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0527 - Die Insel der Glücklichen

Titel: 0527 - Die Insel der Glücklichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dritte Liane durchschneiden!"
    Mit ihren scharfen Messern begannen sie eine fieberhafte Tätigkeit. Sie arbeiteten sich jeweils dreimal um die Hälfte des Balles herum, und die letzten Befestigungsseile barsten von selbst. Dann schob die Kugel die Äste zur Seite und schoß förmlich in die Nacht hinaus. Fast senkrecht.
    Sandal lockerte den Doppelring aus Seilen, der um den langen, nachschleifenden Schlauch lag und hörte, wie ein geringer Teil des Gases entströmte. Dann drehte er den Knebel wieder zu, und der Ball stabilisierte sich in etwa hundertzwanzig Metern Höhe.
    Er schwenkte, drehte sich, taumelte, und die Männer hielten sich krampfhaft an den Maschen des Netzes fest „Wir fliegen!" stellte Tahonka fest.
    Sie flogen in südöstlicher Richtung, etwa auf den Raumhafen zu, dessen Lichter einen fernen, Ungewissen Halo über dem Dschungel schufen.
    Die gefahrvolle Fahrt begann jetzt. Ein Sturmstoß erfaßte den Ball, drehte ihn wie eine Feder um und um, drohte die Männer hinauszuschleudern, und dann raste der Ball wieder abwärts, direkt auf einen schwarzen, riesigen See voller platzender Blasen zu. Der lange Verbindungsschlauch schleifte durch Gras und Vegetation, durch Morast und durch das brodelnde Wasser nach.
    „Schneide diesen verdammten Schlauch ab!" heulte der Knöcherne auf.
    „Dann schlägt unsere Gaskugel um!" erwiderte brüllend Sandal.
    Ein Blitz fuhr in einen Baum, und im blendenden Widerschein sahen sie, wie dieses flaschenähnliche Gewächs in mehrere Teile aufgesplittert wurde. Eine Bö wirbelte den Ball wieder nach oben, und das Gas aus den Sumpfblasen wurde dünner. Die Männer hörten auf zu husten.
    Mit der schmalen Hand bedeckte das Thoen immer wieder die Augen, ziellos eines nach dem anderen. Dabei miaute es ununterbrochen und laut.
    „Wir müssen an der Fackel vorbei!"
    „Spring ab und ziehe uns nach links!" tobte der Knöcherne.
    Der Sturm und der Regenschauer, der nach ihm über das Land fegte, trieben den Gasball schaukelnd und rotierend auf und nieder. Jetzt steuerte er geradewegs auf eine der periodischen Feuersäulen zu, die sich an allen Stellen immer wieder in geheimnisvollen Rhythmen aus dem Sumpf erhoben.
    Berührte die Fackel den Ball, so würde er explodieren und die Männer in den Sumpf schleudern, der sie verschlingen würde.
    „Unser Ende ist nahe!" schrie der Knöcherne verzweifelt.
    „Noch leben wir!" erwiderte Sandal 6.
    Das Gewitter änderte seine Richtung, und der Sturm wurde heftiger. Er drückte die fauchenden, hellodernden Sumpfgasfackeln an den Boden, und die wenigen Pflanzen wurden versengt. Brände breiteten sich aus.
    „Der Blitz wird uns erschlagen!" rief Tahonka-No aus. Er zitterte am ganzen Körper und hielt sich krampfhaft an den Verstrebungen aus geflochtenen Rindenstreifen und gedrehten Bastschnüren fest.
    „Der Regen wird den Blitz löschen!" widersprach Sandal.
    Heiße und kalte, feuchte und trockene Luftströme wirbelten jetzt über dem breiten Morastring durcheinander. Sie machten das seltsame, unregelmäßige Fluggerät zu ihrem Spielball.
    Einmal drehte sich die Gaskugel wie rasend und drohte, die drei Insassen aus dem Korb hinauszuwirbeln.
    Dann raste der Gasball dem Boden entgegen, steuerte die Luftsäulen an, die sich über den Fackeln aus hellem Feuer erhoben, einmal schleifte der Schlauch durch ein Feuer, und explodierende Gasreste zerfetzten einen Großteil des Schlauches.
    Dann wieder hagelte ein Schauer aus nußgroßen Regentropfen auf die Rinde, durchweichte sie, und noch ehe sie sich auflösen konnte, wurde sie von einem heißen Wind getrocknet. Abermals raste der Ball nach oben, schwankte wie eine Glocke unaufhörlich hin und her und wurde schließlich vom Sturm, der sie mit einem hämmernden Regenschauer durchnäßte, dicht über die Oberfläche des Moores hinabgedrückt.
    Wir werden in den Tümpeln ersaufen! dachte Sandal.
    Ein riesiges, offenes Sumpfloch tauchte auf.
    Die schwarze Oberfläche war vom Sturm aufgewühlt wie die eines kleinen Sees. Im Schein der zahlreichen Blitze sahen die Insassen des Balles die Landschaft aus lauter wechselnden Momentaufnahmen zusammengesetzt.
    Das aufgefaserte Ende des Zuführungsschlauches tauchte ins schwarze Wasser, zog eine dreieckige Spur hindurch und schleifte dann wieder über Land. Das Ende verfing sich in Pflanzen, riß den federnden, schwankenden Boden auf und schlängelte sich weiter.
    Fauchend entwich irgendwo aus der oberen Wölbung des Balles das Gas.
    „Wir stürzen ab!"

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