
»Ja.«
»Und?«
»Er ist bunt.«
»Bunt?« Algorian begann zu kichern. Er konnte kaum über den oberen Rand des Spiegels hinwegschauen. »Bunt, sagst du? Ja, dein Rücken ist bunt. Aber er ist nicht nur bunt. Ich habe nicht einfach nur Kreise und Spiralen gemalt, auch wenn es beim ersten Hinsehen so scheint. Wenn du aber genauer hinblickst, wirst du Unterschiede erkennen. Es sind Gesichter, kleine Janine. Die tausend Gesichter des Teufels. Ich habe sie dir nicht alle eintätowieren können, leider nicht, aber diejenigen, die sich auf deinem Rücken abzeichnen, reichen aus.«
Janine nickte. Sie fühlte sich nicht mehr allein, jemand gab ihr Schutz, auch wenn es eine Gestalt war, vor der fast alle Menschen sich fürchteten.
»Bin ich jetzt etwas Besonderes?« wollte sie wissen. »Hebe ich mich von den anderen ab?«
»Ja, meine Liebe, aber nicht nur durch diese Zeichnungen, wenn du verstehst.«
»Erkläre es mir.«
»Derjenige, dessen Gesichter du auf deinem Rücken eintätowiert trägst, wird dich beschützen. Es sind nicht alle Gesichter, wie ich schon sagte, aber sie werden reichen.«
Janine nickte. »Wie wird er mich schützen können?«
»Das wirst du schon sehen.«
»Man sagt, daß der- oder diejenigen, die mit dem Teufel im Bunde stehen, unsterblich sind.«
»Ja, das kann es geben.«
»Auch bei mir? Trifft es auch auf
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