0523 - Julies schöne Zombie-Schwester
Hände. Finger wie ein Klavierspieler. Sie hätten auch zu einem Künstler gepaßt.
»Ah, du bist schön, wunderschön, du gefällst mir. Deine Mutter hat genau gewußt, weshalb sie dich zu mir schickte.«
Janine gab keine Antwort. Vergeblich versuchte sie, das Zittern zu unterdrücken. Das merkte auch Algorian. Er schüttelte den Kopf.
»Du brauchst keine Angst zu haben, Kind. Überhaupt nicht. Ich bin bei dir, ich meine es besonders gut mit dir. Ich werde dich jetzt unter meine Fittiche nehmen. Hat deine Mutter dir das nicht gesagt?«
»Ja«, hauchte Janine und ärgerte sich selbst darüber, daß sie eine Gänsehaut bekommen hatte.
»Nicht zittern, Kindchen, nicht zittern!« flüsterte er. »Ich habe eine Frage. Weißt du, was mit dir geschieht?«
»Nein.«
Er trat zurück und lachte mehr nach innen. »Hat dir deine Mutter nichts über die tausend Gesichter des Teufels erzählt?«
»Nie!«
»Dann wirst du sie bald erleben. Glaubst du an den Teufel?« fragte er lauernd und mit einer schärfer gewordenen Stimme.
»Ja, nein…«
»Du mußt aber an ihn glauben, Janine. Du mußt an den Teufel glauben. Es ist wichtig.«
»Wieso?«
»Er ist deine Rettung.« Algorian rieb seine Hände, bevor er die Rechte gegen ihren Rücken drehte. »Geh dorthin, wo sich die Liegestatt befindet.«
»Und dann?«
»Setz dich nieder.«
Janine tat, wie ihr geheißen. Sie ging mit zitternden Schritten, ohne groß darüber nachzudenken. Sie kam sich vor wie eingeschlossen, sie war nicht mehr sie selbst. Diese Welt unterschied sich radikal von der, aus der sie kam.
Auf der Bettkante sitzend, schaute sie zu, wie Algorian die Tür schloß und sie verriegelte. »Damit uns niemand stört, mein schönes Kind«, sagte er beim Umdrehen und ließ seinen Blick wieder über ihren Körper wandern. »Und nun, kleine Janine, mußt du dich ausziehen. Ja, zieh dich bitte aus.«
»Was soll ich?«
»Ausziehen!«
»Nein!« Es war eine spontane Antwort. Janine riß die Arme hoch und krallte die Hände in den Kleiderstoff vor ihrer Brust. »Nein, das will ich nicht…«
Er kam näher. Gierig sah er aus, wie ein hungriger Raubvogel, als er die Hände vorstreckte. »Du mußt dich aber ausziehen. Es führt kein Weg daran vorbei.«
Janine starrte ihn ängstlich an. »Wollt Ihr mir… willst du mir Gewalt antun?«
»Nein, das nicht.«
»Dann…«
Plötzlich war er bei ihr. Zwei huschende Schritte ließen den Zwischenraum zusammenschmelzen. Er blieb vor ihr stehen und legte seine Hände wieder auf die Schultern. Durch den Stoff spürte Janine die Wärme seiner Haut. Sehr langsam drückte er sie zurück. »Leg dich nieder, Mädchen, leg dich nur nieder…«
Diesmal konnte sie sich nicht wehren. Aus ängstlichen Augen schaute sie zu, wie die langen Finger des Mannes die Knöpfe vorn am Kleid öffneten. Janine hatte sie selbst angenäht, sie war darauf stolz gwesen. Jetzt dachte sie an nichts mehr. Sie schielte dorthin, wo sich ihr Mantel befand. Er lag auf dem Boden, unerreichbar für sie, um mit dem Stoff ihren Körper zu bedecken.
Er arbeitete schnell und geschickt und zog ihr das Kleid ganz aus.
Nur noch mit der grauen Stoffhose bekleidet, lag Janine da, die Hände über ihrer Brust gekreuzt. Sie dachte an eine Vergewaltigung, aber der Gnom hatte etwas anderes vor. Er drehte sich um und ging dorthin, wo auf dem Ofen die zahlreichen Töpfe standen.
Der Reihe nach nahm er sie vom Feuer und stellte sie auf ein Holztablett, dessen Oberseite eine Stahlplatte zierte.
»So«, sagte er, nahm das Tablett hoch und trug es an ihr Bett.
»Das alles brauchen wir.« Er stellte es neben dem Tisch ab, auf dem die Janine so fremdartig vorkommenden Instrumente lagen.
»Was hast du vor?« hauchte sie.
Kaspar Algorian rieb seine Hände. »Es ist alles ganz einfach. Ich habe dir doch von den tausend Gesichtern des Teufels erzählt, nicht wahr?«
Janine deutete ein Nicken an.
»Diese tausend Gesichter des Teufels sind auch für dich sehr wichtig. Ich werde dir einige von ihnen auf deinen Rücken tätowieren, denn so hat es deine Mutter gewollt.«
»Nein, das geht nicht. Du darfst meinen Körper nicht verunstalten!«
Algorian schüttelte seinen Geierkopf. »Er wird nicht verunstaltet. Er bekommt nur das Zeichen deines Vaters!«
»Meines – was?«
»Vaters!« sagte er hart.
Für Janine brach eine Welt zusammen. Urplötzlich überkam sie der Eindruck, in einem Boot zu sitzen, das auf seiner Fahrt in einen Strudel geraten war und sich immer schneller
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